Geplantes Taubenkonzept der Stadt Bielefeld

| Bielefeld (bi)

Tauben gehören in Großstädten zum Alltag. Auch Bielefeld weist eine große Taubenpopulation auf. Um die unkontrollierte Vermehrung der Tauben einzudämmen und damit die Verschmutzung von Gebäuden und Bodenbelägen zu verhindern, stellt die Stadtverwaltung ein überarbeitetes Konzept vor. „Das Ziel ist aber nicht, die Innenstadt taubenfrei zu machen“, sagt Dr. Ivo Lücke, Abteilungsleiter der Lebensmittelüberwachung und des Veterinärwesens der Stadt Bielefeld. Eine kleinere und gesunde Stadttaubenpopulation verbessere langfristig die Lebensbedingungen der Tiere.

Bisherige Maßnahmen in Bielefeld

Bisher wurden in Bielefeld sogenannte Vergrämungen (Netze oder Spikes) angebracht, um potentielles Nisten der Tiere an unerwünschten Plätzen zu verhindern.

In einem Taubenwagen an der Mindener Straße erfolgt zusätzlich eine Geburtenkontrolle, bei der Taubeneier durch künstliche Eier ausgetauscht werden. Den Austausch der Eier übernehmen Ehrenamtliche des Tierschutzvereins Bielefeld. Allein im Jahr 2022 wurden hier 855 Eier ausgetauscht. Um die Tauben an den Taubenwagen zu binden und damit eine Eiablage an einem anderen Ort möglichst zu verhindern, werden die Tauben im und am Wagen durch den Tierschutzverein gefüttert. 

Zuletzt wurden mehrere Standorte für ein weiteres Taubenhaus unter anderem am Niederwall geprüft. Hier füttert der Tierschutzverein ebenfalls. Die Vorschläge sind jedoch aus verschiedenen Gründen nicht realisierbar – unter anderem würde es bei Großveranstaltungen auf dem nahegelegenen Jahnplatz zu Kollisionen kommen, auch die potentielle Verschmutzung der Fläche war ausschlaggebend für eine Umplanung.

„Die Problematik haben wir mit den bisherigen Maßnahmen nicht gänzlich in den Griff bekommen“, sagt Umwelt- und Gesundheitsdezernent Martin Adamski. „Daher haben wir unser bestehendes Taubenkonzept überarbeitet.“

Das überarbeite Taubenkonzept

Zusätzlich zu den genannten Maßnahmen beschreibt das überarbeitete Taubenkonzept der Stadtverwaltung weitere Schritte zur Eindämmung der Taubenpopulation. Das Futterangebot soll reduziert werden, unter anderem durch ein Fütterungsverbot im Innenstadtbereich. 

Außerdem soll das Medikament „Ovistop“ eingesetzt werden, dass die Reproduktionsfähigkeit der Tauben einschränkt. Zu Beginn soll zunächst an zwei Standorten mit „Ovistop“ versetztes Futter an die Tiere verfüttert werden; am Jahnplatz und an dem Taubenwagen in der Mindener Straße. Die Wirkung wird kontrolliert und evaluiert. Anschließend ist eine Ausweitung auf das gesamte Stadtgebiet möglich. Der Einsatz des Medikaments wird veterinärmedizinisch begleitet.

Stellungnahme des LANUV zur Eindämmung der Taubenpopulation

Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV) hat im Februar 2024 Stellung genommen zu dem Einsatz des Mittels „Ovistop“. Das Medikament kann laut LANUV als ein adäquates Mittel zur Reduktion der Stadttaubenpopulation genutzt werden. So sei laut aktueller Studienlage keine Vergiftung von Greifvögeln möglich, die mit „Ovistop“ gefütterte Tauben reißen. „Die Wirkstoffe im Mittel zersetzen sich dafür zu schnell“, erklärt Lücke. 

Mit dem überarbeiteten Konzept entspricht die Stadt Bielefeld der Empfehlung des LANUV, den Einsatz von „Ovistop“ in ein gesamtheitliches Konzept zur Eindämmung der Taubenpopulation einzubetten. „Die Stellungnahme des LANUV gibt uns Rückendeckung für unser Vorgehen“, sagt Dezernent Adamski.

Politik berät über das neue Taubenkonzept

Das überarbeitete Taubenkonzept wird nun in den politischen Gremien diskutiert. Auch die Einführung eines Taubenbeauftragten wird diskutiert. „Ich hoffe, dass wir ab 2025 mit unseren erweiternden Maßnahmen starten können“, so Adamski.