Altlasten und altlastverdächtige Flächen

Der sorglose, nahezu leichtfertige Umgang mit umweltgefährdenden Stoffen und Abfällen während der letzten Jahrzehnte hat dazu geführt, dass heute viele Flächen und Grundstücke so stark belastet sind, dass eine gefahrlose Nutzung als Wohn-, Freizeit- oder Gewerbefläche oder zur landwirtschaftlichen Nutzung nur eingeschränkt oder gar nicht möglich ist und Gefährdungen der Gewässer nicht auszuschließen sind.

Das Umweltamt führt als untere Bodenschutzbehörde das Altlastenverdachtsflächenkataster und erfasst systematisch die Altstandorte. Entsprechend dem Bundes-Bodenschutzgesetz wird unterschieden zwischen Altstandorten und Altablagerungen.

Altstandorte sind stillgelegte Anlagen, auf denen mit wassergefährdenden Stoffen umgegangen worden ist, unabhängig davon, ob die frühere Nutzung zu einer Bodenbelastung geführt hat.
Altablagerungen sind stillgelegte Anlagen und Flächen, auf denen umweltgefährdende Stoffe behandelt, gelagert oder abgelagert wurden, unabhängig davon, ob es hierdurch zu Bodenbelastungen gekommen ist.

Altlastverdachtsflächen

Bei manchen der oben beschriebenen Altstandorte und Altablagerungen kann nicht ausgeschlossen werden, dass von ihnen eine Gefährdung oder zumindest eine Beeinträchtigung ausgeht. Bei diesen Flächen spricht man von Altlastverdachtsflächen. In unserem Kataster haben wir derzeit etwa 630 solcher Flächen, bei denen zukünftig eine Untersuchung durchgeführt werden wird.

Altlasten

Altlasten sind Flächen, bei denen durch Untersuchungen nachgewiesen wurde, dass eine Gefährdung für Menschen oder die Allgemeinheit vorliegt. Altlasten sind in der Regel von dem*der Verursacher*in oder, wenn diese*r nicht mehr existiert, von der*dem jeweiligen Grundstückseigentümer*in zu sanieren. Das städtische Kataster beinhaltet derzeit 140 Flächen, die aktuell saniert werden oder auf denen zukünftig eine Sanierung erforderlich ist.
Die Sanierung der Altlasten und die Vorbereitung dieser Flächen für eine Wiedernutzung stellt einen wichtigen Beitrag zum sparsamen Umgang mit Boden dar und ist ein wichtiger Beitrag zur nachhaltigen Stadtentwicklung.

Flächenrecycling

Flächenrecycling bezeichnet den Prozess der Wiederherrichtung einer Fläche, z.B. stillgelegte Industrie- oder Gewerbebetriebe, Militärliegenschaften, Verkehrsflächen und ähnliches durch Abbruch der alten Gebäudesubstanz oder Boden-/Grundwasser-/Bodenluftsanierungen für eine neue Nutzung.

Deponienachsorge

Nach Abschluss der Ablagerungstätigkeiten werden Deponien gesichert und stillgelegt. Zu den Stilllegungsmaßnahmen gehören u.a. die Aufbringung einer Oberflächenabdichtung und einer Rekultivierungsschicht. Darüber hinaus bedürfen stillgelegte Deponien mind. 30 Jahre der Nachsorge. Das entstehende Sickerwasser sowie das Deponiegas müssen erfasst und ordnungsgemäß behandelt werden. Darüber hinaus müssen diverse technische Einrichtungen und Bauteile kontrolliert werden.

 

Aktuelle Projekte

Optimierte Klimaschutztechnologien zur Einsparung von Treibhausgasemissionen bei Siedlungsabfalldeponien

 

Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (Logo)

Effektiver Klimaschutz erfordert als gesamtgesellschaftliche Aufgabe Maßnahmen in unterschiedlichsten Handlungsfeldern. Die Stadt Bielefeld hat sich mit der Erklärung des Klimanotstandes im Jahr 2019 in Verbindung mit der Fortschreibung des Handlungsprogramms bis 2050 der Ausübung und Unterstützung von Klimaschutzmaßnahmen in höchster Priorität verschrieben. Auch im Fachbereich Altlasten, Boden & Deponienachsorge können Klimaschutzziele unterstützt werden.

Den Handlungsgegenstand bilden technische Optimierungen zur Reduktion von Treibhausgasemissionen im Bereich von Siedlungsabfalldeponien. Deponien besitzen in Abhängigkeit ihrer Menge eingelagerten organischen und damit biologisch abbaubaren Materials prozessbedingt Potenzial zur Freisetzung klimaschädlicher Gase, vorrangig Methan. Im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative (NKI) des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) werden Modellprojekte in Kommunen gefördert, die durch eine Treibhausgasminderung einen beispielhaften Beitrag zu den Klimaschutzzielen der Bundesregierung leisten. Darunter fallen auch Technologien zur optimierten Erfassung und Verwertung von Deponiegasen.

Bei den geförderten Projekten handelt es sich um die Altdeponien AA069 Schrapperkuhle und M7 Eickum; ehemalige Hausmülldeponien, die bis in die 70er Jahre verfüllt worden sind.

Nach der Stilllegung der beiden Deponien wurden Sicherungsmaßnahmen in Form von aktiven Entgasungsanlagen durchgeführt. Hierbei wird das migrierende Gas mithilfe von in den Deponiekörper installierten Brunnen abgesaugt und über Sammelleitungen in der sich anschließenden Anlage behandelt. Durch die jahrzehntelange Nutzung der Anlagen und des Gasfassungssystems entsprechen diese im Hinblick klimaschutzorientierter Technologien nicht mehr den heutigen Umweltanforderungen. Die Aufrüstung im Rahmen der NKI sieht eine Optimierung der Gasfassung und der klimafreundlichen Behandlung abgeleiteter Prozessluft vor. Die Förderung setzt die Ausarbeitung einer Potenzialstudie voraus, die durch tiefergehende Recherche der Deponiehistorie, vor-Ort-Erkundungsmaßnahmen und umfangreiche Messungen detaillierte Kenntnisse über das verbleibende Emissionspotenzial der Deponien liefert.

Auf dieser Grundlage wird der Einsatz der für die jeweilige Deponie geeigneten Klimaschutztechnologie konzipiert. Neben der optimierten Gasfassung und einer klimafreundlichen Verwertung des Methans wird auch eine Durchlüftung des Inventars angestrebt, die durch eine gezielte und kontinuierliche Übersaugung des Deponiekörpers entsteht. Durch den daraus resultierenden vermehrten Luftsauerstoff im Inneren der Deponie werden Abbauprozesse beschleunigt, die den Deponiekörper langfristig stabilisieren. Die beschleunigte Mineralisierung führt zudem dazu, dass sich die Gesamtzeit der aktiven Deponiegasfassung und damit die Nachsorgezeit verkürzt.

Kurzübersicht geförderter Projekte