Sprachliche Förderung und Bildung von Kindern im Elementarbereich

Seit dem 01.08.2014 greift eine Neuregelung, die durch die 2. Revision des Kinderbildungsgesetzes (KiBiz) eingeleitet wurde. Demnach müssen Beobachtung, Dokumentation und Förderung der sprachlichen Entwicklung von Kindern in der eigenen träger- oder einrichtungsspezifischen pädagogischen Konzeption dargestellt werden. Jedes Kind wird in der Kindertageseinrichtung (Kita) im Rahmen dieses Konzeptes alltagsintegriert kontinuierlich begleitet und gefördert. Kinder mit besonderem Förderbedarf erhalten eine gezielte individuelle Sprachförderung. Dabei ist die Mehrsprachigkeit von Kindern anzuerkennen und im Rahmen der bestehenden Möglichkeiten zu beobachten und zu fördern. Spätestens sechs Monate nach der Aufnahme des Kindes in die Kita oder in die Kindertagespflege erfolgt eine erste Dokumentation der sprachlichen Entwicklung des Kindes. Durch die Mitfinanzierung von Weiterbildungsmaßnahmen unterstützt das Land NRW die pädagogischen Fachkräfte bei der Umsetzung dieser bedeutsamen Aufgabe.

Kinder, deren Eltern sich nicht damit einverstanden erklären, dass die sprachliche Entwicklung ihres Kindes über einen geeigneten Sprachbeobachtungsbogen dokumentiert wird, werden vom Schulamt zum sog. Delfin 4 Test eingeladen. Falls ein Sprachförderbedarf festgestellt wird, findet die individuelle und zielgerichtete Förderung in der Kita statt, die das Kind bereits besucht.

Kinder, die zwei Jahre vor ihrer Einschulung noch keine Kita besuchen, werden vom Schulamt zum Sprachstandtest Delfin 4 eingeladen. Falls das Kind die deutsche Sprache noch nicht hinreichend beherrscht, werden die Eltern dazu verpflichtet, ihr Kind sprachlich fördern zu lassen. Dazu wird ihnen eine wohnortnahe Kita zugewiesen.

Die Aufgabe des Amtes für Jugend und Familie - Jugendamt - besteht darin, gemeinsam mit den Kita-Träger*innen und den Tagespflegepersonen sicher zu stellen, dass entsprechend den Ausführungen in § 13c KiBiz bei allen Kindern die sprachliche Entwicklung beobachtet, dokumentiert und gefördert wird. Träger*innen von Kindertageseinrichtungen werden bei der Entwicklung einer träger- oder einrichtungsbezogenen Konzeption und bei der Auswahl, der vom Land Nordrhein-Westfalen empfohlenen Beobachtungsverfahren zur alltagsintegrierten und individuellen sprachlichen Bildung beraten. Das Jugendamt unterstützt die Qualitätsentwicklung im Bereich sprachlicher Bildung durch sein Fortbildungsprogramm für Erzieher*innen und Tagespflegepersonen. Das Programm enthält Angebote zu neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen über die sprachliche Entwicklung und zur ganzheitlichen Bildungsförderung von Kindern aller Alters- und Entwicklungsstufen. Das Jugendamt ist Initiator eines trägerübergreifenden Arbeitskreises, der die Umsetzung des § 13c KiBiz unterstützt. Es organisiert Fachtagungen, damit alle Träger die Qualitätsstandards sprachlicher Bildung im Sinne eines gesamtstädtischen Profils mit gestalten und weiter entwickeln können.

Gemeinsame Standards tragen dazu bei, dass alle Familien die bestmögliche sprachliche Bildung der Kinder in den jeweiligen Kindertageseinrichtungen vorfinden. Die Broschüre enthält neben den Leitsätzen auch strategische Ziele und konkrete Maßnahmen auf der Ebene der Kita-Träger und der Kita-Teams. Der Flyer informiert die Eltern über das Leitbild.

Die Stadt Bielefeld hat im Kindergartenjahr 2007/2008 in enger Kooperation mit der Freiwilligenakademie der AWO – Bezirksverband OWL e.V. - das Sprachbildungsangebot „(Vor-)lesen macht stark! – Lese-Sprach-Patenschaften in Kindertageseinrichtungen” ins Leben gerufen. Ziel des Sprachbildungsangebotes ist es, Kinder in der deutschen Sprache zu fördern. 

Im Rahmen dieses Angebotes wurden Lese-Sprach-Pat*innen qualifiziert, die an ein oder zwei Tagen in der Woche eine Kita besuchen, um dort mit den Kindern Bilderbücher zu betrachten, Geschichten und Gedichte vorzulesen und anschließend das Gehörte in Gesprächen und Rollenspielen zu verarbeiten. Einige Lese-Sprach-Patinnen und -Paten unterstützen Mädchen und Jungen in mehreren Kitas oder führen in einer Kita bis zu drei Gruppen durch.

Das Angebot richtet sich vornehmlich an Kinder, die zwei Jahre vor ihrer Einschulung stehen. Es nehmen Kinder teil, die bereits Deutsch sprechen, wenn sie in die Kita kommen und Kinder, die Deutsch in der Kita als weitere Sprache lernen.
Erfahrungen und Grundfertigkeiten rund um die Lese-, Erzähl- und Schriftkultur sind für die Sprachentwicklung der Mädchen und Jungen im Vorschulalter außerordentlich bedeutsam. 

Kinder, denen viel vorgelesen wird, 

  • erweitern ihren Wortschatz, 
  • üben sich in der Grammatik der deutschen Schriftsprache, 
  • lernen, sich auf die Inhalte einer Geschichte zu konzentrieren, 
  • trainieren ihr Gedächtnis,
  • üben sich im sprachlichen Ausdruck
  • werden zum Nachdenken angeregt und beflügeln ihre Fantasie. 

Alle Lese-Sprach-Pat*innen haben zur Unterstützung ein von der Freiwilligenakademie OWL entwickeltes Handbuch erhalten, das themenübergreifende Spiele und Anregungen enthält. Passend zu diesem Handbuch wurde eine Lese-Sprach-Kiste für jede Kita zusammengestellt, die den Freiwilligen vor Ort zur Verfügung steht. Hier sind alle im Handbuch beschriebenen einsetzbaren Bücher, Spiele, Folienbilder und Fingerpuppen enthalten. Darüber hinaus enthält die Kiste weitere Bilder- und Vorlesebücher, die speziell für Mädchen und Jungen geeignet sind, sowie Anregungen und Arbeitshilfen. 

Das Angebot soll möglichst allen Kindertageseinrichtungen in Bielefeld zu Gute kommen. Deshalb werden fortlaufend weitere Lese-Sprachpat*innen gesucht. 

Wer sich als Lese-Sprach-Pat*in engagieren möchte, wird im Vorfeld für das Programm qualifiziert. Interessierte können sich über die Hotline +49 521 9216-444 oder über die Internetseite www.freiwillige-owl.de direkt melden.

Das Amt für Jugend und Familie - Jugendamt - führt dieses Sprachbildungsangebot ebenfalls in Kooperation mit der Arbeiterwohlfahrt Ostwestfalen-Lippe (AWO) durch. Ziel ist es, die Erziehungs- und Bildungspartnerschaft zwischen Kita und Elternhaus hinsichtlich sprachlicher Bildung zu intensivieren. Im ersten Schritt qualifizieren sich Erzieher*innen deren Stellen aus Landesmitteln gefördert werden, in den sogenannten „plusKiTas”. Zukünftig soll das Sprachbildungsangebot auch allen anderen Kindertageseinrichtungen zugänglich gemacht werden, die nicht zu den 42 „plusKiTas” zählen. Die Erzieher*innen qualifizieren sich, um in ihren Einrichtungen Elternveranstaltungen zu folgenden Themen durchführen zu können: 

  • Wie verläuft die sprachliche Entwicklung im Erst- und Zweitspracherwerb bei Kindern von der Geburt bis zur Einschulung?
  • Wodurch können Eltern die sprachliche Entwicklung ihres Kindes zuhause unterstützen?
  • Wie können Eltern die Angebote der Stadtbibliothek bzw. der nächsten Stadtteilbibliothek für die sprachliche Bildung ihres Kindes sinnvoll nutzen?
  • Wie bekomme ich einen kostenlosen Ausweis zum Ausleihen von Büchern und Hörspielen für mein Kind?

Zu den Veranstaltungen werden aus den Kindertageseinrichtungen auch Eltern von Kindern unter drei Jahren eingeladen. 

Um den Qualitätsstandard zu sichern, werden die Elternveranstaltungen fortlaufend reflektiert und, falls erforderlich, optimiert. 

Die Eltern werden durch einen Büchertisch mit mehrsprachiger Kinderliteratur aus den Herkunftssprachen der Kinder auf das Projekt und die Veranstaltungen aufmerksam gemacht. 

Kontakt

Arbeiterwohlfahrt Bezirksverband OWL
Karin Hecht
Telefon +49 521 9216264
karin.hecht [ät] awo-owl.de (E-Mail)

In Kooperation mit der Arbeiterwohlfahrt Ostwestfalen-Lippe (AWO) fördert das Amt für Jugend und Familie - Jugendamt - Kinder aus mehrsprachige Familien. Die Förderung findet an zwei bis drei Tagen in Kindertageseinrichtungen statt, in denen es einen vergleichsweise hohen Anteil an mehrsprachigen Kindern gibt und ein erhöhter Bedarf an zusätzlicher Sprachförderung besteht. Ziel ist es, die Kinder darin zu unterstützen, die deutsche Sprache bis zum Schuleintritt zu lernen. Die Kinder werden von externen Sprachförderkräften unterstützt, die langjährige Erfahrungen aus der Sprachförderung von Kindern mit Migrationshintergrund haben. Die Sprachförderkräfte sind bei der Arbeiterwohlfahrt Ostwestfalen-Lippe e. V. angestellt worden. Die Stadt Bielefeld finanziert das Angebot aus kommunalen Mitteln.

Kontakt

Arbeiterwohlfahrt Bezirksverband OWL
Petra Stockey
Telefon +49 521 9216135
petra.stockey [ät] awo-owl.de (E-Mail)

In Kooperation mit der Sportjugend Bielefeld fördert das Amt für Jugend und Familie - Jugendamt – Kinder in ihrer Bewegungs- und Sprachentwicklung. Die Förderung im Rahmen des Programms „Peppi Plauder“ findet in bis zu 10 Einheiten, in denen Sprache und Bewegung gemeinsam gefördert werden, direkt in Kindertageseinrichtungen statt. Die Stadt Bielefeld finanziert den Ausbau des Angebots aus kommunalen Mitteln. Kindertageseinrichtungen können sich bei Interesse direkt bei der Sportjugend Bielefeld melden. Kitas mit erhöhtem Sprachförderbedarf wird das Programm direkt angeboten.

Seit 2021 unterstützt die Stadt Bielefeld in zunächst sieben Kitas in vier Quartieren mit dem Programm Rucksack KiTa mehrsprachige Kinder, ihre Eltern und Familien im letzten Kita-Jahr durch gezielte parallele Sprachförderung in der deutschen Sprache und in den jeweiligen Familiensprachen unter intensivem Einbezug der Eltern. Das vom Land NRW geförderte Programm Rucksack KiTa wird in unserer Stadt im Rahmen des zusätzlich aus kommunalen Mitteln finanzierten Übergangskonzepts „Bielefelder Viadukt – Mit allen Sprachen von der Kita in die Schule“ umgesetzt, einer Kooperation zwischen Jugendamt, Kommunalem Integrationszentrum und Bildungsbüro. Neben der mehrsprachigen Sprach- und Elternbildung mithilfe der Programme Rucksack KiTa und Rucksack Schule fördert das Programm Bielefelder Viadukt eine diversitätssensible Öffnung der beteiligten Kitas und Grundschulen, qualifiziert Fachkräfte zu den Themen Mehrsprachigkeit und partizipativer Übergangsgestaltung und unterstützt die Vernetzung der Einrichtungen untereinander sowie mit weiteren Akteur*innen im Quartier.

Weitere Informationen

 www.bildung-in-bielefeld.de