Radschnellweg OWL 2.0
Zwischen Herford, Bielefeld, Gütersloh und Rheda-Wiedenbrück soll ein neuer Radschnellweg entstehen. Er verlängert den Radschnellweg Ostwestfalen-Lippe (RS3 OWL) zwischen Minden und Herford, der bereits konkret geplant wird, in südwestlicher Richtung. Um beide Projekte zu unterscheiden, heißt der Abschnitt zwischen Herford und Rheda-Wiedenbrück momentan Radschnellweg OWL 2.0.
Einen ersten Eindruck des RSW OWL 2.0 gibt schon heute die Visualisierung von drei Bielefelder Standorten in Augmented Reality: An der Herforder Straße (Höhe Hsnr. 577), am Willy-Brandt-Platz und an der Kreuzung Gütersloher Straße / Steinhagener Straße lässt sich der Radschnellweg direkt vor Ort in der App erleben. Hierzu einfach die App (App-Store & Play-Store) herunterladen und am jeweiligen Standort in die virtuelle Realität eintauchen!
Auch über den Browser können die Modelle der Herforder Straße, am Willy-Brandt-Platz und an der Kreuzung Gütersloher Straße /Steinhagener Straße betrachtet werden.
Noch ist der Radschnellweg OWL 2.0 in Planung. Bis dieser gebaut und befahrbar ist, wird es noch dauern. Die Projektbeteiligten zeigen schon jetzt, welchen Stellenwert die zukünftige Radverbindung für Herford, Bielefeld, Gütersloh, Rheda-Wiedenbrück und letztlich ganz OWL haben wird, und, welche Bedeutung einer guten interkommunalen Zusammenarbeit bei der Realisierung des Radschnellweges zukommt:
Endlich ein Weg nur für Fahrräder. Ich schwebe entspannt dahin in meiner Lieblingsgeschwindigkeit – auf einer absolut glatten Oberfläche. Mein Blick kann in die Landschaft schweifen, ich muss nicht ständig bremsen oder ausweichen. Den anderen, die mit mir mitrollen, geht es genauso – ein leichtes Grinsen macht sich breit.
Wir fahren nebeneinander und unterhalten uns, wie zwei Personen im Auto. Der Weg ist so breit, dass langsamer Radelnde bequem überholt werden können, auch bei Gegenverkehr. Fußgänger*innen laufen auf ihrem eigenen Weg, getrennt vom Radverkehr. So kommen wir uns nicht in die Quere. Kreuzungen oder Ampeln gibt es selten.
Zwischen den Städten Herford, Bielefeld, Gütersloh und Rheda-Wiedenbrück soll ein neuer Radschnellweg entstehen. Er verlängert den Radschnellweg Ost-westfalen-Lippe (RS3 OWL) zwischen Minden und Herford, der bereits konkret geplant wird, in südwestlicher Richtung. Wir nennen ihn temporär OWL 2.0, um beide Projekte zu unterscheiden.
Eine Machbarkeitsstudie – bestehend aus Potenzialanalyse, Nutzen-Kosten-Analyse und Kommunikationsstrategie – liegt nun vor und enthält eine Trassenempfehlung für den Radschnellweg. Die jeweiligen Endberichte stehen auf der rechten Seite als Download zur Verfügung. Die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie inklusive der Trassenempfehlung, für die das Potenzial und ein positives Nutzen-Kosten-Verhältnis nachgewiesen werden konnten, werden nun an das Land NRW übergeben, damit dieses die Ergebnisse überprüft und das Projekt offiziell Teil des RS3 werden kann.
Die Weiterführung des RS3 über Bielefeld und Gütersloh bis nach Rheda-Wiedenbrück kann das zusätzliche Potenzial für Radverkehr im Oberzentrum Bielefeld und im wirtschaftsstarken Kreis Gütersloh erschließen.
Der Radschnellweg OWL 2.0 wird in der zukünftigen Nahmobilität eine strategisch wichtige Funktion erfüllen: Er bündelt und beschleunigt regionalen und städtischen Alltagsradverkehr. Er verkürzt die Reisezeiten zwischen den Städten mit den stärksten Pendelverflechtungen in OWL und kann damit für nennenswerte Verlagerungen vom Kraftfahrzeug auf das Fahrrad sorgen.
Durch Anbindung an die kommunalen Netze fördert er Einkaufs-, Ausbildungs-, Freizeit- und Tourismusverkehre und verbessert damit wesentlich die Lebensbedingungen in der Region.
Ein Radschnellweg ist so angelegt, dass Radfahrende darauf schnell vorwärtskommen. Man muss aber nicht unbedingt schnell fahren. Ein wichtiges Merkmal ist der Komfort: Radschnellwege sind bequeme Wege nur für Radfahrer*innen. Die Richtlinie H RSV (Hinweise zu Radschnellverbindungen und Radvorrangrouten) der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (FGSV) definiert den Standard:
- Der Radschnellweg ist in der Regel vier Meter breit.
- Fußgänger *innen werden, wo es notwendig ist, auf eigenen Wegen geführt.
- Der Straßenbelag ist sehr eben und gleichmäßig.
- Der Verlauf ist möglichst frei von Kreuzungen, in der Regel haben Radfahrende Vorfahrt.
- Die Anschlüsse an das übrige Netz ermöglichen ein zügiges Ein- und Ausfahren.
- Die Strecke ist nachts beleuchtet.
- Im Winter wird die Fahrbahn geräumt.
- Spezielle Angebote steigern den Komfort, zum Beispiel hochwertige Radabstellanlagen oder Verleih- und Reparaturstationen.
Dieser hohe Standard lässt sich meistens nicht auf der ganzen Trasse einhalten. Der Radschnellweg verläuft manchmal neben verkehrsreichen Straßen, er führt auch durch Stadtzentren und Wohngebiete, es gibt Engstellen, auch in der Natur. Hier sind Kompromisse erforderlich.
Erfolgreich umgesetzt wurden Radschnellwege bereits zwischen Mühlheim und Essen (Teilstrecke RS 1), in Göttingen, bei Osnabrück und im Raum Frankfurt.
In Planung sind sie überall in Deutschland, zum Beispiel in Berlin, im Landkreis Potsdam und rund um Hamburg. Vorbild beim Bau von Radschnellwegen sind die Niederlande mit Strecken von insgesamt über 300 Kilometern.
Radschnellverbindung – Radschnellweg: Wo ist da eigentlich der Unterschied?
Fachplaner*innen verwenden den Begriff „Radschnellverbindung“ für die gesamte Trasse zwischen zwei Zielorten. Eine Radschnellverbindung kann auch bis zu fünfzehn Prozent Radvorrangrouten und Fahrradstraßen und bis zu fünf Prozent einfache Standard-Radwege enthalten.
Das Land Nordrhein-Westfalen verwendet bei seinen Trassen den Begriff Radschnellweg für die gesamte Radschnellverbindung. Daher sprechen wir hier von Radschnellwegen.
Radfahren macht Spaß, ist gut für die Gesundheit und darüber hinaus aktuell sehr angesagt. Mit einem E-Bike oder Pedelec lassen sich auch längere Strecken gut bewältigen. Jede*r kann so einen individuellen Beitrag zum Klimaschutz leisten.
Der Radschnellweg OWL 2.0
- verkürzt die Fahrzeit und bietet vor allem auf mittleren und langen Strecken im Alltag eine echte Alternative zum Autofahren,
- erspart vielen die Autofahrt auf den staugefährdeten Pendelstrecken,
- ist breit und komfortabel und zu jeder Tages- und Jahreszeit sicher zu befahren,
- ermöglicht es, langsam radelnde Personen bequem zu überholen,
- bietet Service an der Strecke, zum Beispiel Abstellanlagen an Bahnhöfen, Reparatur-Stationen, Fahrradverleih,
- reduziert Konflikte zwischen Verkehrsteilnehmenden,
- reduziert den Autoverkehr für Anwohner*innen.
Für wen ist der Radschnellweg besonders attraktiv?
Der neue Radschnellweg verkürzt die Reisezeiten zwischen den Städten mit den stärksten Pendelverflechtungen in OWL. Dass jemand mit dem Fahrrad 50 Kilometer von Rheda-Wiedenbrück bis nach Herford zur Arbeit fährt, ist eher nicht anzunehmen. Zwischen dem Oberzentrum Bielefeld und dem Umland, zum Beispiel dem wirtschaftsstarken Kreis Gütersloh, bestehen intensive Verkehrsverflechtungen mit zahlreichen Ein- und Auspendelnden, ebenso zwischen den Städten Bielefeld und Herford. Zurzeit fahren die meisten von ihnen mit dem Auto – im Wesentlichen über die Hauptverkehrsachsen.
Unternehmen in OWL profitieren
Radfahrende Arbeitnehmende sind nachgewiesenermaßen seltener krank und wacher am Arbeitsplatz als ihre autofahrenden Kolleg*innen und brauchen keinen Stellplatz für ein Auto. Der Radschnellweg OWL 2.0 ist eine lineare Achse, die Zentren miteinander verbindet. Er macht aber auch kurze Strecken dazwischen attraktiver. Als eine Art Rückgrat verbindet er bereits vorhandene kommunale und regionale Netze und bündelt den Radverkehr zu und von den umliegenden Orten. Die Zubringer sind in den Radverkehrskonzepten der Städte und Kreise teilweise schon berücksichtigt.
- Der Radschnellweg trägt zur Reduzierung des motorisierten Verkehrs bei und sorgt für attraktivere Innenstädte und mehr Lebensqualität.
- Pendelströme werden vom Auto zum Radverkehr verlagert, Straßen und Parkplätze werden entlastet. Der Radschnellweg leistet einen Beitrag zum Klimaschutz. Die Luftqualität verbessert sich und der Lärm wird reduziert.
- Radwege sind viel günstiger herzustellen als Straßen für Autos. Der Bund/das Land NRW stellen dafür Fördermittel bereit.
- Als Teil des Radschnellwegesystems im Land Nordrhein-Westfalen stärkt der Radschnellweg OWL 2.0 das Image von OWL als fahrradfreundliche Region.
Sind Fußgänger*innen und Kinder in Gefahr?
Durch die eindeutige Trennung der Verkehrsarten – mindestens eine grüne Linie, besser noch ein Grünstreifen oder eine kleine Hecke – ist der Verkehrsraum klar gegliedert. Fußgänger*innen erhalten in der Regel eigene Flächen.
Haben Autofahrende das Nachsehen?
Im Gegenteil: durch die Entlastung der Hauptverkehrsachsen bleibt mehr Platz für diejenigen, die auf das Auto angewiesen sind. Da Radfahrende auf ihren eigenen Trassen unterwegs sind, gibt es weniger Konflikte und die Unfallgefahr sinkt.
Um den Standard des Radschnellwegs zu gewährleisten, kann es allerdings erforderlich sein, dass der Straßenraum an einigen Stellen zugunsten des Radverkehrs anders aufgeteilt wird. Eventuell entfallen auch Parkplätze.
Nachdem lange Zeit das Auto der Maßstab in der Verkehrsplanung war, ist es jetzt an der Zeit, im Zeichen von Klimaschutz eine Mobilitätswende einzuleiten und andere Verkehrsarten zu fördern.
Neue Radverbindungen brauchen Platz. Wie im Straßenbau wird stellenweise auch das natürliche Umfeld verändert: Grünflächen werden kleiner, Bäume und Sträucher müssen vielleicht manchmal weichen.
Landschaftsplaner*innen und Biolog*innen in zukünftigen Planungsteams werden darauf achten, dass die Maßnahmen für die Natur verträglich sind und geschützte Tierarten geschont werden.
Zusätzlich zu den gesetzlich vorgeschriebenen Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen zur Flächenversiegelung werden innovative Konzepte vorgesehen:
- Über eine Randbepflanzung mit Blühwiesen freuen sich Schmetterlinge und Bienen.
- Das Lichtkonzept sieht eine LED-Beleuchtung vor, die gleichzeitig insektenfreundlich, hell und stromsparend ist. Bei geringer Verkehrsdichte werden über Sensoren nur noch die Blöcke beleuchtet, in denen Radelnde fahren.
Das Projektteam hat das Fachplanungsbüro SHP Ingenieure mit der Trassenbestimmung beauftragt. Die Planer*innen haben einen circa ein Kilometer breiten Korridor definiert. Innerhalb dieses Gebiets wurde überprüft, unter anderem durch Befahrung, welche Strecken für den Radschnellweg geeignet sind. Wo es möglich war, wurden Teile der bestehenden kommunalen Netze einbezogen.
Bis der Radschnellweg genutzt werden kann, werden noch einige Jahre vergehen. Nach positiver Prüfung der Ergebnisse der Machbarkeitsstudie durch das Land NRW nimmt dieses den Radschnellweg OWL 2.0 in sein Radschnellwegekonzept offiziell auf. Er wird dann Teil des RS3 – Radschnellweg OWL, der bereits konkret in Planung ist.
Bis der Radschnellweg genutzt werden kann, werden noch einige Jahre vergehen. Wenn das Nutzen-Kosten-Verhältnis für die Vorzugstrasse positiv ausfällt, nimmt das Land NRW den Radschnellweg OWL 2.0 in sein Radschnellwegekonzept offiziell auf. Er wird dann Teil des RS3 – Radschnellweg OWL, der bereits konkret in Planung ist.
Die Umsetzung erfolgt nach Erlangung des Baurechts. Dabei ist der Planungsprozess (Vorplanung, Entwurfsplanung), das Genehmigungsverfahren und die Ausführungsplanung bis hin zur Ausschreibung zu beachten. Allein das Planfeststellungsverfahren dauert circa zwei Jahre. In Teilabschnitten, die bereits bestehende Netze nutzen, können wir den Radschnellweg schneller umsetzen.
Im Juni 2022 konnten Bürger*innen drei Wochen lang online die Vorschläge der Fachplanung kommentieren. Fast 300 Menschen haben sich beteiligt – überwiegend Radfahrer*innen, aber auch Nutzer*innen anderer Verkehrsmittel. Die meisten gaben ihr Alter mit 30 bis 39 und 50 bis 59 Jahren an. Männer waren mit 66 Prozent in der Mehrzahl. Über 80 Prozent der Befragten fahren mehrmals in der Woche Rad. 70 Prozent der Teilnehmenden kamen aus Bielefeld.
Das sind die Ergebnisse
Viele der im Gutachten vorgeschlagenen Trassen werden heute tatsächlich schon benutzt, selten in voller Länge, aber auf Teilstrecken. Es wurden 1.580 Hinweise auf dem bereits vorhandenen Netz genannt, überwiegend Konflikte mit dem Kraftfahrzeugverkehr. Aber auch Probleme mit Fußgänger*innen, Engstellen oder schlechter Wegequalität kommen vor. Erstaunlich ist: die am zweithäufigsten genannte Aussage lautet „Hier ist es gut.“ Eine sogenannte „Heatmap“ zeigt, wo Anmerkungen gehäuft auftreten. Entlang der Bundesstraßen ist das deutlich zu sehen.
Radschnellverbindungen sind ein noch relativ neues Instrument der Radverkehrsförderung. Daher wurden alle Strecken, die in Frage kommen könnten, zur Vorbeurteilung in die Beteiligung gegeben. Zusätzlich zu den von den Gutachtern empfohlenen Trassenvarianten haben sich aus der Befragung weitere Vorschläge ergeben. Die Fachplaner*innen haben alle Strecken näher betrachtet und anhand objektiver Kriterien bewertet. Die einzelnen Abschnitte wurden mit Steckbriefen dokumentiert. Für die ermittelte Vorzugsvariante wurde eine Nutzen-Kosten-Analyse erstellt. Hierbei steht der Nutzen des Radschnellweges in Form von umwelt-, gesundheits- und verkehrstechnischen Faktoren sowie subjektiveren Vorzügen wie der Verbesserung der Lebens- und Aufenthaltsqualität, in Verbindung gesetzt mit dem dort zu erwartenden Radverkehrspotenzial, den Kosten für den Bau und die Instandhaltung des Radschnellweges gegenüber. Die Vorschläge der Gutachter*innen orientieren sich dabei auch an der praktischen Umsetzbarkeit des Radschnellweges.
Ein ambitioniertes Projekt wie der Radschnellweg OWL 2.0 kann nur erfolgreich sein, wenn sich einzelne Akteur*innen zu einem kompetenten Team zusammenschließen. Die Städte Bielefeld, Gütersloh und Herford sind bereits Teil der „Regiopolregion Bielefeld“ und haben sich über die Entwicklung eines „integrierten Radewegenetzes in der Regiopolregion“ verständigt.
Die Einbeziehung der Kreise Gütersloh und Herford sowie der Stadt Rheda-Wiedenbrück sichert die Umsetzung des Radschnellweg OWL 2.0. Unterstützung erhält das Projekt durch fachkundige ehrenamtliche Beteiligung von Mitgliedern der ADFC-Verbände Gütersloh, Bielefeld und Herford.
Die Einbindung von Parteien, Bürger*innen, Initiativen, Schulen, Einzelhandel, IHK und Unternehmen wird den Rückhalt des Projekts in der Bevölkerung sicherstellen.