Weichen neu gestellt für Gymnasium am Waldhof und Bildungscampus Seidensticker

Schülerzahlen-Prognosen mit Folgen für städtische Schulbauplanungen

| Bielefeld (bi)

„Es geht bei einigen wichtigen Schulbauprojekten in der Stadt nun zügig weiter voran“, freut sich Bielefelds Oberbürgermeister Pit Clausen. Manchmal geschehe das jedoch anders, als noch in der Vergangenheit gedacht. „Wir haben die aktuellen Prognosen der Entwicklung der Schülerinnen- und Schülerzahlen einfließen lassen und die bisherigen Planungen angepasst. Das Angebot, das wir schaffen, soll den zukünftigen Realitäten angemessen sein“, erklärt Clausen. „Die gesamte Schulentwicklungsplanung ist ein fließender Prozess, der immer wieder aktualisiert werden muss“, betont Dr. Udo Witthaus, Dezernent für Schule, Bürger, Kultur und Sport. „Nun würden die richtigen Weichen gestellt, um das Schulsystem in der Stadt fit für die Zukunft zu machen.“

Am 13. November werden der Schul- und Sportausschuss und der Betriebsausschuss Immobilienservicebetrieb (ISB) in einer gemeinsamen Sitzung über die Eckpunkte des weiteren Vorgehens beraten und entscheiden. Hierbei stehen folgende Projekte im Vordergrund:

Gymnasium am Waldhof

Hierzu wurden in der Vergangenheit verschiedene Varianten der notwendigen Erweiterung des stark nachgefragten Gymnasiums geprüft. Die Ergebnisse werden in der Sitzung vorgestellt. Sie machen deutlich, dass für die Schulerweiterung die Fläche des angrenzenden Hauses des Handwerks gebraucht wird, da anderweitige Erweiterungsflächen nicht zur Verfügung stehen. „Hier legen wir den Fokus auf die dringend benötigte zukunftsfähige Erweiterung des Gymnasiums“, sagt Oberbürgermeister Pit Clausen.

Darüber hinaus war auch die Sporthalle der beiden Schulen (Ratsgymnasium und Gymnasium am Waldhof) Inhalt der Prüfaufträge. Im Ergebnis steht nun fest, dass die Sporthalle nicht zwingend zurück gebaut werden muss, sondern auch eine Sanierung möglich ist, was mit den Schulleitungen positiv besprochen wurde. Die benötigen finanziellen Mittel reduzieren sich deutlich. 

Bildungscampus Seidensticker

Auf dem ehemaligen Seidensticker-Gelände an der Herforder Straße soll ein Bildungscampus entstehen, bestehend aus einem inklusiv arbeitenden Gymnasium, einer Sekundarschule und einem Beratung- und Unterstützungszentrum (BieBUZ). Für die Genehmigungsfähigkeit der Sekundarschule ist ein Jahr vor der Gründung (zweite Jahreshälfte 2025) eine Elternbefragung durchzuführen. Da dies zu einem Zeitpunkt stattfinden müsste, zu dem der Schulstandort im Stadtbild in keiner Weise sichtbar sein wird, wird in der Sondersitzung über eine Verlagerung der Elternbefragung um ein Jahr mit einem Schulstart der Sekundarschule zum 1. August 2027 beraten werden.

Zu diesem Zeitpunkt wird am Standort Seidensticker-Campus bereits das Gymnasium seine Tore geöffnet haben. Dies bietet die Möglichkeit, dass sich die Qualität der Befragung und das Interesse der Eltern an dem Standort und einer neuen Sekundarschule verbessern wird, da sie auf eine konkrete und greifbare Struktur blicken und sich vor Ort ein eigenes Bild machen können. „Wir sind gesetzlich verpflichtet, eine Elternbefragung durchzuführen. Doch wenn weder die Gebäude – auch nur als Interim - stehen, noch die Lehrkräfte vorhanden sind, dürften sich die Eltern sicher damit schwertun, ihr Interesse für die Schule zu bekunden“, argumentiert Schuldezernent Witthaus. Die Befragung soll erst im Jahr 2026 erfolgen mit dem Ziel, einen Schulstart zum Schuljahr 2027/28 zu realisieren. 

Darüber hinaus benötigt eine solide Elternbefragung eine klare Kommunikation und eine engagierte Vermittlung der Schulidee. Ein zusätzlicher Vorlauf könnte genutzt werden, um die Attraktivität der Schule gezielt zu bewerben, potenzielle Unsicherheiten abzubauen und so eine höhere Teilnahme und ein aussagekräftigeres Ergebnis zu erreichen.  „Wir können somit die Gelingensbedingungen für die Errichtung der Sekundarschule verbessern, die wichtiger Teil des Campus ist.“ so stellt Udo Witthaus in Aussicht.

Grundschulstandort Sennestadt

Nach den bisherigen Ergebnissen der Schulentwicklungsplanung war in Sennestadt eine vierte Grundschule am Standort Wintersheide geplant. Auf Grundlage der aktuell prognostizierten Schülerzahlen wird allerdings eine solche Schulneugründung nicht mehr genehmigungsfähig sein, da eine neue Schule mindestens dreizügig an den Start gehen muss, die neuen Prognosen bilden aber lediglich den Bedarf für einen Zug in Sennestadt ab. 
Die Sondersitzung von Schul- und Sportausschuss und Betriebsausschuss ISB wird sich damit beschäftigen, wie dieser Zug realisiert werden kann. Hierzu sind zwei Szenarien denkbar: Zum einen kann die Brüder-Grimm-Schule um einen Zug erweitert werden. Zum anderen kann der Schulstandort an der Wintersheide realisiert werden und die Brüder-Grimm-Schule an diesen Standort verlagert werden. 

Mit der vorgeschlagenen baulichen Realisierung des Standorts Wintersheide ergäbe sich erstmalig eine adäquate Schulplatzversorgung im bisher unterversorgten Süden der Sennestadt. Es würde ein neues innovatives und zukunftsweisendes Schulgebäude für die Brüder-Grimm Grundschule entstehen, das gemeinsam mit allen Akteuren der Schule geplant werden kann. Ferner bietet die Campuslösung mit der bestehenden Theodor-Heuss-Schule diverse Synergieeffekte, wie zum Beispiel gemeinsame Ressourcennutzung, Kooperation bei Bildungsangeboten und Projekten, Fachkräften und Verwaltungssynergien.