Bodelschwinghstraße: Umfassende Sanierung nach Böschungsabrutsch gestartet
| Bielefeld (bi)
In der Bodelschwinghstraße kam es im Dezember 2023 auf einer Länge von etwa 30 Metern zu einer Bankett- und Böschungsrutschung. Unmittelbar danach erfolgte eine Teilsperrung der Straße. Seit Mitte Januar ist die Bodelschwinghstraße voll gesperrt.
Nach dem Böschungsrutsch hat zunächst der Betreiber der Ferngasleitung, die Open Grid Europa, Sicherungsarbeiten an der Gasleitung (GHD) durchgeführt. Diese Arbeiten erstreckten sich auf einer Länge von etwa 25 Metern auf der zur Böschung liegenden Fahrbahnseite. Die Arbeiten erfolgten vom Dienstag, 16. Januar, bis Freitag, 16. Februar.
Die Stadt Bielefeld hat zur weiteren Stabilisierung und zur dauerhaften Ableitung des im Untergrund anstehenden Wassers schnellstmöglich – in Abstimmung mit dem Baugrundgutachter, dem städtischen Geologen, einem beauftragten Seismologen und der Open Grid – den Leistungsumfang erarbeitet. Die Stadtverwaltung hat am Donnerstag, 8. Februar, bei vier Firmen angefragt und in einem beschleunigten Verfahren bereits am Donnerstag, 15. Februar, den Auftrag zur Sanierung erteilt. Schon am Dienstag, 20. Februar, erfolgte die erste Baubesprechung vor Ort.
Die Bodelschwinghstraße wird nun auf einer Länge von etwa 70 Metern saniert. Der tatsächliche Sanierungsbereich musste in Richtung Brackwede um rund 40 Meter verlängert werden, um die Böschung tragfähig herzustellen. Die Gashochdruckleitung wird in enger Zusammenarbeit mit dem Betreiber freigelegt, gesichert und im Anschluss vor den umfangreichen Böschungsarbeiten abschnittsweise isoliert. Die Straße wird in voller Breite saniert. Eine zusätzliche Herausforderung während der Arbeiten entsteht durch eine bergseitig verlegte 110.000-Volt-Starkstromleitung.
Die Vollsperrung der Bodelschwinghstraße bleibt bis auf Weiteres bestehen.
Das Amt für Verkehr geht derzeit angesichts der Komplexität des Vorhabens von einer etwa viermonatigen Bauzeit aus. Der Sanierungsverlauf ist allerdings erheblich von den vorzufindenden Baugrundverhältnissen und auch von der Witterung abhängig. Es handelt sich hier nicht um ein oberflächennahes Problem, sondern um eine komplexe Aufgabenstellung, die in größeren Tiefen verortet werden muss. Erschwerend kommen die vorhandenen Trassen für Gas und Strom hinzu. Große Herausforderungen sind außerdem die Topographie vor Ort und die daraus resultierenden Einschränkungen bezüglich der Logistik („vor Kopf Arbeit“) und der Anfahrbarkeit der Baustelle. Daher kann derzeit noch kein verbindlicher Endtermin der Maßnahme genannt werden.
Die Bodelschwinghstraße dient während der noch bis Ende 2024 andauernden Arbeiten an der Hauptstraße als wichtige Umleitungsstrecke. Deshalb wurde das Verfahren zur Sanierung der Straße priorisiert und sehr beschleunigt.
Zum geologischen Hintergrund:
Die Böschungsrutschung und Destabilisierung der Gashochdruckleitung trat aufgrund mehrerer zusammentreffender Umstände auf. Entlang der Bodelschwinghstraße verläuft in diesem Abschnitt eine tektonische Störzone mit stark wechselnden geologischen und geomechanischen Eigenschaften. Zum einen führten die langanhaltenden ergiebigen Niederschläge der letzten Monate zu einer vollständigen Sättigung des Bodens und der Klüfte im Untergrund. Ferner liegt unter den oberen Bodenschichten eine nach Norden geneigte Muschelkalkschicht. Es ist davon auszugehen, dass dadurch die Böschungsrutschung ausgelöst wurde.