Amphibienschutz an der Straße

Im Titelbild wird es deutlich: Auf Straßen wirken Amphibien (hier Erdkröten) verloren und außerhalb ihres Elementes. Straßen werden, vor allem während der Amphibienwanderung, häufig zu einer Todesfalle für einen Großteil der Tiere. Sie werden überfahren, vom Unterdruck der Fahrzeuge erfasst, trocknen aus oder können die Straße aufgrund der Barrierewirkung von Bordsteinen nicht mehr verlassen. Um dies so gut wie möglich zu verhindern, arbeitet das Umweltamt mit verschiedenen Maßnahmen an Straßen. Details entnehmen Sie gerne den folgenden Punkten:

An 50 Bielefelder Straßen stehen Hinweisschilder mit Blinkleuchten, die Verkehrsteilnehmende zu einem achtsamen Fahren hinweisen sollen. An den 19 wichtigsten Standorten werden zudem Schutzzäune aufgebaut. An diesen Zäunen werden die Amphibien auf ihrer nächtlichen Wanderung abgefangen und fallen dann in die im Boden eingebauten Fangeimer. Am folgenden Morgen werden die Tiere von ehrenamtlichen Helfenden über die Straße gebracht. Ohne die etwa 100 ehrenamtlichen Helfer*innen in Bielefeld, die Jahr für Jahr die mehr als 15 Kilometer dieser Amphibienschutzzäune entlang der Straßen betreuen, würden viele Tausend Amphibien Opfer des Straßenverkehrs werden.

Die ehrenamtlichen Betreuer*innen freuen sich bei ihrem Einsatz über jede weitere Unterstützung. Wenn Sie im Zeitraum von Ende Februar bis Mai an einem Tag der Woche morgens Zeit haben und als „Kröten-Taxi” aktiv werden wollen, sind Sie herzlich willkommen.

Melden Sie sich telefonisch oder per E-Mail bei der Ansprechperson Ihrer „Wunschstraße”. Die Kontaktdaten sind im Online-Kartendienst angegeben. Die grünen Symbole zeigen die Straßenstandorte mit Schutzzaun.

An allen Standorten im Stadtgebiet können Helfende gebraucht werden. In diesem Jahr fehlt den Teams Unterstützung ganz besonders an den folgenden Straßen:

  • Arroder Weg/Kampheide / Deppendorf
  • Pödinghauser Straße / Jöllenbeck
  • Eickumer Straße / Jöllenbeck
  • Beckendorfstraße / Jöllenbeck
Straßensperrung Quellenhofweg
Straßensperrung Quellenhofweg

Das Sperren von ganzen Straßenabschnitten zum Amphibienschutz erfolgt auf Grundlage der Straßenverkehrsordnung. Für die Amphibien handelt es sich um eine der angenehmsten Schutzmaßnahmen an Straßen, da die Tiere unbeirrt und ohne weitere Hindernisse ihren Instinkten folgend die Laichgewässer erreichen können. Dabei besteht keinerlei Gefahr durch den Autoverkehr. Für die Tiere ein großer Vorteil, der jedoch Nachsicht und Akzeptanz der Bevölkerung voraussetzt, da Zeitverzögerungen durch die Nutzung von Umleitungen nicht immer vermeidbar. Aus diesem Grund werden in Bielefeld nur ausgewählte Straßenabschnitte während der Hauptwanderzeit der Amphibien gesperrt. In diesen Bereichen wurden beispielsweise starke Wanderbewegungen beobachtet, häufig ist das Errichten von Schutzzäunen aus technischen Gründen nicht möglich. Viele der Straßensperrungen im Raum Bielefeld haben eine jahrzehntelange Historie und sind durch ihre Regelmäßigkeit bereits bei vielen Anlieger*innen zur Gewohnheit geworden. Die Ausschilderung von Umleitungen weist auch Ortsfremden den Weg sind. Stark befahrene Straßenabschnitte werden nach Möglichkeit lediglich nachts gesperrt, kleinere Straßen bleiben während der Sperrzeit von 9 Wochen für den Straßenverkehr tags und nachts unpassierbar.

Eine auf die Nacht reduzierte Sperrung erfolgt an drei Standorten in Bielefeld:

  • Brinkstraße (Senne) zwischen der Straße „Am Waldbad” und der Friedhofstraße
    Die Straßensperrung wird seit 2020 von ehrenamtlichen Amphibienschützer*innen durchgeführt. Bei den Krötenrettern Bielefeld-Senne gibt es detaillierte Informationen zum Standort.
  • Promenade/Furtwängler Straße, in Höhe Brands Busch (Mitte)
  • Quellenhofweg (Gadderbaum) zwischen dem Maraweg und dem Remterweg.

Im Online-Kartendienst steht eine Übersicht bereit. Im Bereich der roten Symbole wird die Straße während der Hauptwanderzeit ganztägig, bei den blauen Symbolen nächtlich gesperrt. Bei zusätzlicher Abbildung eines „Durchfahrt verboten Symbols“ sind die Straßensperren aktiv. 

Amphibienschutzanlage an der Waterboer
Amphibienschutzanlage an der Waterboer

In Bielefeld wurden bereits in den 1990er Jahren die ersten dauerhaften Amphibienschutzanlagen errichtet. Amphibienschutzanlagen bestehen aus Querungstunneln in der Straße sowie Leitwänden und Einfallschächten. Die Anlagen ermöglichen den Amphibien und anderen Tieren wie z.B. Fuchs und Laufkäfer die gefahrlose Unterquerung der Fahrbahn an 365 Tagen im Jahr.

In Bielefeld gibt es mittlerweile 10 Amphibienschutzanlagen. 5 Anlagen sind durch die Stadt Bielefeld an städtischen Straßen errichtet worden. Weitere 5 Anlagen wurden durch Straßen.NRW und die Autobahn GmbH an Landesstraßen und Autobahnen gebaut.

Der Ausschuss für Umwelt und Klima der Stadt Bielefeld hat 2018 beschlossen, dass die saisonalen Fangzäune sukzessive durch weitere dauerhafte Schutzanlagen ersetzt werden sollen. Das Umweltamt hat daraufhin eine Prioritätenliste erstellt, die den Fahrplan für den Bau der Schutzanlagen für die nächsten Jahre vorgibt. Start der Umsetzung war im Sommer 2023 mit der Errichtung einer Schutzanlage an der Straße Am Linkberg in Bielefeld-Hoberge. Weitere Anlagen sind zum Beispiel am Horstheider Weg, der Bechterdisser Straße und Umlostraße geplant.

Die Stadt Bielefeld baut an den städtischen Straßen nur Amphibienschutzanlagen aus Betonsystemen ein. Einige Hersteller bieten auch Schutzanlagen aus meist günstigeren Metallelementen an. Leitwände aus Metall erhitzen sich jedoch im Sommer durch die Sonneneinstrahlung stark und kühlen abends nur sehr langsam ab. Die anwandernden Amphibien können dann Hautverbrennungen erleiden, die bei der sensiblen Amphibienhaut schnell zum Tod führen können. Weitere Informationen zu den Bauelementen der Schutzanlagen finden Sie auch hier auf der digitalen Infotafel zur Amphibienschutzanlage Am Linkberg.

Damit die Schutzanlagen für die Amphibien wirklich funktionieren und die Gelder sinnvoll investiert sind, müssen also einige fachliche Details bei der Materialauswahl und dem Bau beachtet werden. Ebenso ist es erforderlich, dass die Amphibien an den Schutzanlagen beobachtet und teils auch in Monitoringmaßnahmen gezählt werden. Dadurch können Erkenntnisse für zukünftige Bauprojekte gewonnen werden.

Alle städtischen Schutzanlagen werden in der Vegetationsperiode von Pflanzenbewuchs und Laub gereinigt. Nur durch diese regelmäßige Pflege ist die Funktionsfähigkeit der Anlagen das ganze Jahr über gegeben.

Die Bielefelder Straßen mit Amphibienschutzanlage können Sie im Online-Kartendienst einsehen. Die Schutzanlagen sind im Layer Amphibien-Schutzmaßnahmen mit einem braunen Symbol dargestellt.