Vorgärten

Der Vorgarten gilt als Visitenkarte und Aushängeschild des Hauses und verbindet den öffentlichen Bereich mit dem privaten Grundstück.

Der Trend zu versteinerten Schottergärten ist auch in der Stadt Bielefeld, vor allem in den zahlreichen Neubaugebieten, zu erkennen. Allerdings trägt dieser Trend nicht zum Erhalt der biologischen Vielfalt bei. Durch eine naturnahe Gestaltung des Grundstücks kann aber jeder*jede Grundstückseigentümer*in die Lebensbedingungen für Pflanzen und Tiere verbessern und von den vielfältigen positiven Wirkungen der Vegetation profitieren.

Häufiges Motiv für eine Vorgartengestaltung im "Kies-Wüsten-Stil" ist die Erwartung, weniger Pflegeaufwand betreiben zu müssen. Dies ist jedoch nicht Fall, da organisches Material wie Pollen, Blüten, Laub, Samen und Staub aus den umliegenden Flächen zwischen die Steine geweht werden und dort verrotten. 

Es bildet sich daraufhin eine leichte Humusschicht, auf der erste Wildkräuter keimen können. Die Kies- und Schotterflächen müssen daraufhin mühsam gereinigt werden. Außerdem heizen sich die Kiesflächen an heißen Sommertagen auf und speichern die Wärme. Diese wird dann in der Nacht wieder in die Umgebung abgegeben, sodass ein Abkühlungseffekt nachts ausbleibt. Die häufig monoton gehaltenen Kiesflächen bieten außerdem nur sehr wenig Lebensraum für Insekten und Kleinstlebewesen sowie für Pflanzenarten.

Ein naturnah gestalteter Vorgarten kann einen wichtigen Beitrag zur Biodiversität leisten und, z.B. mit einer gut durchdachten Staudenpflanzung, den Pflegeaufwand auf ein Minimum reduzieren.

Die Auswahl der Pflanzen ist neben den gestalterischen Vorlieben und den eventuellen Vorgaben aus den Bebauungsplänen – hier kann zum Beispiel ein Laubbaum im Vorgarten festgesetzt werden – abhängig von der Exposition und den sonstigen Standortbedingungen des Vorgartens. Für sonnige, schattige oder halbschattige Standorte bieten sich unterschiedliche Zusammenstellungen von Stauden an. Als Faustregel gilt: 5-7 Pflanzen pro Quadratmeter sind notwendig, um eine gleichmäßige Bedeckung des Bodens zu erreichen. Diese Bodenbedeckung verringert im Laufe der Jahre den Pflegeaufwand für den Vorgarten, da Wildkräuter nicht mehr aufkeimen können.

Die Stadt Bielefeld macht im Zuge der Bauleitplanung bereits detaillierte Vorgaben zur Vorgartengestaltung, um auch auf kleinen Flächen den größtmöglichen Wert für die Biologische Vielfalt zu erreichen, ohne dabei die Privateigentümer*innen in ihrer gestalterischen Freiheit zu sehr einzuschränken. So wird zum Beispiel häufig in den neuen Baugebieten ein bestimmter Flächenanteil der Vorgartenflächen als Vegetationsfläche festgesetzt und somit die Fläche der Versiegelung auf ein notwendiges Minimum reduziert. Kies- und Schotterflächen zählen hierbei als versiegelte Flächen, da diese häufig mit Vlies oder Folie belegt sind. Innerhalb dieser Vorgaben sind  Bürger*innen dazu aufgefordert, ihren Vorgarten so artenreich wie möglich zu gestalten.