Rochdale Barracks
Die „Rochdale Barracks“ haben eine Fläche von 9 Hektar und befinden sich im östlichen Bereich des Stadtbezirks Mitte an der Oldentruper Straße 65. Die Entfernung zum Stadtzentrum beträgt rund 3 km. Die ehemals deutsche Langemarck-Kaserne wurde im Jahr 1936 errichtet. Die Stabs- und Mannschaftsgebäude, die Turnhalle sowie Stallungen sind heute noch erhalten.
Nach der Übernahme durch die britische Armee wurde der Name in „Mossbank Barracks“ geändert und überwiegend von technischen Einheiten der „Royal Electrical and Mechanical Engineers (REME)“ zur Instandhaltung von Militärfahrzeugen genutzt. Den Namen „Rochdale Barracks“ erhielt die Kaserne ab den 1990er Jahren aufgrund der Städtepartnerschaft zwischen der Stadt Bielefeld und der nordenglischen Stadt Rochdale.
Schrägluftaufnahme des Rochdale-Geländes
Am 13.01.2020 erfolgte der Abzug der britischen Armee und die Rückgabe an die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA). Da keine bundeseigene Nutzung vorgesehen war, wurde die Liegenschaft der Stadt Bielefeld im Zuge der kommunalen Erstzugriffsoption angeboten. Im Herbst 2024 haben sich die Stadt Bielefeld und die BImA drauf verständigt, dass die Kasernenfläche unentgeltlich auf die Stadt übertragen werden kann, sofern diese im Gegenzug auf die bestehenden Ansprüche aus einem Garnisonsvertrag verzichtet. Die Übertragung des Grundstücks ist für das Jahr 2025 vorgesehen.
Der Gewinnerentwurf des städtebaulichen Wettbewerbs ist zu einer umfassenden integrierten Rahmenplanung „Rochdale Barracks“ ausgearbeitet worden. Die Planung sieht den Erhalt von Bestandsgebäuden, den Neubau von 2- bis 7 geschossigen Gebäuden und die Entwicklung hochwertig gestalteter Grün- und Freiräume vor. Neben 650 Wohneinheiten sollen kleine gemischt-gewerbliche Einheiten, Sportanlagen, eine Kita, ein Stadtteilzentrum und ein bürgerschaftlicher Treffpunkt entstehen. Die Erschließung soll autoarm erfolgen. Für das Parken sind drei Quartiersparkhäusern vorgesehen. Die Materialien der zurückgebauten Gebäude sollen wiederverwendet werden. Das Regenwasser soll über offene Rinnen abgeführt werden und in zentralen Mulden-Rigolen-System nach dem Prinzip der „Schwammstadt“ zurückgehalten werden.
Der Rat der Stadt Bielefeld hat die Rahmenplanung am 14. März 2024 beschlossen.
Bis zum Abschluss des Planungs- und Ankaufsverfahrens und bis zum Start der Projektrealisierung wird es noch mehrere Jahre dauern. In der Zwischenzeit soll das Areal mit ersten Start- und Zwischennutzungen belebt werden. Vorrang sollten solche Nutzungen genießen, die im Sinne der Rahmenplanung Rochdale auch eine langfristige Nutzungsperspektive haben.
Der Haupt-, Wirtschaftsförderungs- und Beteiligungsausschuss hatte am 07. Juni 2023 ein Zwischennutzungskonzept beschlossen und die Verwaltung beauftragt, eine Öffnung und Nutzung der Liegenschaft jeweils in den Sommermonaten zu ermöglichen.
Eine erste kulturelle Zwischennutzung hat mit der „Transurban Residency“ im Spätsommer 2022 stattgefunden. Das NRW-weite Residenzprogramm für urbane Kunst und Stadtforschung hatte ein umfangreiches Workshop- und Veranstaltungsprogramm sowie allgemeine Öffnungszeiten angeboten.
Im Sommer 2023 war das Areal erneut geöffnet. Neben sportlichen Nutzungen wurden auch kulturelle Veranstaltungen wie z.B. das OWL-Afro-Festival durchgeführt. Auch im Sommer 2024 ist Nutzung des Kasernengeländes möglich.
Der kooperative und gemeinwohlorientierte Entwicklungsprozess ist als Regionale 2022-Projekt unter dem Titel „Rochdale – Ko-produktive Stadt - Gemeinsam Stadt gestalten“ ausgezeichnet worden. In der anschließenden Transferphase werden einige Regionale-Projekte unter Federführung der OWL-GmbH auf dem weiteren Weg zur Realisierung unterstützt. Unter dem Titel „Vom Leerstand zu Begegnungsort“ wird für das ehemalige Kantinengebäude ein Konzept für ein bürgerschaftlich getragenes Kultur- und Kommunikationszentrum entwickelt.
Die öffentliche Beteiligung erfolgte kontinuierlich während des gesamten Planungsprozesses für die ehemalige Rochdale Kaserne. Für die ersten Vorüberlegungen in den Jahren 2017 – 2019 wurden insbesondere öffentliche Konversionsdialoge, Planungswerkstätten und Exkursionen durchgeführt.
Bei den konkreteren Planungsstufen der „Vorbereitenden Untersuchungen“ und des Städtebaulich-landschaftsplanerischen Wettbewerbs wurden vermehrt Online-Beteiligungen angeboten. Die Zielgruppen dieser Formate sind die gesamte interessierte Öffentlichkeit und insbesondere die Mitglieder des Runden Tisches Konversion sowie die Nachbarschaft des Kasernenareals.
Auf der fachlichen Ebene wurden darüber hinaus Studierende, benachbarte Konversions-Kommunen sowie verschiedene öffentliche und private Akteure angesprochen. Die Beteiligungsformate zur Rahmenplanung werden in dem Bericht zur Öffentlichkeitsbeteiligung dargestellt.
Aufbauend auf den vorbereitenden Untersuchungen hat die Stadt Bielefeld den städtebaulich-landschaftsplanerischer Wettbewerb „Rochdale Barracks“ europaweit ausgelobt. 13 Planungsteams aus Stadtplaner*innen, Architekt*innen und Landschaftsarchitekt*innen haben teilgenommen. Die Ergebnisse des Wettbewerbs wurden im Frühjahr 2022 präsentiert. Der 1. Platz ist durch ein hochrangig besetztes Preisgericht an die Bürogemeinschaft „Studio Schultz Granberg GbR“ und „bbz landschaftsarchitekten“ mit Ihrer Idee des „Kreislaufquartiers Rochdale“ verliehen worden.
