Mobilitätslinie: Stadtbahn soll bis zur Württemberger Allee fahren

Amt für Verkehr strebt Prüfung zur Übernahme der Planungshoheit auf der L 756 an

| Bielefeld (bi)

Wo genau die Stadtbahn-Linie 1 zukünftig in Sennestadt enden wird, stand jetzt nochmals beim Amt für Verkehr und dem Verkehrsunternehmen moBiel auf dem Prüfstand. Weil die Förderkriterien geändert wurden, haben die Fachleute alle Planungsvarianten zur Endhaltestelle der Stadtbahnverlängerung erneut untersucht. Und dabei sticht die Württemberger Allee als Endpunkt heraus. Bei dieser Variante könnten im Einzugsgebiet zusätzlich 2.500 potenzielle Fahrgäste von der neuen Stadtbahn-Verbindung profitieren. 

Neue Endhaltestelle in Sennestadt

Bei der neuen „Vorzugsvariante Württemberger Allee“ biegt die Stadtbahn innerhalb der Fahrbahn in den Senner Hellweg ein. In der Württemberger Allee fährt sie dann getrennt von der Fahrbahn auf dem Mittelstreifen. Der Endpunkt – ein 4,50 Meter breiter und 70 Meter langer Mittelbahnsteig – entsteht zwischen Pommernweg und Frankenweg. Der Querschnitt der Württemberger Allee sieht zwei mindestens 2,50 Meter breite Geh-/Radwege sowie zwei 3,25 Meter breite Fahrbahnen vor. Der begrünte Bahnkörper liegt zwischen den Fahrbahnen. Vor der Endhaltestelle sind zwei Weichenverbindungen, so dass die Stadtbahnen vor dem Endpunkt wenden können. 

Aufgrund der verbreiterten Fahrbahn auf dem Senner Hellweg sind insbesondere dort die Baumstandorte wegen des Kronenwuchses genauer zu betrachten. moBiel-Geschäftsführer Arne Petersen sagt: „An den Senner Hellweg grenzt direkt der Teutoburger Wald. Wir werden in der Entwurfsplanung überprüfen, wie viele Bäume tatsächlich betroffen sein könnten und versuchen den Eingriff möglichst klein zu halten. Positiv ist, dass durch die neue Streckenführung dort keine Grundstücke von Privatpersonen betroffen sind.“

Anwohnende müssen sich mit der Vorzugsvariante lediglich an eine neue Verkehrsführung gewöhnen. Zukünftig kann in den Ostpreußenweg, den Pommernweg und den Hessenweg nur rechts eingebogen bzeziehungsweise aus den Straßen rechts herausgefahren werden. Vom Senner Hellweg kommend wird eine Wende auf Höhe des Frankenweges geprüft. Der Verkehr im Kreuzungsbereich Elbeallee/Senner Hellweg wird komplett mit einer Ampel geregelt. Die Planung sieht vor, dass der ursprünglich vorgesehene Endhaltepunkt Alsterweg nur eine Durchgangshaltestelle wird. Damit würde sich dort die Straßenbreite um sechs Meter reduzieren, es wären deutlich weniger Privatgrundstücke betroffen.

Straßenquerschnitt in Senne und Sennestadt

Eine der wichtigsten Planungsprämissen ist, eine zusätzliche Flächeninanspruchnahme von privaten Flächen in den Ortslagen Senne und Sennestadt so gering wie möglich zu halten. Dieses erklärte Planungsziel versuchen die Planerinnen und Planer des städtischen Amtes für Verkehr und der Verkehrsbetriebe moBiel durch geringe Straßenquerschnitte zu erreichen. Damit würden weniger Flächen von privaten Grundstücken für den Ausbau der Stadtbahn nach Sennestadt benötigt. Dies jedoch lassen die Vorgaben des Landesbetriebs Straßen.NRW – jetziger Straßenbaulastträger - derzeit nicht zu. Vor diesem Hintergrund sagt Martin Adamski, Dezernent für Umwelt, Mobilität, Klimaschutz und Gesundheit der Stadt Bielefeld: „Bei diesem Projekt von herausragender Bedeutung müssen alle denkbaren Optionen geprüft werden, die es ermöglichen, schnellstmöglich Planungssicherheit zu bekommen. Eine mögliche Übernahme der Straßenbaulastträgerschaft gehört dazu, zumindest in den Ortslagen von Senne und Sennestadt. Liegt die Baulast bei uns, könnten wir als Stadt beispielsweise eigenverantwortlich die bauliche Ausgestaltung der Straße festlegen und diese dadurch deutlich schmaler planen. Wir müssten auf der gesamten Strecke der Mobilitätslinie so wenig wie möglich in das Eigentum von aktuell rund 50 Privatgrundstücken eingreifen.“  

Der Rat der Stadt Bielefeld könnte das Amt für Verkehr am Donnerstag, 19. Dezember, beauftragen, die Übernahme der Straßenbaulast für die Brackweder und Paderborner Straße mindestens in den Ortslagen Senne und Sennestadt näher zu prüfen. Dies würde auch den Planungsprozess deutlich beschleunigen.

So geht es weiter

Die Entwurfsplanung für die Stadtbahn-Verlängerung soll im zweiten Quartal 2025 abgeschlossen werden, so dass ab Ende 2025 die Planfeststellungsunterlagen eingereicht werden können. Im weiteren Prozess werden Betroffene, Öffentlichkeit und Politik über die Planungen und deren Auswirkungen informiert und beteiligt. Darüber hinaus stehen schon jetzt Planerinnen und Planer von moBiel jeden zweiten Dienstag im Monat von 15 bis 18 Uhr im Planungsladen im Sennestadt-Pavillon Rede und Antwort. 

Daten, Fakten & Hintergründe zur Mobilitätslinie

Die Erweiterung der Stadtbahn-Linie 1 ist ein deutlicher Mobilitäts- und Komfortgewinn für rund 85.000 Einwohnende in Sennestadt, Senne und Brackwede. Die Linie soll um knapp neun Kilometer verlängert werden und schließt die Stadtteile damit an das barrierefreie und moderne Stadtbahn-Netz an. 

Um mehr Pendlerinnen und Pendlern Richtung Bielefeld eine klimafreundliche Alternative stadteinwärts zu bieten, sind entlang der geplanten Strecke Park-and-Ride-Plätze in Kombination mit Mobilitätsstationen (z. B. Leihangebote für Pkw, Rad, Roller) vorgesehen. Mit der Mobilitätslinie dauert es vom Sennestädter Norden bis in die Innenstadt in Zukunft ohne Umstieg nur zirka 30 Minuten. Das ist mehr als zehn Minuten schneller als jetzt. Das Projekt von der Stadt Bielefeld und moBiel soll bis zu 95 Prozent mit Bundes- und Landesmitteln gefördert werden.
 

Das Amt für Verkehr und moBiel stellen eine neue Streckenvariante für die Verlängerung der Linie 1 nach Sennestadt vor. Foto: moBiel