INSEK Brackwede
Zu Beginn des Jahres 2024 wurde das Planungsbüro Pesch Partner Architektur Stadtplanung GmbH mit der Erstellung eines Integrierten städtebaulichen Stadtteilentwicklungskonzeptes (INSEK) für den Stadtteil Brackwede beauftragt.
Grundlage für die Aufstellung des INSEK sind u.a. die Erkenntnisse der bereits erarbeiteten Konzepte für die Stadt Bielefeld, wie beispielsweise das „Integrierte städtebauliche Entwicklungskonzept Stadtumbau Bielefeld (2008)“ und der Bericht „Monitoring, Evaluierung und Umsetzungsbericht zum ISEK (2015)“. So wurde Brackwede als eines von sieben Beobachtungsgebieten identifiziert und bereits erste Handlungsbedarfe aufgrund der soziodemografischen Situationen und städtebaulichen Entwicklungen (u. a. in Folge von Leerständen) festgehalten. Dies betrifft beispielsweise den Brackweder Bahnhof sowie die untere und obere Hauptstraße. Darüber hinaus weisen weitere Bereiche funktionale und gestalterische Defizite auf, darunter der Treppenplatz, die Treppenstraße sowie der Rathausvorplatz und der Stadtpark.
Das Ziel des INSEK besteht in der Analyse städtebaulicher, sozialer, kultureller, ökologischer und ökonomischer Strukturen im Stadtkern sowie der Entwicklung darauf abgestimmter konkreter Maßnahmen unter frühzeitiger Einbindung verwaltungsinterner Arbeitsgruppen, der Politik und der breiten Öffentlichkeit.
Die Darstellung der Entwicklungsgeschichte, der gesamträumlichen Einordnung Brackwedes sowie die Betrachtung vorhandener planerischer Konzepte bilden die Grundlage des INSEK. Anschließend folgt die Analyse des Untersuchungsraumes. Neben einer Betrachtung der demografischen Entwicklung und der Siedlungs- und Nutzungsstruktur umfasst sie die detaillierte Behandlung der Themen Mobilität sowie Grün- und Freiräume.
Die Abbildung zeigt die für das INSEK Brackwede vorerst definierte Abgrenzung des Untersuchungsraums auf. Der als Grundlage für das INSEK dienende Untersuchungsraum gliedert sich in die zwei Bereiche „Betrachtungs- und Fokusraum“ auf. Während der Betrachtungsraum einen Großteil des Stadtteils Brackwede abdeckt, konzentriert sich der Fokusraum auf den Stadtkern (Bahnhof Brackwede, Hauptstraße, die Nebenstraßen bis hin zur Treppenstraße).
Die Abgrenzung des Fokusraumes basiert auf den Ergebnissen bereits vorliegender Konzepte der Stadt Bielefeld wie dem Integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzept Stadtumbau Bielefeld (2008), dem Monitoring-, Evaluierungs- und Umsetzungsbericht (2015) sowie der Fortschreibung des Einzelhandels- und Zentrenkonzeptes der Stadt Bielefeld (2019). Die Bestandsanalyse schließt den gesamten Untersuchungsraum ein. Sowohl der Beobachtungsraum als auch der Fokusraum bilden nicht die abschließende Förderkulisse. Kleinere Abweichungen sind nach den ersten Analyse- und Beteiligungsergebnissen zu berücksichtigen.
Mit der Herausarbeitung von Chancen und Herausforderungen werden die Themen der Analyse bewertet und als Grundlage für die weitere Ausarbeitung genutzt. Ergänzt wird dieser Erarbeitungsprozess durch einen intensiven Beteiligungsprozess. Die verschiedenen Formate nehmen wichtige Funktionen ein, da ihre Ergebnisse in die Formulierung der Ziele und konkreten Handlungsvorschläge eingehen.
Aufbauend auf den Ergebnissen der Beteiligungsangebote und der Bestandsaufnahme werden Leitziele und Kriterien der Entwicklung weiter ausgearbeitet. Sie geben einen Ausblick, wie sich Brackwede zukünftig weiterentwickeln soll. Anschließend
werden die konkreten Entwicklungsziele in Maßnahmenfelder übersetzt und ein übergeordneter Rahmenplan für Brackwede erarbeitet sowie thematische und räumliche Schwerpunkte gesetzt.
Auf dieser Grundlage werden Maßnahmen und Projekte in einem umfassenden Handlungsprogramm ausgearbeitet und sowohl textlich als auch in weiteren Plänen dargestellt. Es werden Umsetzungsgrundsätze und -empfehlungen beschrieben. So werden Hinweise formuliert, wie das INSEK zeitlich, organisatorisch und finanziell umgesetzt werden kann.
Abschließend wird das INSEK in die Gebietskulisse eingeordnet, mit der Städtebauförderrichtlinie NRW 2023 abgeglichen und die Beantragung von Fördermitteln von Bund und Land vorbereitet.
Im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit fand am 12. Juni 2024 die Stadtteilkonferenz im Begegnungszentraum in Brackwede statt. In der Veranstaltung wurde das Planungsvorhaben und der Ablauf zu dem INSEK Brackwede vorgestellt. Alle Teilnehmer*innen erhielten im Anschluss die Möglichkeit auf einen intensiven Austausch zur Planung mit dem Bauamt.
Derzeit werden die zweite Bearbeitungsphase (Leitidee und Entwicklungsziele) sowie die dritte Phase (Schwerpunkte und Rahmenplan) des INSEK Brackwedes vorbereitet. Dies erfolgt parallel zur Vorbereitung des Beteiligungsprozesses für die Kreativwochen.
Beteiligung der Öffentlichkeit
Um eine angemessene Berücksichtigung aller Interessen und Anliegen der Brackweder*innen und Besucher*innen des Stadtteils Brackwede zu gewährleisten, ist eine umfassende und frühzeitige Öffentlichkeitsbeteiligung während der Erarbeitung des INSEKs vorgesehen.
Die große Öffentlichkeitsbeteiligung wurde in den sogenannten Kreativwochen (September und Oktober) in Form von Informationsständen, Stadtteilspaziergängen, Online-Beteiligungen und Bürgerforen geplant. Darüber hinaus wurden Expertenworkshops mit verschiedenen Expert*innen aus dem Stadtteil durchgeführt werden.
Das Beteiligungskonzept sieht zudem eine regelmäßige Abstimmung mit der bereits bestehenden politischen Arbeitsgruppe „INSEK Brackwede“ vor. Die politische Arbeitsgruppe INSEK Brackwede besteht aus Mandatsträger*innen der Bezirksvertretung Brackwede vor Ort statt. Zudem wird die Bezirksvertretung regelmäßig über den aktuellen Planungsstand des INSEK Brackwedes informiert.
Kreativwochen I: INSEK Brackwede
Die Online-Beteiligung zur Entwicklung Brackwedes hat eine Vielzahl von Ideen und Anregungen für die Gestaltung zentraler Bereiche geliefert. Nachfolgend werden die wesentlichen Vorschläge zusammengefasst.
Gemessen an der Anzahl der Anregungen (81 Meldungen, 49 Kommentaren und 479 Bewertungen) konnten mit dem Bahnhofsumfeld, den Lutter-quellen, der Hauptstraße, dem Bezirksamtsumfeld, dem Kirchplatz, der Treppenstraße, dem Treppenplatz, dem Stadtpark I und dem Park am Gleisdreieck zentrale Interventionsräume abgeleitet werden, die aus Perspektive der Bürgerinnen und Bürger, den größten Handlungs-bedarf vorweisen.
Der Bahnhof Brackwede soll attraktiver gestaltet und als zentraler Knotenpunkt gestärkt werden. Neben einer neuen Nutzung des Bahnhofsgebäudes wird eine Positionierung als „Naturpark-/Wanderbahnhof“ vorgeschlagen. Regelmäßige Müllentsorgung, die Ausweitung von P+R-Plätzen und eine bessere Anbindung an den Regional-verkehr sind wesentliche Anregungen, ebenso wie eine bessere Beschilderung und Attraktivierung von Wegen. Die Lutterquellen sollen durch Bänke, Müllbehälter und Informationsschilder zur Geschichte der Quellen und der umliegenden Natur aufgewertet werden. Auch die Sanierung des Fußgängertunnels zur Straße „Zu den Lutterquellen“ wird angeregt.
Die Hauptstraße soll durch eine Reduktion des Durchgangsverkehrs und gezielte gestalterische Maßnahmen zu einem lebendigen, atmosphärischen Ort werden. Zusätzliche Fahrradständer, Sitzgelegenheiten und Begrünungselemente, sollen die Aufenthaltsqualität steigern. Kulturelle Impulse wie ein „Kunstpfad“ und die Förderung von Außengastronomie soll ihre Attraktivität als Einkaufs- und Begegnungsraum stärken.
Der Bezirksamtsvorplatz soll gestalterisch aufgewertet werden und eine Revitalisierung des Lyzeums wird gefordert. Eine Verlagerung des Wochenmarktes könnte den Treppenplatz beleben und die Verbindung zur Hauptstraße und zum Kirchplatz soll gestärkt werden. Der Kirchplatz soll durch mehr Grün, Sitzgelegenheiten und gastronomische Angebote zu einem Ort der Begegnung werden.
Die Treppenstraße bietet Potenzial für eine klimafreundliche Umgestaltung mit Begrünung, neuen Sitzgelegenheiten und multifunktionaler Nutzung. Installierte Spielelemente, eine kleine Bühne und neue kulturelle Angebote könnten die Vielseitigkeit steigern, während mobile Möbel und flexible Gestaltungselemente zusätzliche Anreize schaffen können. Im Stadtpark werden unter anderem ein festes Veranstaltungsangebot und die Umgestaltung zu einem Skulpturenpark vorgeschlagen. Übergreifend wird der Ausbau von öffentlichem WLAN, neuen öffentlichen Toiletten und Verkehrsberuhigungsmaßnahmen gefordert.
Weitere Ergebnisse zu der Online-Beteiligung
Pesch Partner Architektur Stadtplanung GmbH
Dortmund, 03.12.2024
Die erste Zukunftswerkstatt fand unter reger Beteiligung von Expertinnen und Experten in der Aula des Brackweder Gymnasiums statt. In einem dialogorientierten Workshop-Format wurden bestehende Planungsansätze diskutiert und weitere Handlungsempfehlungen formuliert. Vier thematische Arbeitsgruppen ermöglichten ähnlich wie bei dem Zukunftsforum I eine intensive Auseinandersetzung mit Potenzialen und Herausforderungen im Stadtteil Brackwede.
Am 24. September folgte das erste Zukunftsforum unter dem Motto: „Brackwede verbindet“. Der Fokus der Veranstaltung lag auf den offenen Austausch zu den Chancen und Herausforderungen einer nachhaltigen Stadtentwicklung. Das beauftragte Planungsbüro Pesch Partner Architektur Stadtplanung GmbH stellte das übergeordnete Leitziel und die vier zentralen Handlungsfelder des INSEK Brackwedes vor. In kleinen Gruppendiskussionen konnten die Bewohner*innen ihre Anregungen, Ideen und Gedanken zu den Handlungsfeldern einbringen. Dabei wurden auch Stärken, Schwächen, Herausforderungen und Potenziale für Brackwede diskutiert.
Den Auftakt bildete der „3. Internationaler Stadtteilbrunch“ am 21. September vor Ort an der Brackweder Kirche, organisiert von dem Brackweder FrauenTreff. Am Informationsstand des Bauamts in Zusammenarbeit mit dem Planungsbüro Pesch Partner Architektur Stadtplanung GmbH hatten Besucher*innen die Möglichkeit, auf einem 2x3 Meter großen Bodenplan ihre Lieblingsorte und Plätze sowie Orte, die sie meiden, mit farbigen Punkten zu markieren. An den Stellwänden konnten interessierte sich zudem über die vier erarbeiteten Handlungsfelder mit ihren untergeordneten Zielen informieren, die für die Grundlagen des INSEK Brackwede maßgeblich sind. Hier konnten sie Anregungen und Ideen direkt schriftlich einbringen und so aktiv zu Planung beitragen. Ergänzt wurde der Informationsstand durch zwei geführte Stadtteilspaziergänge bei denen die Teilnehmenden Stärken und Herausforderungen in Brackwede identifizierten und vor Ort diskutierten.