Kita Blütenzauber und Kita Am Wellbach erhalten Zertifikat „Kita mit Biss“
| Bielefeld (bi)
Gesunde Milchzähne bilden die Grundlage für die Sprachentwicklung, korrekte Zahnstellung, Zahn- und Mundgesundheit und spielen bei der Persönlichkeitsentwicklung des Kindes eine Rolle. Umso wichtiger ist es, bereits im frühen Kindesalter die Abläufe der täglichen Mundhygiene einzuüben und ein Bewusstsein für eine gesunde Ernährung zu entwickeln. Die Kitas Blütenzauber und Am Wellbach haben es sich nun zur Aufgabe gemacht, die Mundgesundheit der Kinder zu verbessern und erhielten daher am Montag (22. Januar) als erste Einrichtungen in Bielefeld das Zertifikat „Kita mit Biss“.
„Kita mit Biss“ ist ein Präventionsprogramm zur Verbesserung und Förderung der Mundgesundheit sowie zur Vermeidung frühkindlicher Karies. Kernpunkte sind die tägliche Zahnpflege nach einer Hauptmahlzeit und die weitgehend zuckerfreie Ernährungsweise, die Förderung des Abstellens von Lutschgewohnheiten, ein früher Verzicht auf Nuckelflaschen und Trinklerngefäße sowie begleitende Lerneinheiten und pädagogische Impulse zur Zahngesundheit und Ernährung.
„Mit dieser Zertifizierung wird die große Motivation der Einrichtung, der Zahnpflege und Mundgesundheit einen hohen täglichen Stellenwert einzuräumen, geehrt. Nicht nur das regelmäßige Zähneputzen in der Kita, sondern auch die aktive Motivation der Kinder und ihrer Eltern sind dabei wichtige Parameter“, erklärte Martin Adamski, Dezernent für Umwelt, Mobilität, Klimaschutz und Gesundheit der Stadt Bielefeld, der die Zertifikate an die Kitas überreichte. „Milchzähne sollten genauso viel Beachtung und Pflege wie die bleibenden Zähne erfahren, denn sie sind empfindlicher und gleichzeitig wichtig für ein späteres, gesundes Gebiss. Daher beobachten wir mit Sorge, dass Karies an Milchzähnen bei vielen Kindern schon sehr früh auftritt.“
Milchzähne sind besonders anfällig für Karies, da ihr Zahnschmelz nur halb so dick ist wie der von bleibenden Zähnen. Gleichzeitig ist der Mineralstoffgehalt des frischen Zahnschmelzes der Milchzähne deutlich geringer. Bereits 10 bis 17 Prozent der Dreijährigen sind betroffen, in sozialen Brennpunkten steigt die Prävalenz bis zu 40 Prozent. Bei den Sechs- bis Siebenjährigen ist Karies mit bis zu 60 Prozent sehr verbreitet.
Das Präventionsprogramm „Kita mit Biss“ ist ein gemeinsames Projekt des Arbeitskreises Zahngesundheit Bielefeld in Kooperation mit dem zahnärztlichen Dienst der Stadt Bielefeld. Im Rahmen des Programms arbeiten die Projektpartner eng zusammen.
„Mangelnde Mundhygiene, fehlende oder unzureichende Fluoridierung und falsche Ernährung, zum Beispiel mit zuckerhaltigen Getränken, führen sehr schnell zu Karies“, weiß Dr. Ina-Marei Strate-Schneider, stellvertretende Leiterin des Gesundheitsamtes. „Dadurch werden die Kinder von Schmerzen und starken Entzündungen geplagt, die zu einem vorzeitigen Verlust der Milchzähne führen können.“ Außerdem drohen Kieferentwicklungsstörungen, eine schlechtere Sprachentwicklung und ein gestörtes Kau- und Schluckvermögen.
„Mundgesundheit ist nicht einfach da, sie benötigt ein lebenslanges Lern- und Motivationsprogramm“, ist sich Dr. Ioana Mihai, Abschnittsleiterin Zahnärztlicher Dienst/Kinder- und Jugendzahngesundheit im Gesundheitsamt, sicher. „Deswegen darf die Zahnpflege nicht erst im bleibenden Gebiss beginnen, sondern sollte schon bei den Milchzähnen zur täglichen Routine gehören.“ Die Kitas spielen dabei eine wichtige Rolle, denn durch das tägliche Zähneputzen im Kindergarten fällt es den Kindern leichter, den Ablauf des Putzens schneller zu verinnerlichen. „Das Kita-Setting ist sehr wichtig, weil viele Kinder und ihre Eltern, unabhängig von ihrer sozialen Lage, niederschwellig erreicht werden können“, so Mihai.
Und so war die Freude im Gesundheitsamt groß, dass sich mit den Kitas Am Wellbach und Blütenzauber gleich zwei Einrichtungen verpflichtet haben, einen Beitrag zum gesunden Aufwachsen sowie zur gesundheitlichen Chancengleichheit aller Kinder zu leisten. „Wir hoffen natürlich, dass weitere Kitas folgen werden“, erklärte Mihai.
Hintergrund
Das Präventionsprogramm „Kita mit Biss“ wurde als Antwort auf eine unbefriedigend hohe Rate an frühkindlicher Karies bereits im Dezember 2003 in Frankfurt an der Oder (durch den Jugendzahnärztlichen Dienst des Gesundheitsamtes) entwickelt. Von dort aus breitete es sich in anderen Bundesländern aus. Seit Einführung des Präventionsprogramms „Kita mit Biss“ wurde es zweimal evaluiert mit dem Ergebnis, dass es mit dem Programm gelungen ist, die frühkindliche Karies zurückzudrängen. Bereits nach drei Jahren konsequenter Umsetzung der Handlungsleitlinien in den ersten „Kitas mit Biss“ konnte ein Rückgang der frühkindlichen Karies und eine Steigerung der Kinder mit kariesfreien Gebissen festgestellt werden.