Bielefeld im Dialog am 04. März 2025

Sicherheit in Bielefeld

Die Polizeipräsidentin Dr. Sandra Müller-Steinhauer und der Oberbürgermeister Pit Clausen trafen am 04. März zusammen um die Fragen der Bielefelder*innen zum Thema "Sicherheit in Bielefeld" zu beantworten. 

In der Wissenswerkstatt entstand an diesem Abend ein Dialog darüber, wie sicher Bielefeld ist und wie sicher sich die Bewohner*innen der Stadt hier fühlen. Ihren Bericht zur Sicherheitslage in Bielefeld untermauerte die Polizeipräsidentin mit einigen Statistiken (siehe unten). Auch über Lösungsstrategien, wie Gewalt- und Drogenkriminalität in Bielefeld begegnet werden kann, wurde an diesem Abend diskutiert.

Viele Fragen wurden bereits im Vorfeld von den Teilnehmenden eingereicht. Während der Veranstaltung konnten zudem Fragen entweder persönlich oder anonym über sogenannte Dialogkarten gestellt werden. 

Nachfolgend finden Sie die Antworten nach den unterschiedlichen Themengebieten aufbereitet. 

Wie stellen Sie die Sicherheit von Frauen*, explizit nachts, sicher? Ein Beispiel wären z.B. Taxigutscheine für Frauen.

Die Bielefelder Polizei ist jederzeit für alle Bürgerinnen und Bürger ansprechbar - nicht nur durch die ständige Präsenz des Streifendienstes das ganze Jahr über in der Taktung 24/7 in den Stadtteilen vor Ort, sondern auch mit Büros der 33 Bezirksdienstbeamten vor den Haustüren der Bielefelderinnen und Bielefelder, um die Sorgen und Nöte direkt zu erfahren und um Abhilfe zu schaffen. Sobald jemand zu Schaden kommt oder auch nur der Verdacht einer Straftat besteht, bitte sofort die Polizei informieren und Strafanzeige erstatten. Im Notfall die Notrufnummer 110 wählen. Das gilt nicht nur für die Betroffenen, sondern auch für Dritte, die beobachten, dass andere in solche Situationen geraten. 

Gibt es schon Ergebnisse von der SoKo Innenstadt?

Die Maßnahmen der Soko zeigen bereits Wirkung. Die Szene hat nach eigenen Aussagen erkannt, dass die Polizei sie tagtäglich im Blick hat, immer wieder Kontrollen durchführt und Straftaten konsequent verfolgt. 
Mit der Soko wollte die Polizei auch ein positives Signal für das Sicherheitsgefühl setzen. Das scheint sich zu bestätigen. Zumindest für den Kesselbrink gibt es erste positive Rückmeldungen, dass sich das Sicherheitsgefühl verbessert habe. Die Zwischenbilanz der Soko zeigt erste Erfolge – es sind zumindest seit September 2024 rückläufige Trends bei der Gesamtzahl der erstatteten Strafanzeigen sowie bei Straßen- und Gewaltkriminalität im Bereich der Bielefelder Innenstadt zu erkennen, die sich unter anderem durch die Arbeit der Soko in diesem Jahr fortzusetzen scheinen. 
Die erheblichen Steigerungen bei den angezeigten Delikten der Gewaltkriminalität stehen – trotz der Rückgänge seit September 2024 – weiterhin besonders im Fokus der gesamten Bielefelder Polizei und insbesondere der Soko.

Kennen Sie die Ursachen für ein "geringeres" Sicherheitsempfinden der Bürger*innen in Bielefeld oder auch im Allgemeinen? 

Aus zahlreichen Gesprächen und Schreiben sind der Polizei die Sorgen vieler Bielefelder*innen, Geschäftstreibenden und Besucher*innen rund um das Thema Sicherheit in der Innenstadt bestens bekannt. Die Polizei nimmt diese Sorgen ernst und will mit der Soko ein positives Signal für das Sicherheitsgefühl setzen.
Es gibt verschiedene Faktoren, warum sich Menschen unsicher fühlen. Unsicherheitsgefühle treten zum Beispiel im öffentlichen Raum bei Nacht auf, u.a. durch mangelnde Beleuchtung, oder auch dort, wo „Unordnung“, z.B. Abfall auf den Straßen, beobachtet wird. 
Alleine wird es der Polizei nicht gelingen, Bielefeld noch sicherer zu machen. Das erfordert ein Gesamtpaket, das die Polizei mit den Partner*innen der Stadt und darüber hinaus immer weiter verbessert. Stadt und Polizei haben eine Kooperationsvereinbarung geschlossen, mit der die jeweiligen Maßnahmen verzahnt werden. 

Wo liegen aktuell die Herausforderungen der Polizei, um für Sicherheit zu sorgen?

Gewaltbereitschaft, fehlende soziale Bindungen und Arbeitslosigkeit verändern die Gesellschaft ebenso wie die rasante technische Weiterentwicklung. Die Polizei als Organisation sieht sich daher neuen Konfliktthemen und höheren Anforderungen an ihre sozialen und kommunikativen Fähigkeiten gegenübergestellt.
Die Polizei kann jedoch keine gesellschaftlichen oder erzieherischen Defizite reparieren. Gesellschaftliche Probleme sind nicht mit polizeilichen Mitteln zu lösen. Die gesamte Gesellschaft ist gefordert, nicht allein die Polizei. 
Die polizeilichen Erkenntnisse geben aber Anstöße, um die Aufgaben zu erkennen und an ihnen gezielt gemeinsam zu arbeiten. Zuständigkeiten und die unterschiedlichen Ansätze der Prävention sowie der Repression werden von Polizei und Stadt nicht als Widerspruch oder Abgrenzung verstanden, sondern als gemeinschaftlicher Auftrag, aus unterschiedlichen Perspektiven gemeinsam zur Verbesserung der Sicherheitslage - aber auch der Lebenslage Betroffener auf allen Seiten - beizutragen.
Die kriminalpolizeiliche Sachbearbeitung sieht sich seit Jahren einer kontinuierlich steigenden Anforderung durch die digitale Entwicklung der Gesellschaft ausgesetzt. Daraus ergeben sich umfangreiche Änderungen und Herausforderungen für die kriminalpolizeiliche Ermittlungsarbeit, sei es bei der Tatortarbeit, als auch bei den Ermittlungen im analogen oder digitalen Raum, durch z.B. ermittlungsunterstützende IT-Verfahren und Straftaten im Bereich des Internets. Der Spezialisierungsgrad innerhalb der Kriminalpolizei und bei Vornahme der Ermittlungshandlungen einzelner Delikte steigt kontinuierlich.

Wird es mehr sichtbare Polizeipräsenz, insbesondere in den Abend- und Nachtstunden, geben?

Die Bielefelder Polizei ist jederzeit für alle Bürger*innen ansprechbar - nicht nur durch die ständige Präsenz des Streifendienstes das ganze Jahr über in der Taktung 24/7 in den Stadtteilen vor Ort, sondern auch mit Büros der 33 Bezirksdienstbeamt*innen vor den Haustüren der Bielefelder*innen, um die Sorgen und Nöte direkt zu erfahren und um Abhilfe zu schaffen. 
Im Rahmen der Kooperationsvereinbarung werden Stadt und Polizei die gemeinsame Präsenz in Bielefeld und hierfür die seit Jahren erfolgreich zusammen mit dem Ordnungsamt betriebene Stadtwache ausbauen.
Dabei kann die Polizei aber nie überall sein. Der Einsatz der Polizist*innen für die vielfältigen, kontinuierlich ansteigenden Aufgaben und Anforderungen muss stets neu abgewogen werden, damit wir möglichst effizient und effektiv arbeiten. Auf Schwerpunkte werden wir auch in Zukunft mit diesen Überlegungen reagieren. 

Wie oft und werden überhaupt Stichproben-Kontrollen in der Innenstadt und den Bahnen auf Waffen und Drogen durchgeführt? Und wenn solche Kontrollen nicht durchgeführt werden, wann wird damit angefangen?

Kontrollen finden rund um die Uhr statt – insbesondere durch den Wachdienst und die Soko. Es geht darum, Täter zu ermitteln, Beweismittel aufzufinden und mögliche Strukturen aufzuhellen. Im Zuge dessen werden verschiedene Sicherheit stärkende Maßnahmen durchgeführt, wie zum Beispiel Personenkontrollen, Platzverweise, mehrwöchige Aufenthaltsverbote und Festnahmen. Um hier noch fokussierter vorgehen zu können, hat die Polizei Bielefeld zu Oktober 2024 die Soko Innenstadt gegründet. Die Mitglieder der Soko haben die erforderliche Zeit, um – unbelastet durch das Einsatzgeschehen – mit offenen Maßnahmen und, wo es erforderlich erscheint, in zivil und verdeckt gegen strafbares, die Sicherheit und das Sicherheitsgefühl besonders beeinträchtigendes Verhalten vorzugehen. 
Die Polizei will mit ihren Maßnahmen deutlich machen, dass sie regelwidriges Verhalten nirgendwo in der Stadt duldet und konsequent dagegen vorgeht.
Die Bielefelder Polizei beteiligt sich außerdem mit Maßnahmen an der landesweiten Kampagne "Besser ohne Messer". Ziel ist, die Sicherheit und das Sicherheitsgefühl zu stärken sowie Gewalttaten mit Messern im öffentlichen Raum zu bekämpfen. Die wichtigsten Botschaften der Kampagne sind: Messer haben im öffentlichen Raum nichts zu suchen, Messer lösen keine Konflikte, Messer sind kein Statussymbol. Das Mitführen von Messern ist nicht normal und nicht erwünscht. Eine Stichwaffe ist kein Handy und keine Geldbörse und darf deshalb niemals zu den gewöhnlichen persönlichen Gegenständen gehören, die man in der Hosentasche mitführt.

Wie viel Sicherheitspersonal wird in den kommenden Jahren explizit für den öffentlichen Raum vorbehalten?

Auskünfte zu Personalstärken und dazu, wo welches Personal eingesetzt wird, erteilt die Polizei aus taktischen Gründen nicht. Die Bielefelder*innen können sich darauf verlassen, dass die Polizei ihre Aufgaben mit dem zur Verfügung stehenden Personal bewältigen kann – repressiv und präventiv. Die Polizei setzt ihr Personal dort flexibel ein, wo es gerade zur Kriminalitätsbekämpfung und zur Stärkung der Sicherheit benötigt wird. 

Wo stehen wir aktuell bei der Gewaltkriminalität? Früher war Bielefeld die sicherste Großstadt. Und heute?
Die steigenden Fallzahlen im Bereich der Gewaltkriminalität setzten sich im Jahr 2024 fort. 

Die steigenden Fallzahlen im Bereich der Gewaltkriminalität setzten sich im Jahr 2024 fort. 
Die Gewaltkriminalität, die durch Körperverletzungs- und Raubdelikte geprägt ist, erreichte mit 1.510 Delikten eine erneute Steigerung von 18,2%.
Im Jahr 2024 wurden für Bielefeld 27.971 Straftaten registriert, das bedeutet im Vergleich zum Vorjahr eine Zunahme um 1,5%.
Anhand der Kriminalitätshäufigkeitszahl, also der Anzahl der Straftaten pro 100.000 Einwohner*in, lässt sich für 2024 aber sagen, dass Bielefeld in NRW die sicherste Großstadt mit mehr als 200.000 Einwohner*innen ist. 

Wie nimmt die Polizei diversgeschlechtliche (z.B. inter-, transgeschlechtliche oder non-binäre) Opfer wahr? Sowohl statistisch als auch im Alltag.

Bei der Polizei Bielefeld gibt es dauerhaft eine Ansprechperson für die Belange von LSBTIQ*-Menschen. Frank Walther vom Kommissariat Kriminalprävention und Opferschutz ist in der Markgrafenstr. 7 (Haus der Kirche), 33602 Bielefeld, per E-Mail unter frank.walther [ät] polizei.nrw.de oder telefonisch unter 0521/545-2552 erreichbar.
Polizei und Stadt Bielefeld bieten mit ihrem Netzwerk und angeschlossenen Partnerorganisationen ein breites Angebot an Unterstützung. 
Auch in den Reihen der Bielefelder Polizei zeigt sich die gesellschaftliche Vielfalt, Diversität wird auch intern gelebt. Dadurch ist ein großes Selbstverständnis für die Belange der LSBTIQ*-Community entstanden. 

Sicherheitsempfinden hinsichtlich Tötungsdelikten: Wie wahrscheinlich ist es in die Schussbahn zu geraten?

In Bielefeld wurden im Jahr 2024 5 Mordfälle, davon 3 Versuche, und 8 Totschlagsfälle, davon 8 Versuche, verübt. Alle Fälle wurden aufgeklärt. Bei Tötungsdelikten kennen sich Täter*in und Opfer häufig. Zufällig Opfer eines Tötungsdeliktes zu werden, ist nicht sehr wahrscheinlich. Es kann aber insbesondere im Zusammenhang mit Taten, die durch psychisch erkrankte oder extremistische Personen begangen werden, nicht gänzlich ausgeschlossen werden. Eine hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht. 

Sicherungskonzepte für Großveranstaltungen. Gibt es welche und werden die ständig angepasst? Ist man sicher auf den Bielefelder Großveranstaltungen (Leineweber, Weihnachtsmärkte etc.)?

Die Polizei Bielefeld überprüft fortlaufend die Sicherheitslage und steht dazu im Austausch mit anderen Behörden und weiteren Verantwortlichen. Insbesondere auch nach besonderen Ereignissen erfolgt für Bielefeld eine Sensibilisierung der Einsatzkräfte und eine Überprüfung der Sicherheitslage. Die Maßnahmen der Polizei Bielefeld richten sich dementsprechend danach aus. 
Die Bielefelder Polizei zeigt auf Großveranstaltungen verstärkt Präsenz, führt Kontrollen durch und stimmt sich beim Thema Sicherheit eng mit dem jeweiligen Veranstalter und der Stadt Bielefeld ab. 
Die Polizei setzt insofern alles daran, größtmögliche Sicherheit zu gewährleisten, eine hundertprozentige Sicherheit gibt es aber nicht. 

Sind Waffenverbotszonen geplant? Bergen diese kein Problem für Personen, die ein berichtigtes Interesse haben, Selbstverteidigungsmittel mit sich zu führen?

Am 17.10.2024 hat die Polizeipräsidentin den Vorschlag zur Einrichtung einer Waffenverbotszone an das Landesamt für Zentrale Polizeiliche Dienste NRW (LZPD NRW) zur Entscheidung übersandt. Eine Entscheidung des LZPD und des Ministerium des Inneren NRW (IM NRW) steht noch aus. 
Für die Polizei ist es mit einer Waffenverbotszone insofern um ein Vielfaches einfacher, präventiv einzuschreiten, zu kontrollieren und Verstöße zu sanktionieren. Es ist kein Allheilmittel, aber eine Möglichkeit, um Gefahren zu verringern. 
Jede sichergestellte Waffe, die die Polizei aus dem Verkehr zieht, ist eine Gefahr weniger. Damit kann die Waffenverbotszone neben vielen anderen Maßnahmen, die die Polizei ergreift, dazu beitragen, die Sicherheit in der Innenstadt zu erhöhen. Das Ziel der Polizei ist es, unter Nutzung aller aktuell bestehenden rechtlichen Möglichkeiten, die Anzahl der im öffentlichen Raum getragenen Waffen und gefährlichen Gegenstände deutlich zu reduzieren.

Laut Studien bringen bislang eingerichtete Waffenverbotszonen nicht den gewünschten Erfolg. Außerdem sind diese nicht vereinbar mit einer freiheitlichen Gesellschaft. 

Die angesprochenen Studien beleuchten Kommunen mit Waffenverbotszonen, in denen noch das alte Waffenrecht gilt, durch das die Polizei weniger Befugnisse hatte. Heutzutage beziehen sich Waffenverbotszonen nicht mehr nur auf Waffen. Daher wird ein größerer Effekt erwartet. 

Waffenverbotszonen: Steilvorlage für Racial Profiling? Welche Maßnahmen werden zur Bekämpfung von Racial Profiling durchgeführt?

Sich gegen Rassismus und Polizeigewalt zu stellen, begrüßt die Polizei Bielefeld ausdrücklich, die Diskussion über dieses Thema ist legitim und richtig. 
Pauschale Vorwürfe und Unterstellungen gegen die Polizei sind jedoch unzulässig und entbehren jeglicher Grundlage. Die Beamt*innen treffen keine unrechtmäßigen Maßnahmen, sondern schöpfen konsequent alle rechtlich zulässigen Möglichkeiten aus.
Anstelle von Racial Profiling, setzt die Polizei auf Behavioral Profiling. Es geht somit nicht darum Menschen aufgrund ihrer Herkunft zu überprüfen. Der Fokus liegt stattdessen darauf, auf Grundlage von Verhalten Straftaten zu verhindern oder aufzudecken. Im Rahmen der landesweiten Kampagne „Polizeiarbeit ist Wertearbeit“ (im Zentrum dieser Kampagne steht die Reflexion bedeutender Werte für die polizeiliche Aufgabenwahrnehmung) hat die Polizei Bielefeld sich mit der Bedeutung des Wertes „Integrität“ beschäftigt. 
Auch in Bezug auf die Fehlerkultur ist Integrität wichtig, um zu eigenen Fehlern zu stehen und sie offen anzusprechen - sowohl nach innen, aber insbesondere auch nach außen, um das Vertrauen, das die Menschen in ihre Polizei setzen, zu bewahren. Bei der Polizei Bielefeld stehen Extremismusbeauftragte den Mitarbeitenden für Fragen und Gespräche – auch außerhalb des Dienstweges – als unmittelbare, vertrauenswürdige und persönliche Ansprechpersonen für Hinweise auf Verhaltensweisen, die eine extreme Einstellung oder Zugehörigkeit zu extremen Netzwerken für möglich erscheinen lassen, zur Verfügung.

Sollte Bielefeld mehr Videoüberwachung durchführen?

Videoüberwachung erfordert vermehrt personelle Ressourcen und kann an vielen Orten nicht eingesetzt werden, da es nicht überall zulässig ist. Es entspricht zudem nicht dem Freiheitsverständnis der Polizei, da flächendeckende Überwachung auch in die individuelle Freiheit der einzelnen Menschen eingreift. Daher gibt es eine 24-Stunden-Überwachung von öffentlichen Plätzen seitens der Polizei Bielefeld nicht. Die Polizei Bielefeld bewertet aber fortlaufend auf Grundlage der aktuellen Entwicklungen, ob die rechtlichen Voraussetzungen für eine Videoüberwachung an besonderen Örtlichkeiten gegeben sind. 

An welchen Orten gibt es besonders viel Kriminalität?

Die Polizei kann es nicht hinnehmen, wenn die Gewaltbereitschaft in der Innenstadt steigt und damit das Sicherheitsgefühl der Bürger*innen sinkt. Deshalb beobachtet die Polizei die Entwicklungen der Fallzahlen sehr genau, um Maßnahmen anzupassen und negativen Kriminalitätsentwicklungen entgegenzutreten.
Im Bereich der Bielefelder Innenstadt häufen sich Delikte der Straßen- und insbesondere der Gewaltkriminalität erkennbar innerhalb regional definierbarer Bereiche. Es handelt sich dabei wiederkehrend um den Bereich der sogenannten "Tüte", den Kesselbrink und den Jahnplatz sowie die unmittelbar angrenzenden Straßenzüge.
Die Polizei fokussiert sich daher mit der Stadt zunächst auf vier Räume: Kesselbrink, Bahnhofsumfeld / „Tüte“, Jahnplatz und Ostmannturmviertel, letztere, um möglichst unmittelbar einer Verdrängung entgegenwirken zu können.

Gibt es einen Sicherheitsplan für den Kesselbrink in Hinblick auf die Personen, die dort Drogen nehmen? Es sind oft Polizist*innen vor Ort, die aber nichts machen.

Polizist*innen haben den klaren Auftrag, gegen jede ihnen bekannt werdende Straftat einzuschreiten. Wenn Bürger*innen über gegenteilige Eindrücke berichten, ist immer zu bedenken, dass sie nur einen Ausschnitt einer Szene beobachten und vielfach nicht einschätzen können, mit welcher Aufgabe die Polizist*innen in diesem Moment gerade befasst sind und welche Wahrnehmungen diese selbst machen. Fragloser Konsens in der Bielefelder Polizei ist es, intensiv gegen die Drogenszene vorzugehen. Um hierfür die erforderliche Zeit, unbelastet vom sonstigen Einsatzgeschehen zu geben, ist die Soko Innenstadt eingerichtet worden. Klares Ziel der Soko Innenstadt ist es, die Ausbreitung der Szene zu reduzieren und Straftaten zu verringern. Dazu werden alle vorhandenen rechtlichen Mittel ausgeschöpft und die Polizei steht in engem Kontakt zur Staatsanwaltschaft Bielefeld und den zuständigen Ämtern der Stadt Bielefeld. 
Die Szene soll wissen, dass die Polizei sie tagtäglich im Blick hat und Kontrollen immer wieder durchgeführt werden. Straftaten werden konsequent und beweissicher verfolgt.
Eine Verdrängung der Kriminalität, insbesondere der Drogenszene, in Wohngebiete, wie etwa das Ostmannturmviertel, ist nicht hilfreich und nicht das Ziel der Polizei. Die Szene soll nicht verdrängt, sondern die Ausbreitung der Szene verringert werden. Das gelingt durch konsequente Strafverfolgung und eine damit verbundene Abschreckung, durch Platzverweise und Aufenthaltsbeschränkungen sowie durch freiheitsentziehende Maßnahmen. 
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass sich Kriminalität in einer Stadt wie Bielefeld, in der eine Vielzahl von Menschen aus verschiedenen Bevölkerungsgruppen auf innerstädtischen Flächen aufeinandertrifft, jedoch nicht gänzlich auf null reduzieren lässt.

Am Kesselbrink und an der Herforder Str. halten sich abends/nachts regelmäßig Personengruppen auf, welche Passant*innen unangenehm ansprechen und teilweise sogar bedrängen. Was gedenken Sie dagegen zu unternehmen? 

Die Polizei zeigt in der gesamten Innenstadt und insbesondere in den Bereichen, in denen mehr Kriminalität zu verzeichnen ist, Präsenz. Dazu gehören auch der Kesselbrink und die Herforder Straße. Die Polizei kann aber leider nicht immer überall gleichzeitig sein. 
Wichtig ist, bitte sofort die Polizei informieren und Strafanzeige erstatten, sobald jemand zu Schaden kommt oder auch nur der Verdacht einer Straftat besteht. Im Notfall die Notrufnummer 110 wählen. Das gilt nicht nur für die Betroffenen, sondern auch für Dritte, die beobachten, dass andere in solche Situationen geraten.
Bei allen Polizeidienststellen können Betroffene einer Straftat eine Anzeige erstatten. Dies kann auch digital/online über die Internetwache der Polizei erfolgen oder auch schriftlich per Post oder E-Mail. 
Die Erstattung einer Strafanzeige ist wichtig! Denn ohne Kenntnis der Straftat können Polizei und Staatsanwaltschaft nicht tätig werden. In der Folge kann die Tat nicht erforscht und aufgeklärt werden, der*die Täter*in bleibt unentdeckt, unbestraft und er oder sie kann weiterhin Straftaten begehen.

Wieso wird am Jahnplatz so wenig Polizeipräsenz gezeigt? Freitags und samstags sind abends viele Poser und Raser unterwegs. Die Straße überqueren ist dann sehr gefährlich. Warum wird dagegen nichts unternommen? 

Auch der Jahnplatz gehört zu den Räumen, auf die die Polizei sich gemeinsam mit der Stadt fokussiert hat und an denen verstärkt Präsenz gezeigt wird.
Unter anderem gegen Poser und Raser hat die Polizei Bielefeld im vergangenen Jahr die Aktionswoche #LEBEN durchgeführt. In dieser Aktionswoche wurde an verschiedenen Kontrollstellen regelwidriges Verhalten geahndet und die Polizei ist an Informationsständen mit Verkehrsteilnehmer*innen über häufige Unfallursachen ins Gespräch gekommen. Ziel der Aktionswoche war es, bei Verkehrsteilnehmenden das Bewusstsein für die eigene Verantwortung im Straßenverkehr zu stärken. Hierdurch lässt sich die Zahl der Toten und Schwerverletzten im Straßenverkehr nachhaltig reduzieren. 
Den Abschluss der Aktionswoche bildete der "Carfreitag". Traditionell trifft sich an diesem Tag die sogenannte "Poser- und Tuner-Szene". Gemeinsam mit Sachverständigen nahmen Beamte des Verkehrsdienstes modifizierte Fahrzeuge mit Sonderausstattungen und hochpreisige Serienmodelle genaustens in Augenschein. Sieben Pkw und ein Motorrad stellten die Beamt*innen sicher, da sie nicht verkehrssicher waren. Bei den Geschwindigkeitsmessungen an diesem Tag war trauriger Spitzenreiter ein 31-jähriger Bielefelder, der mit seinem Audi R8 mit 155 km/h auf der Herforder Straße bei erlaubten 50 km/h gemessen wurde.
Gegen Poser und Raser geht die Polizei aber nicht nur im Rahmen von Aktionswochen vor, sondern auch im alltäglichen Dienst im Stadtgebiet durch Sanktionierung und Kontrolldruck. Dabei werden alle rechtlichen Möglichkeiten im Hinblick auf Sicherstellung von Kfz und Führerscheinen ausgeschöpft. Auch hier gilt: Informieren Sie bei entsprechenden Beobachtungen die Polizei!

Das Warten an den Bushaltestellen am Jahnplatz nachts ist gefährlich, besonders für Frauen. 

Der Jahnplatz gehört zu den Räumen, auf die sich die Polizei gemeinsam mit der Stadt fokussiert hat und an denen verstärkt Präsenz gezeigt wird. 
Wichtig ist, bitte sofort die Polizei informieren und Strafanzeige erstatten, sobald jemand zu Schaden kommt oder auch nur der Verdacht einer Straftat besteht. Im Notfall die Notrufnummer 110 wählen. Das gilt nicht nur für die Betroffenen, sondern auch für Dritte, die beobachten, dass andere in solche Situationen geraten.

Kann man den Konsum von Drogen nicht verbieten?

Der Gesetzgeber gibt vor, welche Drogen verboten und welche legalisiert werden. Die Polizei verfolgt strafbare Handlungen im Zusammenhang mit Drogen auf Grundlage der vom Gesetzgeber bestimmten Regelungen. Durch die Teillegalisierung von Cannabis gibt es weniger Konsumenten- und Handelsdelikte, da man bis zu 25 Gramm Cannabis mit sich führen darf. Dementsprechend sind die Konsumentendelikte in Bielefeld im Jahr 2024 um 68,6% und die Handelsdelikte um 53,1% gesunken.

Thema Prävention. Gibt es Ideen und Konzepte, den Konsum von Drogen zu verhindern?

Die Polizei bekämpft Straßenverkehrs- und Gewaltdelikte, die auf Alkohol- und Drogenmissbrauch zurückzuführen sind und Straftaten der Rauschgiftkriminalität nicht nur repressiv. Ziel polizeilicher Maßnahmen der Suchtprävention ist die Unterstützung der originär verantwortlichen Träger der Suchtprophylaxe, um das Entstehen von Suchtkarrieren zu verhindern. Sie leistet auch vorbeugend einen wichtigen Beitrag zur Suchtprävention, indem sie insbesondere Jugendliche über rechtliche Aspekte, gesundheitliche Risiken und soziale Folgen des Konsums legaler sowie illegaler Suchtmittel aufklärt und so zu einem normgerechten Verhalten bewegt. Die Polizei Bielefeld arbeitet im Sozial- und Kriminalpräventiven Rat der Stadt Bielefeld (SKPR) in der AG „Prävention an Schulen“ daran mit, präventiv unmittelbar in Schulen zu wirken.
Ein wichtiger Baustein ist der "Leitfaden zum Umgang mit Konsum, Missbrauch und Abhängigkeit für Bielefelder Schulen", den die Polizei 2024 in Zusammenarbeit mit der Drogenberatung und anderen Kooperationspartner*innen entwickelt hat. Er gibt Schulen Handlungssicherheit im angemessenen Umgang mit Sucht- und Drogenthemen. Der Leitfaden wird regelmäßig aktualisiert und steht den Schulen digital zur Verfügung.

Wie kann die Sicherheit an der Straßenbahn-Haltestelle Hauptbahnhof in den Griff bekommen werden? (Drogenumschlagsplatz)

Die „Tüte“ und das Bahnhofsumfeld gehören zu den Räumen, auf die sich die Polizei gemeinsam mit der Stadt fokussiert hat, an denen sie verstärkt Präsenz zeigt und an denen auch die Soko aktiv ist. Straftaten werden konsequent und beweissicher verfolgt, damit eine tat- und schuldangemessene Strafe der Tat auf dem Fuß folgen kann. 
Regelmäßig führt die Polizei im Rahmen des Behördenschwerpunkts "Sicherheit in der Bielefelder Innenstadt" größere Einsätze an der „Tüte" durch. Ziel der Kontrolleinsätze ist es, Straftaten im Bereich der Rauschgiftkriminalität aufzudecken und Straftaten, wie Gewalt- und Eigentumsdelikte, durch gemeinsame Präsenz mit dem Ordnungsamt zu verhindern. Im Zuge dessen führen Polizeibeamt*innen verschiedene Sicherheit gewährleistende Maßnahmen durch, wie zum Beispiel Personenkontrollen, Platzverweise, Bereichsbetretungsverbote und Festnahmen. Manche Maßnahmen sind für Bürger*innen deutlich sichtbar, andere bleiben für Außenstehende unbemerkt.
Eine Verdrängung der Kriminalität, insbesondere der Drogenszene, in Wohngebiete, wie etwa das Ostmannturmviertel, ist nicht hilfreich und nicht das Ziel der Polizei.
Die Polizei ist zur Kriminalitätsbekämpfung auch auf die Mithilfe der Menschen angewiesen, die uns Hinweise geben. Es ist immer richtig, die 110 zu wählen, wenn etwas Verdächtiges auffällt.
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass sich Kriminalität in einer Stadt wie Bielefeld, in der eine Vielzahl von Menschen aus verschiedenen Bevölkerungsgruppen auf innerstädtischen Flächen aufeinandertrifft, jedoch nicht gänzlich auf null reduzieren lässt.
Gesellschaftliche Probleme lassen sich nicht mit polizeilichen Mitteln lösen. Wichtig ist die enge Zusammenarbeit der Polizei insbesondere mit der Stadt Bielefeld, dort vor allem dem Ordnungs- und Sozialbereich, der Drogenberatung und den Ausländerbehörden. Neben den Behörden und Einrichtungen ist auch die gesamte Gesellschaft gefordert. 

Wie möchten Sie sicherstellen, dass die Diskussion über Sicherheit auf die tatsächlichen Probleme (strukturelle Gewalt, Gewaltprävention, soziale Ungleichheit, psychische Gesundheit etc.) fokussiert wird, anstatt Minderheiten als Sündenböcke für gesellschaftliche Ängste darzustellen?

Hierzu hat die Polizei in der Kooperationsvereinbarung mit der Stadt ein gemeinsames Werteverständnis festgeschrieben: 
„Oberstes Gebot staatlichen Handelns ist die Verpflichtung, die Würde des Menschen zu achten und zu schützen.
Die Handelnden verstehen sich als Mit-Gestalter des gesellschaftlichen Zusammenlebens und fördern eine „Kultur des Miteinanders“. Straftaten und Ordnungswidrigkeiten werden konsequent verfolgt und geahndet. 
Es entspricht dem gemeinsamen Selbstverständnis, die Grundrechte der Einzelnen zu schützen und diskriminierungsfrei für Recht und Gesetz, Gleichberechtigung, Offenheit, Verantwortung und Vertrauen einzustehen.“

Wie kann die Stadt in Zusammenarbeit mit der Polizei gezielt auf ausländische Familien zugehen, um sie über ihre Rechte und Sicherheitsmaßnahmen aufzuklären, insbesondere, wenn sie sprachliche Hürden haben? Was tut die Polizei, um das Vertrauen dieser Familien zu gewinnen und sicherzustellen, dass auch ihre Kinder Schutz und Unterstützung erhalten? 

Die Bevölkerung in Bielefeld hat sich verändert, der Anteil Nichtdeutscher ist gestiegen. Es kommen Menschen aus anderen Ländern aus wirtschaftlich prekären oder gewalttätigen Verhältnissen zu uns, in der Hoffnung auf ein besseres und sicheres Leben. Hiermit verbunden sind wichtige Aufgaben der gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Integration. 
Gesellschaftliche Herausforderungen, wie die Integration von Geflüchteten, kann Polizei nicht allein bewältigen. Die polizeilichen Erkenntnisse geben aber Anstöße, um die Aufgaben zu erkennen und an ihnen gezielt zu arbeiten. Erforderlich ist ein Gesamtpaket, das die Polizei mit den Partner*innen der Stadt und darüber hinaus immer weiter verbessert. 
Die Polizei setzt einen Kontaktbeamten für interkulturelle und -religiöse Angelegenheiten ein, um durch intensive Kontaktaufnahme zu Vereinen und Institutionen Transparenz zu schaffen und das Vertrauen in die Arbeit und Handlungsfähigkeit der Polizei zu stärken. Durch vertrauensbildende Maßnahmen soll der Kontakt zu religiösen und kulturellen Einrichtungen, Gemeinschaften und Vereinen aufgebaut und gepflegt werden. Der 10-Punkte-Plan zur Bekämpfung der Messergewalt des Ministerium des Inneren des Landes NRW (IM NRW) beinhaltet unter anderem ein Präventionskonzept an Unterbringungseinrichtungen. Bezirksdienstbeamt*innen vermitteln in Unterbringungseinrichtungen des Landes und kommunalen Flüchtlingsunterkünften zielgenaue und zielgruppenspezifische Präventionshinweise und verdeutlichen, dass es keinen vernünftigen Grund gibt, im öffentlichen Raum ein Messer mitzuführen und – je nach Bauart und Klingenlänge – diese sogar nach dem Waffengesetz verboten sind.

Die Mitglieder der Polizei und des Ordnungsamts sind durchweg sehr freundlich im Umgang mit der Bürgerschaft und gerade zu Kindern sehr lieb. Dafür sein großer Dank ausgesprochen! Werden die Einsatzkräfte extra darauf geschult, auch im Hinblick auf mögliche Bewerber in der Zukunft? 

Vielen Dank für die positive Rückmeldung. 
Es gibt keine Schulungen für einen freundlichen Umgang mit Bürger*innen, sondern dieser Umgang sollte grundsätzlich jeder Polizeibeamtin und jedem Polizeibeamten in die Wiege gelegt sein. Schon bei der Einstellung wird geprüft, ob eine charakterliche Eignung gegeben ist. Und auch während des Studiums wird genau hingeschaut, wer das Zeug zur Polizeibeamtin oder zum Polizeibeamten hat. Klare moralische Vorstellungen und ein intakter Wertekompass sind für die polizeiliche Arbeit und alle Beschäftigten der Polizei unerlässlich.

Wie können wir uns am besten auf die Polizei verlassen und glauben, dass die Polizei auf der Seite der Bürger steht?

Die Bielefelder Polizei ist jederzeit für Bürger*innen ansprechbar, verhindert Straftaten durch gezielte Präventionsmaßnahmen und verfolgt diese konsequent und beweissicher unter Ausschöpfung aller rechtlichen Mittel. Herausgehobene Bedeutung für eine Stärkung der objektiven und gefühlten Sicherheit haben die polizeiliche Präsenz, die Einsatzwahrnehmung des Wachdienstes und die Erreichbarkeit der Polizei über die Leitstelle. Die Leitstelle ist oftmals die erste Stimme der Polizei und so eine wichtige Schnittstelle zu den Bürger*innen. Die uniformierten Mitarbeiter*innen auf der Straße prägen das sichtbare Bild der Polizei in der Öffentlichkeit. Sie dienen als Ansprechpersonen, verhindern Straftaten und tragen zusätzlich mit einer professionellen Einsatzwahrnehmung auch zur Entdeckung und Aufklärung von Straftaten bei.
Polizei ist Abbild und auch Teil der Gesellschaft. Es darf keine Fronten zwischen Bürger*innen einerseits und der Polizei andererseits geben. Die Haltung und das Verhalten von jeder Polizeibeamtin und jedem Polizeibeamten ist entscheidend, nicht nur für ihr eigenes Ansehen und ihre persönliche Vertrauenswürdigkeit. Sie stehen für die gesamte Polizei und den Staat. Die Bielefelder Polizei muss offen und glaubwürdig sein, damit die Bürger*innen der Polizei und unserem Rechtsstaat weiterhin Vertrauen und Akzeptanz entgegenbringen.
Bereits bei der Personalauswahl wird hierauf besonders geachtet. Später im Beruf gibt es zahlreiche Unterstützungs- und Bildungsangebote, die diese Facette der beruflichen Anforderungen immer wieder aufgreifen.

Gewalt gegen Frauen hat in Deutschland zugenommen – auch in Bielefeld? 

In 2024 waren 42,3% Frauen Opfer von Straftaten, im Jahr 2023 waren es 43%. Bei der Gewaltkriminalität zeigte sich keine gleichbleibende Entwicklung, sondern ein Anstieg der weiblichen Opfer. In 2024 waren 37% Frauen Opfer von Gewaltkriminalität, 2023 waren es noch 28,1%. Das ist alarmierend, da man bedenken muss, dass Frauen deutlich seltener Kontakt mit kriminellen Milieus haben. Die Polizei nimmt das Thema sehr ernst und ist aktiv im Netzwerk Opferhilfe mit sämtlichen Kooperationspartnern, z. B. Frauenhäuser, Frauennotruf e. V., Gleichstellungsstelle Stadt Bielefeld, Psychologische Frauenberatung e. V., Beratungsstelle für Mädchen und junge Frauen – Mädchenhaus Nadeschda. Darüber hinaus beteiligt sich die Polizei Bielefeld an Initiativen / Aktionen gegen Gewalt an Frauen, wie z.B. unter anderem am Runden Tisch – Gewalt gegen Frauen (Stadt Bielefeld) und am Arbeitskreis „Sexualisierte Gewalt gegen Frauen mit Behinderung“. Gut ausgebildete Kolleg*innen sind bei der Polizei ansprechbar, z. B. wenn Anzeige erstattet werden soll.

Ist es üblich, dass man auf der Wache lange warten muss, bis eine Anzeige aufgenommen werden kann?

Die Polizei ist zur Erforschung des Sachverhalts und somit auch zur Entgegennahme einer Anzeige gesetzlich verpflichtet, daher nehmen die Polizeibeamt*innen jede Anzeige gewissenhaft und sorgfältig auf - das nimmt Zeit in Anspruch. Auch einsatzbedingt kann es zu Wartezeiten kommen. Es wird eine Priorisierung vorgenommen, welche Fälle keinen Aufschub dulden und welche weniger eilig sind. Eine Anzeigenerstattung kann nicht nur bei allen Polizeidienststellen, sondern auch digital/online über die Internetwache der Polizei erfolgen.

Wie wird in Bielefeld mit immer wieder Straffälligen umgegangen? Ich denke an die Jugendlichen, die eine kriminelle Karriere manifestieren. Was gibt es für Angebote? 

Mit Sorge betrachtet die Polizei Bielefeld den Bereich der Kinder- und Jugendkriminalität, da dort im Jahr 2024 in fast allen Deliktsbereichen die Fallzahlen gestiegen sind. Insgesamt sind die Fälle der Jugendkriminalität von 1.448 Fälle auf 1.541 Fälle gestiegen. Insbesondere bei den Rohheitsdelikten gab es einen Anstieg um 112 Delikte auf 437 Fälle.
Um nicht zuzulassen, dass sich bei den Kindern und Jugendlichen die Neigung, Straftaten zu begehen, verfestigt, wird durch die Stadt Bielefeld, die Staatsanwaltschaft Bielefeld und die Polizei Bielefeld die Einführung des „Haus des Jugendrechts“ stringent verfolgt. Die enge Zusammenarbeit der drei Behörden ist ein weiterer wichtiger Baustein zur Prävention und Bekämpfung der Kinder- und Jugendkriminalität in Bielefeld. 
Seit dem 01. September 2010 ist beim Polizeipräsidium Bielefeld ein Jugendkommissariat eingerichtet. Hier werden zentral alle von Jugendlichen und Kindern begangene Straftaten bearbeitet. Eine besondere Aufgabe ist die Bearbeitung von Vorgängen der sogenannten Jugendlichen Intensivtäter*innen (JIT). 
In Bielefeld wurden in 2024 insgesamt 32 Jugendliche als Intensivtäter*innen eingestuft und entsprechend bearbeitet. Bei diesen Täter*innen werden mit der Staatsanwaltschaft und dem Jugendamt abgestimmte Maßnahmen getroffen.
Seit 2011 vereint die NRW-Initiative „Kurve kriegen“ im Polizeipräsidium Bielefeld die polizeiliche Früherkennung von Kriminalitätsgefährdung mit dem Einsatz von pädagogischen Fachkräften zur Verhinderung von Intensivtäter*innenkarrieren. Das Ziel von „Kurve kriegen“ ist die Verhinderung von weiteren Straftaten und die Vermeidung von Opfern. Die pädagogischen Fachkräfte im Polizeipräsidium Bielefeld veranlassen als Ansprechpersonen für Familien und Kinder in enger Zusammenarbeit mit den Jugendämtern individuelle, freiwillige und kriminalpräventiv ausgerichtete Maßnahmen, die keinem vorgegebenen Maßnahmenkatalog entnommen, sondern für jeden Einzelfall individuell erarbeitet werden. Zielgruppe sind Kinder und junge Jugendliche im Alter von 8 bis 15 Jahren, die mit einem Gewaltdelikt oder drei Eigentumsdelikten polizeilich registriert wurden und bei denen zusätzlich eine Vielzahl von kriminalitätsfördernden Risikofaktoren vorliegt.
Außerdem geht die Polizei nun auch in Bielefelder Schulen, direkt zu den Schüler*innen – aktuell mit der Botschaft „besser ohne Messer“.
Die Polizei kann jedoch keine gesellschaftlichen oder erzieherischen Defizite reparieren. Gesellschaftliche Probleme sind nicht mit polizeilichen Mitteln zu lösen. Die gesamte Gesellschaft ist gefordert, nicht allein die Polizei.

Zunehmende Gewalt gegen Rettungskräfte bzw. Hilfeleistende. Wie soll das in den Griff bekommen werden?

Gewalt gegen Rettungs- und Einsatzkräfte ist nicht hinnehmbar. Im Jahr 2024 war in Bielefeld ein Rückgang um 41 auf 123 Fälle bei Widerstand und tätlichen Angriffen auf Vollstreckungsbeamt*innen und gleichstehende Personen zu verzeichnen. Es ist wichtig, jede Gewalttat gegen Rettungs- und Einsatzkräfte anzuzeigen. Mit der Kampagne „NRW zeigt Respekt!“ setzt das nordrhein-westfälische Innenministerium ein Zeichen gegen Gewalt an Einsatzkräften. Die Solidaritätskampagne geht auf eine Initiative aller Fraktionen im nordrhein-westfälischen Landtag zurück und wurde 2020 ins Leben gerufen.