Alte Vogtei
Heeper Straße 442 - Tieplatz
Die Alte Vogtei ist das letzte erhaltene Fachwerkgebäude im Ortszentrum Heepen. Im Volksmund ist das an der Südseite des Tieplatzes gelegene Fachwerktraufenhaus auch unter dem Begriff "langer Jammer" bekannt. Das Gebäude diente in früheren Zeiten als Amtssitz der Vögte, denen auch die "Bielehöfe" unterstanden, wie auch Bielefeld selbst bis zum Jahre 1236 kirchlich noch zu Heepen gehörte. Die Heeper Vogtei verwaltete ein Gebiet, welches sich zunächst von Stukenbrock bis nach Herford erstreckte. Erst ab 1470 gab es eine Vogtei als Verwaltungsort für zwölf Bauernschaften.
Über den Zeitpunkt der Erbauung des Gebäudes in seiner heutigen Form gibt es verschiedene Ansichten: Nach derzeitigen Erkenntnissen des Heimatvereins Heepen e.V. soll das Haus im Jahr 1667 erbaut worden sein. Hiervon sollen zwei Schmucksteine aus heimischem Sandstein zeugen, die beide mit den Initialen des Vogtes Matthias Becker versehen sind. Dieser hatte von 1667 bis 1680 seinen Amtssitz im Gebäude. Von 1670 bis 1710 wurden von hier aus Teile der Senne von den Heeper Vögten besiedelt, weshalb dieser Gebietsteil fast 150 Jahre lang "Heeper Senne" genannt wurde.
Einer anderen Auffassung ist Herr Dr. Jahn (der Landeskonservator von Westfalen-Lippe, Münster), der die Alte Vogtei vor der Sanierung im Jahr 1985 begutachtete: Ihm nach ist das Gebäude in seiner heutigen bestehenden Form erst im frühen 19. Jahrhundert entstanden. Im Jahr 1816 soll das ursprüngliche Haus von dem damaligen Besitzer Haase an der östlichen Seite erweitert worden sein, wovon ein Balken über dem Eingang des Gebäudes mit der Jahreszahl 1816 zeugt. In der Alten Vogtei hatte früher die Heeper Verwaltung ihren Sitz. Nach Gründung des Amtes Heepen im ehemaligen "Heeper Schloss", dem ersten massiven Haus und heutigen Amtsgebäude, wurde der Sitz nach dort verlegt. Der Dorfkrug verblieb in der Alten Vogtei und wurde um die Jahrhundertwende zum "Hotel zur Post" erweitert.
Im Jahr 1986 wurde das Gebäude aufwendig restauriert und im Zuge der Feierlichkeiten zum 950-jährigen Bestehen Heepens der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht. Dort sind nun die Stadtteilbibliothek, die Galerie in der Alten Vogtei (in der auch Eheschließungen vorgenommen werden), die Heimatstube des hiesigen Heimatvereins und einige kleinere Geschäfte angesiedelt. Zudem werden Räume des Gebäudes für Vereine und Chöre zur Verfügung gestellt. So hält hier zum Beispiel die Handspinngilde e. V. mit der Spinngruppe OWL regelmäßig in geschichtsträchtiger Umgebung Spinntreffen ab. Ferner erteilt die Musik- und Kunstschule hier Klavierunterricht. Die Alte Vogtei gilt in Heepen als kulturelles Begegnungszentrum und ist heute somit ein wichtiger und zentraler Bestandteil des Heeper Ortskerns und Lebens.
Der Garten hinter dem Gebäude bietet eine ideale Kulisse für romantische Hochzeitsfotos und lädt die Hochzeitsgesellschaft zum Verweilen ein.