Traurige Nachricht aus Olderdissen: Braunbär Max gestorben
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Braunbär „Max“ ist tot. Der Heimat-Tierpark Olderdissen verliert mit „Max“ eine große Tierpersönlichkeit, die über ein Vierteljahrhundert viele Menschen begeistert hat.
Leider hat "Max“ in den vergangenen drei Monaten körperlich stark abgebaut. Er bewegte sich deutlich weniger und wenn, dann sehr viel schwerfälliger. Außerdem hatte er große Probleme mit der Wirbelsäule, was auch deutliche Auswirkungen auf seine Verdauung aber auch auf seinen Allgemeinzustand hatte.Dr. Benjamin Ibler, Leiter des Tierparks
Aller Erfahrung nach ist hier, auch in Verbindung mit einer reduzierten Futteraufnahme, ein Punkt erreicht, an dem eine schwere Entscheidung getroffen werden musste. „Solche schweren Beurteilungen werden in Zoologischen Gärten, so wie auch in Olderdissen, immer gemeinsam getroffen von Tierparkleitung, Tierpflegeleitung, Tierpflegerin im Arbeitsbereich, der behandelnde sowie externen Tierärzte und dem zuständigen Veterinäramt“, erklärt Ibler.
Jedem verantwortlichen Tierhalter ist klar, dass dieser Tag ohne Ausnahme kommt. Da es kaum ein Säugetier gibt, das ein ähnlich hohes Alter wie der Mensch erreicht, muss man diese Entwicklung in einem Tierpark leider immer wieder beobachten. Das Altern ist letztendlich ein natürlicher Prozess, der unweigerlich zum Tod des Individuums führen wird. Mit der Einschläferung wird dieser Ausgang lediglich vorweggenommen und verhindert ein nicht länger vertretbares Leiden des Tiers.
Mit "Max" und seiner Mutter "Alma" beginnt in Olderdissen die Bärenhaltung
Bereits im Jahr 2000 begann im Tierpark die Bärenhaltung. Alle Braunbären haben in der Anlage, die von Fachkolleg*innen als hervorragend beurteilt wird, ein gutes Leben. Dort können sie die natürliche Landschaft und Vegetation, wie sie auch sonst im Teutoburger Wald vorkommt, zur Erkundung und zur Nahrungssuche nach Gras, Insekten oder Würmern nutzen. Darüber hinaus können sie sich wahlweise in der Sonne räkeln oder sich im Schatten abkühlen. Durch einen Stabgitterzaun ist es für die die Bären möglich, auch ihre Umgebung zu sehen und riechen. Im Gehege gibt es auch einen Wasserfall, einen künstlichen Wasserlauf sowie einen großen, als Schwimmbecken nutzbaren Wassergraben mit Naturboden.
Zur Jahrtausendwende trafen aus dem Tiergarten Staßfurt in Sachsen-Anhalt „Max“ und seine Mutter „Alma“ ein. 2007 verstarb „Alma“. Danach lebte „Max“ mit „Jule“ aus Stralsund zusammen, die vor rund zweieinhalb Jahren verstarb. In dieser Zeit ist aus dem Bär „Max“ – bei Ankunft ein Bär im besten Mannesalter – ein Herr und schließlich ein Senior geworden.
Stolzes Alter
Kaum ein Bär – vor allem kaum ein männlicher Bär – erreicht ein Alter wie „Max“. Für sein Alter von 32 Jahren sah er mit seinem dichten glatten Fell immer noch sehr gut aus. Da Zootiere in Menschenobhut älter werden als ihre Artgenossen in der Natur, gewinnt auch die tiermedizinische Geriatrie immer mehr an Bedeutung. Bereits vor sechs Jahren, als „Max“ schon in einem für Bären stattlichen Alter war, wurde er in Narkose gelegt und eine umfassende Untersuchung durchgeführt. Darauf aufbauend erfolgte eine fortwährende geriatrische Behandlung, die dem gutmütigen alten Bären noch einige Jahre Lebensqualität verschafft hat.
Ein Zoo ist dabei vergleichbar mit dem Leben in der Stadt, in der Menschen in allen möglichen Stadien des Lebens leben: Es gibt Kleinkinder, Jugendliche, Erwachsene und Senioren. Je nach Tiergehege gibt es in jedem Zoo unter den Tieren genauso diese Altersstadien. Auch wenn das Ableben sehr traurig ist, der Kreislauf des Lebens geht im Tierpark weiter. 2023 kamen mit „Jojo“ und „Flocon“ aus dem Juraparc in Vallorbe zwei Europäische Braunbären nach Bielefeld. Sie bilden nun die neue Generation im Bärengehege, die alle Besucherinnen und Besucher an ihrem Leben und Verhalten teilhaben lassen.
Auch die Sparkassenstiftung trauert
Auch die Stiftung der Sparkasse Bielefeld zeigt sich über den Tod des Braunbären betroffen. Die Sparkassenstiftung hatte im Jahr 2000 aus Anlass des 175-jährigen Jubiläums der Sparkasse Bielefeld die Bärenanlage errichtet. Seitdem trägt sie die jährlichen Betriebskosten der Anlage und sorgt für „Kost und Logis“ der Bären. „Mit Max begann vor 25 Jahren die Geschichte der Bärenanlage. Seinen Namen erhielt der bis dahin namenlose Braunbär durch einen öffentlichen Wettbewerb im Jahr des 175-jährigen Jubiläums der Sparkasse, an dem viele Hundert Menschen teilnahmen“, so Jennifer Erdmann, Vorstandsvorsitzende der Sparkasse und ihrer Stiftung. „Max ist seitdem unzähligen kleinen und großen Bielefelderinnen und Bielefeldern ans Herz gewachsen. Sein Tod macht uns sehr traurig.“
Nun wird „Max“ für eine pathologische Untersuchung an die Tierärztlichen Hochschule in Hannover gebracht. Dort soll die Gründe für den sich rapide verschlechternden Allgemeinzustand ermittelt werden. Denn erfahrungsgemäß sind Bären enorm „hart im Nehmen“ und zeigen schmerzhafte Zustände erst im fortgeschrittenen Erkrankungsstadium, die sich dann erst in der pathologischen Untersuchung offenbaren. Mit den Erkenntnissen aus dieser Untersuchung kann „Max“ auch noch nach seinem Ableben zu einem Wissensgewinn in der Forschung beitragen, die vielleicht auch mal „Jojo“, „Flocon“ und weiteren Bären zu Gute kommen.