Stadt Bielefeld will den öffentlichen Parkraum neu ordnen

| Bielefeld (bi)

Die Mobilitätsstrategie wurde bereits 2019 politisch beschlossen. Das Ziel ist, nicht jeden Weg mit dem (eigenen) Auto zu fahren, sondern immer öfter zu Fuß, mit dem Rad, per Bus oder Stadtbahn unterwegs zu sein. Um die Bedürfnisse aller Verkehrsteilnehmenden zu berücksichtigen ist es deshalb erforderlich, den Straßenraum im Stadtgebiet anders aufzuteilen: Gehwege sollen ausreichende Breiten aufweisen (Barrierefreiheit), moderne Radwege müssen auch neuen Anforderungen von Lastenrädern und Pedelecs gerecht werden. Außerdem sind öffentliche Parkbereiche für Handwerker und Liefer- und Pflegedienste vorzusehen. 

Ein wichtiger Baustein für den Wechsel der Verkehrsmittel sind gut vernetzte Angebote. Geplant sind neue Park-and-Ride-Anlagen (P+R), E-Ladesäulen und Quartiersgaragen. Insgesamt wird aber auch das Parken durch neue Zonen übersichtlich geordnet. Ein modernes, dynamisches Verkehrsleitsystem mit großen LED-Matrix-Tafeln und eine Verknüpfung der bereit gestellten Informationen mit Online-Portalen soll Einpendelnde in freie Parkeinrichtungen lenken.

Die Ansprüche an den öffentlichen Raum haben sich in den letzten Jahren verändert. „Das Auto hat über Jahrzehnte die Städteplanung dominiert und viel öffentlichen Raum in Anspruch genommen. Das funktioniert heutzutage nicht mehr. Überfüllte Straßen, Anforderungen an Luft- und Lärmfaktoren, vielseitige Ansprüche an urbane Räume und nicht zuletzt die Notwendigkeit der Reduzierung der CO2- Emissionen sind mitzudenken. Wir stehen in der Verkehrsplanung außerdem vor der Herausforderung, neue gesetzliche Rahmenbedingungen, wie das Parkverbot auf Gehwegen, zu berücksichtigen“, betont Martin Adamski, Dezernent für Umwelt, Mobilität, Klimaschutz und Gesundheit der Stadt Bielefeld. „Die Erreichbarkeit Bielefelds für alle Verkehrsteilnehmenden ist die oberste Planungsprämisse. Bei Bus und Bahn sowie Fuß- und Radverkehr gibt es besonders viel nachzuholen. Faire und sinnvolle Verteilung des Verkehrsraums ist das daraus resultierende Ziel. Unsere Konzepte wollen genau das erreichen“, so Adamski weiter.

P+R-Anlagen

P+R-Plätze sollen ganz besonders in Stadtbahn- und Bahnhofsnähe ausgebaut werden oder neu entstehen. Für eine zeitnahe Umsetzung werden P+R-Standorte in Milse (zusätzlich 200 Stellplätze), an der Radrennbahn (150 Stellplätze), in Jöllenbeck (140 Stellplätze), an der Universität (140 Stellplätze) und am Bahnhof Quelle (65 Stellplätze) priorisiert. Im Rahmen aktueller Planungen zu Stadtbahnverlängerungen (Mobilitätslinie/Linie 1 nach Senne/Sennestadt, Linie 2 nach Hillegossen) prüft das Amt für Verkehr die Umsetzung weiterer Standorte aus dem P+R-Konzept. Für ein optimales P+R-Angebot an Autofahrende werden ein Betreiberkonzept und weitere Standorte erarbeitet.

Parkraum-Bewirtschaftung

Aktuell überwacht die Stadtverwaltung öffentliche Parkflächen und vergibt Anwohnerparkausweise. Um auch in der Innenstadt (Altstadt) Bereiche für andere Belange nutzen zu können, will die Stadt von der Altstadt aus ringförmig neue Parkzonen einführen: Zone A (Hufeisen), Zone B (Innenstadt), Zone C (erweiterte Innenstadt) sowie Zone D (Kernstadt). Derzeit ist seitens der Verwaltung keine Anpassung der Gebühren für das Parken im Straßenraum oder Anwohnerparkausweise vorgesehen. 

Langfristig und Schritt für Schritt werden die Parkzonen definiert. Für Handwerksbetriebe, Liefer- oder Pflegedienste werden dafür speziell gekennzeichnete Flächen vorgesehen. Zusätzliche Parkplätze für Schwerbehinderte werden ebenfalls berücksichtigt. Die Planenden wollen außerdem besonders gekennzeichnete Abstellflächen für Leihsysteme (z. B. E-Scooter) umsetzen. 

Quartiersgaragen

Mit der Neuordnung des Parkens werden alternative Abstellkonzepte nötig. In dicht besiedelten Stadtgebieten prüft die Stadtverwaltung daher fortlaufend zu konkreten Vorhaben Standorte für neue Quartiersgaragen mit entsprechendem Platzangebot. Aktuell sind dabei die beiden Standorte im Bereich der Schüco-Arena und an der Teutoburger Straße (ehem. Real-Markt) in der Betrachtung. In einem Betreiberkonzept werden die Preise und Nutzungsbedingungen festgelegt. Der erste Vorschlag liegt bei 110 Euro monatlich pro Stellplatz. 

Quartiersgaragen können jedoch nicht 1:1 wegfallende Parkflächen ausgleichen. Daher entstehen dort auch Angebote von Mobilitätsstationen (z. B. gesicherte und überdachte Fahrradbügel, Leihangebote für Räder, Roller und Pkw, Paketstationen) und E-Ladesäulen.

E-Mobilität

Ein Gutachten hat für Bielefeld deutlich mehr Bedarf an Lademöglichkeiten für E-Autos im öffentlichen Raum nachgewiesen. Für das „Normalladen“ gibt es bis 2030 einen Bedarf von rund 820 neuen Ladepunkten (410 Ladesäulen mit je zwei Ladepunkten) im öffentlichen Raum. Mit einem Ausbau von zwei Dritteln dieses Bedarfs, etwa 550 Ladepunkte, sollen nach politischem Beschluss im kommenden Jahr per öffentlicher Ausschreibung privatwirtschaftliche Betreiber beauftragt werden. Diese sollen den Ausbau dann nach und nach in den kommenden Jahren umsetzen. Das verbleibende Drittel an Lademöglichkeiten wird anschließend mittels Nachverdichtung abgedeckt. Ergänzend sollen Standorte für das „Schnellladen“ unter anderem an Mobilitätsstationen sowie im halböffentlichen Raum (Tankstellen, Supermärkte) geschaffen werden.