Am Strand von Bielefeld
Dank sehr großzügiger Spenden konnte die neue Anlage für Strandvögel im Heimat-Tierpark Olderdissen im April 2023 errichtet werden. Die Strandvoliere steht auf der Fläche, auf der sich auch zuvor das alte Watvogelgehege befand. Säbelschnäbler, Austernfischer, Großer Brachvogel und Zwergsäger sind in der neuen Anlage zuhause.
Der Außenbereich der Voliere ist als Sanddüne gestaltet, die nach und nach mit Pflanzen einwachsen wird, sodass die Vögel Deckung und Nistmöglichkeiten finden. Neu gestaltet wurde auch ein Winterhaus mit zwei Innenräumen und einem Flachwasserbereich. In diesen Teil können sich die Vögel zurückziehen und erhalten Schutz an sehr kalten Wintertagen.
Die gefiederten Bewohner der Strandvoliere
Der Säbelschnäbler (Recurvirostra avosetta) brütet in Kolonien. Die Brutzeit erstreckt sich über die warme Jahreszeit, von Mai bis Juli. Die Säbelschnäbler errichten ihre Nester in Erdmulden und legen sie mit Gräsern und anderen Pflanzenteilen aus. Säbelschnäbler werden rund 45 Zentimeter groß und bis zu 400 Gramm schwer. Die Flügelspannweite beträgt etwa 70 Zentimeter. Der Oberkopf sowie der Nacken sind schwarz, das Gefieder ist weiß mit schwarzen Markierungen. Seine mittellangen Beine, auf denen er staksend läuft, sind grau. Das kennzeichnende Merkmal aber ist der säbelförmige, nach oben gebogene Schnabel. Mit ihm können die Tiere Schlick oder Sand, in dem sich die Nahrung befindet, optimal durchsuchen. Außerdem isst er gerne Fische oder Krebstiere. Den Säbelschnäbler findet man in Mitteleuropa, wo er die flachen Küstenstreifen und Wattmeere bewohnt – z.B. auch an der Nordseeküste. Zwischen September und November ziehen sie als Zugvögel nach Afrika oder Südeuropa und kehren zwischen Ende März und Anfang April wieder in ihre Brutgebiete zurück.
Beim Austernfischer (Haematopus ostralegus) sind bereits zwei neue Vögel eingetroffen. Das Weibchen soll mit dem alteingesessenen Bielefelder Hahn verpaart werden. Austernfischer werden relativ spät, im Alter von drei bis vier Jahren, geschlechtsreif. Die sind Nistplätze vielfältig: In Frage kommen Sand- oder Kiesstrände und auch felsige Strände, die nicht von der normalen Flut erreicht werden, Dünen oder Muschelbänke. Doch nicht nur die Küste dient ihr als Lebensraum, landeinwärts fühlt sich die „See-Elster“ auch am Uferbereich von Flüssen oder auf Feldern und Wiesen wohl, sofern dort das Nahrungsangebot stimmt. Austernfischer ernähren sich bevorzugt von Muscheln, wobei manche der Vögel sich als „Stecher“ verhalten und durch die kleinste Öffnung zwischen den beiden Muschelklappen hindurchstechen. Die „Hammer“ hämmern solange ein, bis sie ein Loch durch die Muschelschale schlagen. Ein Großteil der Nahrung besteht aber aus Regenwürmern.
Der Große Brachvogel (Numenius arquata) brütet in feuchten Wiesen sowie in Moorgebieten und ist als solches bei uns sehr bedroht. Sein Gefieder ist gelbbraun, gestreift und mit schwarzbraunen Flecken. Die Beine des Großen Brachvogels sind auffallend lang, der Schnabel ist nach unten gekrümmt, zur Nahrungssuche in Schlick, Schlamm und Flachwasser. Das Nest des Brachvogels ist eine flache Mulde auf dem Boden, die spärlich mit altem (getrocknetem) Gras oder Moos aus der nächsten Umgebung ausgepolstert wird. Angelegt werden die Nistmulden vom Männchen, das gelegentlich mehrere Nistmulden scharrt, von denen das Weibchen eine auswählt. Die Brutperiode beginnt Ende April bis Anfang Mai. Das Gelege besteht in der Regel aus vier Eiern. Der Tierpark Olderdissen hofft mit dem hier lebenden Paar unter den jetzt sehr schönen Bedingungen auch in Zukunft auf einen Zuchterfolg.
Der Zwergsäger (Mergellus albellus) zählt zu den Entenvögeln. Säger besitzen als große Besonderheit einen schmalen, aber an der Seite zackig gezähnten Schnabel mit einer hakenförmigen Spitze. Damit können sie Fische, ihre Hauptbeute, sicher halten. Fische werden unter Wasser tauchend verfolgt. Männchen und Weibchen lassen sich beim Zwergsäger sehr gut unterscheiden: Bei den Weibchen ist der Kopf braun, bei den Männchen schwarz. Zwergsäger kommen im hohen Norden vor, aber als Wintergast kommen sie auch an die Küsten Deutschlands.