Verkehrswende und Mobilitätsstrategie der Stadt Bielefeld
Auftakt der Veranstaltungsreihe war am Dienstag, 24. September 2024, um 18.30 Uhr in der neuen Bielefelder Wissenswerkstadt. Bei der ersten Veranstaltung sind Oberbürgermeister Pit Clausen und Verkehrsdezernent Martin Adamski zu dem Themen Verkehrswende und Mobilitätsstrategie der Stadt Bielefeld mit rund 40 Bielefelder*innen ins Gespräch gekommen.
Dabei wurden Fragen zu unterschiedlichen Themen gestellt: Radverkehr, ÖPNV, Erreichbarkeit und viele weitere. Die Diskussion verlief sachlich, freundlich und auf Augenhöhe. Die Fragen wurden zum einen persönlich, direkt aus dem Publikum gestellt, oder anonym über sogenannte Dialogkarten.
Die vorab eingereichten Fragen sowie die Fragen, die während der Veranstaltung gestellt wurden, werden derzeit aufbereitet und sukzessiv beantwortet. Wir bitten um Verständnis, wenn die Beantwortung einzelner Fragen etwas Zeit in Anspruch nimmt. Diese Übersicht ist aktuell noch nicht vollständig!
Nachfolgend finden Sie die Antworten nach den unterschiedlichen Themengebieten aufbereitet:
Wir reden immer von Mobilitätswende. Was bedeutet das eigentlich?
Man spricht von Mobilitätswende, da es nicht nur um Veränderungen des Straßenraums geht. Vielmehr sollen umweltfreundliche Mobilitätsangebote und die Verknüpfung der Verkehrsmittel gefördert werden, um ein Umsteigen zu ermöglichen. Die Abhängigkeit vom Auto soll verringert werden.
Natürlich spielt auch die Antriebswende zur Verbesserung der Luftqualität eine Rolle – Bielefeld setzt zum Beispiel im ÖPNV Wasserstoffbusse ein. Soziale Aspekte spielen ebenfalls eine Rolle beim Thema Barrierefreiheit oder beim Zugang zu Mobilität.
Es geht also um einen regelrechten Wandel der Mobilitätskultur hin zu einer lebenswerten, sicheren und gesunden Stadt, fit für die Zukunft.
Zum Thema Mobilitätswende waren die Grundhaltungen sehr unterschiedlich. Macht die Stadt jetzt schon zu viel – oder noch zu wenig?
Die Stadt Bielefeld hat sich mit der Mobilitätsstrategie 2030 auf den Weg gemacht, die Mobilitätswende voran zu bringen. Gemeinsam mit den Klimaschutz-Zielen ist dies ein wichtiger Baustein für die weitere Entwicklung der Stadt.
Dabei müssen die Maßnahmen integriert und gut geplant angegangen und dabei gut kommuniziert werden, um die Bielefelder*innen entsprechend mitzunehmen.
Uns hat eine Frage erreicht, dass die Stadt Bielefeld in Sachen Mobilitätswende planlos sei. Ist dem so – und falls ja, wann hört das auf?
Der übergeordnete Plan ist die Mobilitätsstrategie, die bereits im Jahr 2019 politisch beschlossen wurde. Alle weiteren Konzepte und Maßnahmen ordnen sich hier ein.
Über die Gesamtzusammenhänge muss aber noch besser informiert werden und dabei alle Möglichkeiten genutzt werden, um möglichst viele Menschen zu erreichen.
Sollte bei Verkehrsplanungen mehr auf die Menschen in der Stadt gehört werden?
Die Maßnahmen werden vermehrt mit Beteiligungsformaten kombiniert. Diese müssen jedoch transparent und passend für das jeweilige Projekt sein, damit auch echte Beteiligung stattfinden kann.
Wird der Radverkehr bei aktuellen Planungen bevorzugt?
Die Mobilitätsstrategie der Stadt Bielefeld hat das Ziel, umweltfreundliche Verkehrsmittel zu stärken. Hierfür wurden entsprechende Konzepte erarbeitet. Bei der Umsetzung der Maßnahmen werden alle Mobilitätsformen berücksichtigt. Dies führt in einigen Fällen dazu, dass der Straßenraum zugunsten der nachhaltigen Mobilität neu aufgeteilt werden muss.
Die Qualität der Radwege wird nicht überall als optimal wahrgenommen. Was macht die Stadt Bielefeld für die Sicherheit der Radfahrer*innen?
Im Zuge der Erarbeitung des Radverkehrskonzeptes der Stadt wurden diese Mängel erhoben und verortet. Das Umsetzungskonzept Radverkehr dient der konsequenten Weiterentwicklung des Vorgehens in der Radverkehrsförderung von einem „ad-hoc Ansatz“ nach dem „Feuerwehrprinzip“ hin zu einem systematischen, integrierten Ansatz. Dadurch wird langfristig ein qualitativ hochwertiges und komfortables Radverkehrsnetz entstehen.
Nun gibt es die Bikelane, die Fahrradstraße Ehlentruper Weg - Rohrteichstraße… wie sieht es denn mit den äußeren Stadtbezirken aus?
Das Umsetzungskonzept Radverkehr enthält Maßnahmen im gesamten Stadtgebiet. Die Maßnahmen wurden unter anderem aufgrund der Nachfrage (Radfahrten pro Tag) priorisiert. Da im innerstädtischen Bereich diese Anzahl auf einigen Strecken höher ausfällt als in Randbezirken, ist die Stadt hier häufiger tätig.
Beispiele wie Sender Straße, Senner Hellweg oder der Radweg entlang der Schröttinghauser Straße zeigen, dass auch in den äußeren Bezirken Maßnahmen umgesetzt werden.
Wird die Bikelane an der Artur-Ladebeck-Straße wieder zurückgebaut?
Die Bikelane an der Artur-Ladebeck-Straße wird nicht zurückgebaut. Perspektivisch wird die Radverkehrsführung entlang der Artur-Ladebeck-Straße verlängert und verbessert.
Im Abschnitt zwischen Quellenhofweg und Adenauerplatz werden weiterhin alle vier Fahrspuren für den Kfz-Verkehr benötigt. In diesem Bereich wird der Radweg verbessert bzw. die Gadderbaumer Straße fahrradfreundlich umgestaltet.
Parks dienen der Erholung. Wie stellt die Stadt Bielefeld sicher, dass man sich trotz steigendem Radverkehr noch entspannen kann?
Grünflächen bieten das Potenzial, Radwege abseits des motorisierten Verkehrs zu führen und somit eine sichere und angenehme Alternative für den Radverkehr zu schaffen.
Ein zentrales Argument für die Führung des Radverkehrs durch Grünflächen ist die Trennung von Radfahrenden und motorisiertem Verkehr. Dadurch wird das Unfallrisiko deutlich reduziert, da Radfahrende weniger mit Autofahrenden interagieren müssen. Abseits stark befahrener Straßen fühlen sich Radfahrende sicherer, was gerade für weniger erfahrene Radfahrende, Familien oder ältere Menschen von Bedeutung ist. Zudem tragen Grünflächen mit ihrer natürlichen Umgebung zu einer entspannten und stressfreien Fahrt bei, was Radfahren als Alternative zum Auto noch attraktiver macht. Zumeist werden solche Radwege im Freizeitverkehr genutzt und bspw. als Themenrouten ausgewiesen.
Radwege durch Grünzüge sind in einigen Fällen auch der kürzeste Weg für viele Radfahrende. Statt diese Grünzüge - wie der motorisierte Verkehr - umfahren zu müssen, können Wege durch die Grünanlagen befahren werden, sodass die Nutzung des Fahrrades auch einen zeitlichen Vorteil mit sich bringt.
Ein weiterer Vorteil ist die verbesserte Luftqualität in Grünflächen, da diese im Gegensatz zu stark befahrenen Straßen weniger Schadstoffen ausgesetzt sind. Gleichzeitig können die Ruhe und der fehlende Verkehrslärm in Grünflächen das Radfahren zu einem positiven Erlebnis machen und den Freizeitwert der Strecken erhöhen.
Die Nutzung von Grünflächen für den Radverkehr bringt jedoch auch Herausforderungen mit sich, insbesondere durch das erhöhte Konfliktpotenzial mit den anderen Parknutzern (den Fußgänger*innen, Aufenthaltssuchenden, Kindern auf angrenzenden Spielplätzen, etc.). Fußgänger*innen und Radfahrende teilen oft dieselben Wege, was zu gefährlichen Situationen führen kann, wenn Geschwindigkeitsunterschiede, fehlende Rücksichtnahme oder unklare Wegführungen auftreten. Dies gerade auch vor dem Hintergrund, dass viele Fahrräder heutzutage elektrisch angetrieben werden und mit einer erhöhten Durchschnittsgeschwindigkeit in den Parkanlagen unterwegs sind.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Sicherheit, insbesondere in den Abendstunden und während der Wintermonate. Viele Grünflächen sind schlecht beleuchtet, was sowohl das subjektive Sicherheitsgefühl als auch die tatsächliche Unfallgefahr erhöht. Eine gute Beleuchtung entlang der Radwege sowie eine klare Sichtbarkeit der Wege für alle Verkehrsteilnehmenden sind essenziell, um die Strecken auch im Dunkeln sicher nutzbar zu machen.
Die Verkehrswende setzt auch auf den ÖPNV (öffentlicher Personennahverkehr). Was soll da in den nächsten Jahren geschehen? Mehr ÖPNV oder weniger?
Der Ausbau bzw. die Optimierung des ÖPNV-Angebotes ist ein zentrales Leitziel der Mobilitätsstrategie der Stadt Bielefeld. Um dieses zu erreichen, sind im Nahverkehrsplan konkrete Maßnahmen zur Verbesserung des ÖPNV-Angebotes festgelegt.
Für die Stadtbahn ist hier zum Beispiel die Verlängerung über den Hochschulcampus bis zur Schloßhofstraße mit Baubeginn voraussichtlich im nächsten Jahr zu nennen. Mit der Mobilitätslinie 1 nach Sennestadt wird die ÖPNV-Anbindung des Bielefelder Südens wesentlich verbessert, der Umstieg erleichtert und die Straßen entlastet. Die Verknüpfung mit P&R wird hier selbstverständlich mitgedacht, so dass auch Pendler*innen profitieren. Auch an der Verlängerung in Richtung Hillegossen wird mit Hochdruck gearbeitet. Perspektivisch sollen auch Streckenverlängerungen unter anderem nach Jöllenbeck, Senne-Süd oder zur Huberstraße (Carl-Severing-Berufskolleg) untersucht werden.
Auch im Busbereich sind zahlreiche Verbesserungen wie zum Beispiel Taktverdichtungen oder Behebung von Erschließungslücken angedacht.
Eine weitere zentrale Aufgabe für die nächsten Jahre zur Verbesserung des ÖPNV ist die Herstellung der kompletten Barrierefreiheit durch den Bau weiterer Hochbahnsteige sowie dem Umbau von Bushaltestellen.
Viele Bielefelder*innen empfinden die Preise für den ÖPNV als sehr hoch und das Angebot damit sehr unattraktiv…
Unter anderem durch gestiegene Energie- und Personalkosten mussten auch die Preise im ÖPNV angepasst werden. Abo-Angebote wie das Deutschland-Ticket oder das Job-Ticket bieten jedoch weiterhin ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.
Auch für Gelegenheits-Fahrer gibt es preislich attraktive Angebote wie das Clip-Ticket von moBiel (1,70 € für eine Einzelfahrt) oder „eezy Westfalen“, wo der Preis nach der zurückgelegten Luftliniendistanz berechnet wird (maximal 2,46 € innerhalb Bielefelds).
Wie kann der ÖPNV denn attraktiver gestaltet werden?
Neben dem oben aufgeführten angestrebten Ausbau des Stadtbahnnetzes und den Verbesserungen im Busnetz ist für Nutzer*innen ein verlässliches und flexibles Angebot entscheidend.
Durch die Einrichtung neuer Park-and-Ride (P+R)-Anlagen und den Bau von Mobilstationen soll der Umstieg vom Auto auf den ÖPNV zukünftig erleichtert werden. Die Stadt Bielefeld erstellt aktuell mit der Unterstützung eines Gutachters ein Konzept zum weiteren Ausbau sowie zum Neubau von P+R-Anlagen in Bielefeld.
Dabei werden insgesamt 23 Standorte hinsichtlich ihres Potenzials für die Nutzung von P+R bewertet – davon 10 bereits existierende P+R-Standorte und 13 Potenzialstandorte. Ziel ist es, auf Basis dessen valide Aussagen zur zukünftigen Dimensionierung sowie zur Ausstattung der Standorte zu treffen. Das Konzept wird voraussichtlich im Herbst 2024 fertiggestellt und im Anschluss der Politik zum Beschluss vorgelegt. Es wird dann Grundlage für den Aus- und Neubau von P+R-Standorten in Bielefeld sein.
Was tut die Stadt für mehr Sicherheit (und Sauberkeit) in den Bussen und Bahnen?
Damit sich die Fahrgäste von moBiel in Bus und StadtBahn sowie an den Haltestellen sicher fühlen, gibt es zahlreiche Maßnahmen. Die internen und zusätzlichen externen Sicherheits- und Servicekräfte sind wochentags von 4.30 Uhr bis 2 Uhr nachts im Einsatz, am Wochenende werden viele NachtBus-Fahrten begleitet. Besonders in der dunklen Jahreszeit ist der Ausstieg zwischen zwei Bus-Haltestellen, auch im NachtBus, ein gerne genutztes Angebot.
Technische Ausstattungen wie Kameras an Haltestellen und in Fahrzeugen, der Fahrerruf in allen StadtBahnen und die Notbremse ergänzen das Sicherheitsgefühl und ermöglicht ein schnelles Reagieren.
Die Türen sind mit sensibel eingestellten Sensoren ausgestattet, um ein Einklemmen zu verhindern.
Personen mit Kinderwagen, Rollstuhl oder Rollator können den leicht erkennbaren Knopf nutzen, damit die Tür an dieser Stelle länger geöffnet bleibt.
Wird es wieder eine Bahnstation in Ummeln geben?
Die Planung von Bahnstationen liegt bei der Deutschen Bahn. Derzeit wird ein Bahnhalt in Ummeln nicht priorisiert angegangen.
Die Planungen konzentrieren sich derzeit eher auf eine Neubautrasse in Richtung Hannover, um an den Deutschlandtakt angeschlossen zu werden.
Der Ostwestfalendamm wird von Bielefelder*innen als zu laut, oft zu schnell und nicht mehr ganz zeitgemäß empfunden. Plant die Stadt, dort etwas zu ändern?
Über den Ostwestfalendamm verläuft die Bundesstraße 61 als wichtige überregionale, sowie regionale Verkehrsverbindung. Täglich fahren auf dem Ostwestfalendamm je nach Streckenabschnitt zwischen 45.000 und 90.000 Kfz. Daher wird der Ostwestfalendamm auf absehbare Zeit zwingend für die Mobilität in der Stadt Bielefeld benötigt.
Ob eine Straße zu laut ist, richtet sich nach vom Gesetzgeber vorgegebenen Lärmwerten. Die Stadt erstellt mit Straßen.NRW zusammen aktuell ein Lärmgutachten über die gesamte Länge des Ostwestfalendammes von der Auffahrt Jöllenbecker Straße bis hin zur Abfahrt Südring. Aus diesem Gutachten wird sich ergeben, ob der gesamte Ostwestfalendamm oder Teilstücke wirklich zu laut sind und ob es in diesen Fällen geboten und verhältnismäßig ist Maßnahmen zur Lärmreduzierung zu ergreifen.
Wie auf jeder anderen Straße auch kommt es auf dem Ostwestfalendamm zu gelegentlichen Geschwindigkeitsübertretungen durch einzelne Verkehrsteilnehmende. Ein überdurchschnittliches Problem mit zu hohen Geschwindigkeiten geben die Zahlen jedoch nicht her. Das Ordnungsamt setzt regelmäßig mobile Blitzer auf dem Ostwestfalendamm ein, dazu gibt es auf Höhe des Haller Weges den stationären Blitzer.
Es gibt den Vorschlag, die Ortsdurchfahrt Ummeln umzugestalten, anstatt auf die Ortsumgehung B 61n zu warten. Wie steht die Stadt dazu?
Zum Bau der Ortsumgehung Ummeln gibt es einen rechtskräftigen Planfeststellungsbeschluss und entsprechende positive Beschlüsse der Stadt Bielefeld. Anderslautende Beschlüsse seitens der Bezirksvertretung Brackwede oder des Stadtentwicklungsausschusses liegen hierzu nicht vor.
Was kann die Stadt unternehmen, um Schulwege sicherer zu gestalten? Ideen wären z. B. Tempo 30 und mehr Blitzer.
Die Stadt Bielefeld ist bestrebt, auch mit Blick auf die Schulwegsicherheit, weitere Bereiche mit Tempo 30 auszuweisen. Zur Unterstützung dieses Ziels hat die Stadt Bielefeld die Charta „Intelligente Mobilität im Quartier“ (VDC) sowie das Positionspapier „Lebenswerte Städte durch angemessene Geschwindigkeiten“ unterzeichnet.
Innerhalb des durch den Gesetzgeber vorgegebenen Rahmen wird an Schulen, auf Straßen in deren unmittelbaren Bereich, über eine Strecke von maximal 300 Metern zu den Schulzeiten Tempo 30 angeordnet. Die Möglichkeiten, Tempo-30-Bereiche einzusetzen werden jedoch aktuell noch durch die Bundesgesetzgebung - die Straßenverkehrsordnung - begrenzt.
In der nun beschlossenen, aber noch nicht in Kraft getretenen Änderung der Straßenverkehrsordnung, wird die Möglichkeit eröffnet auch erleichtert Tempo 30 auf sogenannten „hochfrequentierten Schulwegen“ anzuordnen.
Sobald dieser Rechtsbegriff durch den Gesetzgeber und die Rechtsprechung genau definiert ist wird die Stadt Bielefeld von dieser Möglichkeit Gebrauch machen.
Stationäre Blitzer sind in NRW nur in einem engen, durch den Gesetzgeber vorgegebenen Rahmen an Unfallhäufungsstellen, sowie an Gefahrenstellen erlaubt, auf denen eine erhöhte Unfallgefahr besteht oder angenommen werden muss. In diesem Rahmen setzt die Stadt bereits heute stationäre Blitzer ein. Zusätzlich können und werden temporäre Geschwindigkeitsdisplays eingesetzt.
An der Herforder Straße soll das Schulprojekt Seidensticker-Campus entstehen. Wie können an einer solchen Straße Schulwege sicher gestaltet werden?
Die Schulwegsicherheit stellt bei dem Seidensticker-Campus - wie bei anderen Bildungs- und Betreuungseinrichtungen - einen wichtigen Aspekt dar. Im Zusammenhang mit dem Vorhaben werden die Verkehrsräume im Umfeld des Campus genau betrachtet. Durch die diversen Nutzungsansprüche (Bau der neuen Hauptfeuerwehrwache, Gewerbe, Anwohner*innen, Schüler*innen) muss genau geschaut werden, wie vor allem der schützenswerten Personengruppe „Kinder“ Rechnung getragen werden kann. Dies kann beispielsweise durch Verbesserungen der Geh- und Radwege, sichere Querungsmöglichkeiten und Verkehrsberuhigung erreicht werden.
Die Queller Straße dient als Weg für Schul- und Kitakinder. Dort müssen sich aktuell Fußgänger*innen und Radfahrende den engen Gehweg teilen, zudem gibt es dort noch eine Bushaltestelle. Ist dort eine Verbesserung geplant?
Die Sicherung der Schul- und Kitawege ist ein beständiges Thema in der Bielefelder Verkehrsplanung. Oftmals ist – wie an der Queller Straße - für die Erhöhung der Sicherheit eine Straßenumplanung erforderlich.
Vielfältige Faktoren (bspw. die Einschränkung des Kfz-Verkehrs durch Schulwegsicherheitsmaßnahmen) sind abzuwägen und die Abstimmung mit zahlreichen Akteuren ist erforderlich; dies bestimmt den zeitlichen Umsetzungshorizont. Kurzfristig umsetzbare Maßnahmen werden entsprechend schneller umgesetzt.
In den Stadtbezirken wird die Anbindung als zum Teil verbesserungswürdig wahrgenommen. Wie wird die Situation seitens der Stadt wahrgenommen? Gibt es hierzu Planungen?
Sicherlich gibt es – was die verkehrliche Anbindung einzelner Stadtbezirke angeht - jeweils Vor- und Nachteile.
Die Stadtbezirke im Süden und Osten profitieren von der Dichte und der gut ausgebauten Anbindung zu den Anschlüssen an das überregionale Straßennetz. Die westlich und nordwestlich gelegenen Stadtbezirke genießen diesen Vorteil leider nicht, sind aber besser an die Innenstadt angebunden.
Durch den Aus- und Umbau der bestehenden verkehrlichen Infrastruktur plant die Stadt Bielefeld diese Unterschiede auszugleichen.
Wie will die Stadt Bielefeld dafür sorgen, dass die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt, aber auch in den Stadtteilzentren verbessert wird?
Die Aufenthaltsqualität kann durch verschiedene Maßnahmen gefördert werden, bei denen die Fachgebiete Verkehr, Umwelt und Gesundheit eine zentrale Rolle spielen.
In der Fußverkehrsstrategie der Stadt ist hier beispielsweise eine Erweiterung der „grünen“ und „blauen“ Infrastruktur vorgesehen, also mehr Grünflächen und Bäume, Wasserläufe und Wasserspiele, die zur Verbesserung der Luftqualität, Kühlung und Beschattung beitragen. Zudem sollen mehr Sitzgelegenheiten (ohne Konsumzwang) entlang von Gehwegen und auf öffentlichen Plätzen sowie Spielmöglichkeiten geschaffen werden. Das ermöglicht mobilitätseingeschränkten Personen und Kindern eine aktive Teilhabe und erhöht die Nutzbarkeit.
Geschwindigkeitsbegrenzungen und Verkehrsberuhigung steigern die Luftqualität, verringern die Lärmbelastung und erhöhen die Sicherheit in den Zentren.
Durch sukzessive Entwicklungsschritte kann die Aufenthalts- und Lebensqualität in den Zentren so verbessert werden.
Eine autoärmere Innenstadt – zu Lasten des Einzelhandels?
Auch zukünftig wird die Innenstadt weiterhin mit dem Auto zu erreichen sein. Es werden weiterhin ausreichend Parkmöglichkeiten - vorwiegend in Parkhäusern - zur Verfügung stehen.
Weniger Autoverkehr bedeutet für den Einzelhandel nicht weniger Umsatz: Beispiele aus anderen Städten zeigen, dass Geschäfte profitieren können, wenn die Aufenthaltsqualität in ihrer Straße durch weniger Autoverkehr verbessert wird.
Wie lassen sich Konzepte zur autofreien Innenstadt umsetzen, sodass diese Konzepte für die Mehrheit der Bielefelder*innen als Gewinn wahrgenommen werden?
Aktuell wird eine Strategie erstellt, um die zukünftige Kommunikation für den Bereich Mobilität noch besser zu machen.
Über aktuelle Baumaßnahmen wird bereits ausführlich berichtet, die Erläuterung der Gesamtzusammenhänge fehlt derzeit noch teilweise. Dabei sind sowohl generelle Aspekte wie Klimaanpassung und Luftreinhaltung ein Thema wie auch der persönliche Nutzen für die Einzelne bzw. den Einzelnen. Planungsworkshops können die Wahrnehmung von Maßnahmen ebenfalls verändern.
Eine umfassende Evaluation von Maßnahmen ist ebenfalls geplant, dabei sollen auch qualitative Aspekte eine größere Rolle spielen.
Was bedeutet die Mobilitätswende fürs Parken? Im gesamten Stadtgebiet werden mehr Parkmöglichkeiten gefordert, doch bei vielen Projekten fallen sogar Parkplätze weg…
Es wird auch zukünftig weiterhin Möglichkeiten geben, sein Auto zu parken. Das Ziel der Mobilitätsstrategie 2030 erfordert jedoch einen Ausbau der Verkehrsinfrastruktur für die alternativen Verkehrsmittel (Pull-Maßnahmen) und auch restriktive Maßnahmen das Kfz-betreffend (Push-Maßnahmen).
Wichtig ist, dass die Mobilität aller Personengruppen gesichert wird.
Das Kfz-Parken soll daher nach Möglichkeit zukünftig nicht im Straßenraum, sondern zentralisiert (z.B. in Quartiersgaragen, in Parkhäusern) und auf Privatflächen erfolgen.
Viele Bielefelder*innen sind genervt von den zahlreichen Baustellen. „Bielefeld – die freundliche Baustelle am Teutoburger Wald“ - trifft dieser auch heute Slogan zu?
Der vielfach zitierte Slogan stammt aus den 1970er und 80er Jahren, in denen sich in Bielefeld eine Großbaustelle an die andere reihte und vielfach auch parallel mit anderen abgewickelt wurde. Projekte wie der Ostwestfalendamm und die Stadtbahn fielen durch ihre großen Ausdehnungen, ihre langen Bauzeiten und insbesondere durch ihre massiven Beeinträchtigungen der Verkehrsverhältnisse auf. Daneben wurden Hochbauprojekte wie das Neue Rathaus, das Klinikum und die Stadthalle realisiert und im Zusammenspiel erschien Bielefeld für gestresste Einwohner*innen, aber auch für auswärtige Besucher*innen als eine ganzheitliche Großbaustelle.
Immerhin: der Slogan wurde mit einem Augenzwinkern noch mit dem Attribut „freundlich“ angereichert. Mit der Fertigstellung der vorgenannten Großprojekte keimte die Hoffnung auf, fortan frei von störenden Baustellen das Leben in Bielefeld genießen zu können.
Das war natürlich ein Trugschluss, denn die Infrastruktur einer lebendigen Stadt bedarf eines stetigen Erhaltungsmanagements. Neben den Großprojekten werden permanent Erhaltungsmaßnahmen an der städtischen Infrastruktur erforderlich. In vielen Fällen wäre hier sogar noch eine deutliche Steigerung erforderlich, um den Substanzverlust aufzuhalten.
Die Herforder Straße soll großflächig umgebaut werden. Was genau ist geplant?
Die Politik hat die Verwaltung beauftragt, die Herforder Straße auf ganzer Länge zu betrachten und sicherzustellen, dass Pendler*innen und Wirtschaftsverkehr weiter alle Ziele in Bielefeld gut erreichen können.
Mit der Planung wird aber auch das Ziel verfolgt, die Herforder Straße für den Fuß- und Radverkehr sicherer zu gestalten, als es heute der Fall ist. Wir verfolgen das Ziel, einen Radschnellweg durch OWL zu führen – von Rheda-Wiedenbrück bis nach Minden. Dieser wird besonders bedeutsam für den Radverkehr im Alltag.Zwischen Bielefeld und Herford hat eine Machbarkeitsuntersuchung ergeben, dass die Herforder Straße die beste Route für einen solchen Radweg darstellt. Der Stadtrat hat bestätigt, diese Route weiter zu verfolgen.
Deshalb beginnt die Stadt Bielefeld nun mit den Planungen, wie die Herforder Straße zukünftig für alle Verkehrsteilnehmer*innen aussehen kann. Dabei müssen auch die Auswirkungen des Neubaus der L712n berücksichtigt werden.
Bis es zu einer Umsetzung kommt, wird noch Zeit vergehen. Es wird im Vorfeld eine umfassende Beteiligung der Öffentlichkeit geben.
Gibt es Konzepte für das Taxi-Gewerbe?
Wichtig ist die Einbindung aller Mobilitätsformen, um die Mobilitätswende voran zu bringen. Neben On-Demand-Verkehren im ÖPNV kann auch das Taxi-Gewerbe eine wichtige Rolle spielen und sollte daher im Mobilitätsmix berücksichtigt werden. Neue technische Möglichkeiten sollten genutzt und zielgruppenorientiert eingesetzt werden.
Ich habe beim Stadtradeln teilgenommen. Warum war es nicht möglich über die App Rückmeldung zu geben, wo es für Fahrradfahrer gefährlich ist? Unsere Kommune hat laut App die Funktion nicht unterstützt.
Die Stadt Bielefeld bietet mit dem Mängelmelder seit 2022 bereits ein digitales Meldeverfahren für Hinweise und Verbesserungen an. Hier können alle Bielefelder*innen ihre (anonymen) Meldungen, wie zum Beispiel ein beschmiertes Straßenschild, Hindernisse oder Gefahrenstellen auf einem Stadtplan verorten. Zusätzlich können sie Fotos an ihre Meldung anhängen – und erhalten von der Stadt öffentlich eine Rückmeldung, wie mit ihrer Meldung weiter verfahren wird.
Da dieses Portal auch von Radfahrenden sehr viel genutzt wird, verzichten wir beim STADTRADELN auf die Freischaltung der Funktion, um Doppelstrukturen zu vermeiden. Außerdem steht der Mängelmelder ganzjährig zur Verfügung, nicht nur im STADTRADEL-Zeitraum.