Kommunale Wärmeplanung
Eine nachhaltige Wärmeversorgung spielt eine entscheidende Rolle, um die Bielefelder Klimaziele zu erreichen. Denn auf die Wärmeversorgung aller Gebäude entfallen zurzeit mehr als 50 Prozent des Endenergieverbrauchs in Bielefeld. Auch werden noch etwa 75 Prozent des Wärmebedarfes aus den fossilen Energieträgern Öl und Erdgas gedeckt.
Das muss sich ändern, damit die Stadt Bielefeld ihre Klimaziele und die des Bundes erreichen kann. Die Wärmeversorgung mit regenerativen Energien wird hierbei eine entscheidende Rolle spielen, wie beispielsweise Solarthermie, Erdwärme oder Wärme aus Luft, Wasser und Abwasser. Auch der Ausbau des Fernwärmenetzes und von Nahwärmenetzen mit erneuerbaren Wärmequellen wird ein zentrale Bausteine sein.
Bielefeld will bis 2030 klimaneutral werden. Dafür ist eine nachhaltige Wärmeversorgung von zentraler Bedeutung. Die kommunale Wärmeplanung der Stadt Bielefeld dient als Kompass für diesen Weg.
Jede Kommune mit mehr als 100.000 Einwohnern muss bis 2026 eine Wärmeplanung erstellen, die Auskunft darüber gibt, wie Gebäude künftig ohne fossile Energien ihren Wärmebedarf decken können. Somit gibt der Wärmeplan eine wichtige Orientierung, welches Heizungssystem künftig je Gebäude in Frage kommt und welche Investitionsentscheidung sinnvoll ist. Der Plan identifiziert geeignete Gebiete für neue Wärmenetze ebenso wie Gebiete, in denen die Gebäude mit Einzelanlagen zur Wärmeerzeugung (z. B. Wärmepumpen) versorgt werden müssen. Mit diesen richtungsweisenden Informationen unterstützt die Wärmeplanung Gebäudeeigentümer*innen beim Umstieg auf eine klimaneutrale Wärmeversorgung.
Zur Umsetzung werden in der kommunalen Wärmeplanung Maßnahmen und Meilensteine festgelegt, um das Ziel einer klimafreundlichen Wärmeversorgung zu erreichen.
Die Voraussetzungen für eine nachhaltige Wärmeversorgung unterscheiden sich je nach Stadtbezirk und Quartier. Sie hängen zudem vom jeweiligen Gebäude ab. Zum einen müssen erneuerbare Energiequellen wie Sonne, Wasser, Wind, Biomasse, Erdwärme oder Abwärme verfügbar sein. Zum anderen ist auch der möglichst geringe Wärmebedarf der Gebäude wichtig. Eine erfolgreiche Wärmwende erfordert deshalb oftmals eine Reduzierung des Energiebedarfs. Dies gelingt, indem die Gebäude energetisch saniert und beispielsweise die Gebäudehülle gedämmt wird oder die Fenster erneuert werden.
Ziel der Wärmeplanung ist es, hierzu Antworten zu geben und in den einzelnen Quartieren die energie- und kosteneffizientesten Maßnahmen zu finden und den evtl. notwendigen Umbau der Infrastruktur mit der Stadtentwicklung und Bauplanung abzustimmen. So kann gezielt auf die Besonderheiten der Siedlungsstruktur eingegangen und effiziente Lösungen für die Wärmeversorgung entwickelt werden.
Die zur Wärmeplanung gehörenden Karten (Wärmeversorgungsatlas) informieren über Eignungsgebiete für Wärmenetze und Wärmequellen in Bielefeld. In Gebieten, in denen absehbar keine potenziellen Wärmenetze eingezeichnet sind, müssen die Gebäude über dezentrale Wärmeerzeuger (z. B. Wärmepumpen) versorgt werden. Hier ist auch denkbar, dass sich mehrere Hausbesitzer*innen zusammentun und beispielsweise kleine gemeinschaftliche Versorgungslösungen anstreben.
Der Wärmeversorgungsatlas ist ein Werkzeug der kommunalen Wärmeplanung, welches eine zentrale und für jeden zugängliche Informationsgrundlage bietet.
Der Wärmeversorgungsatlas zeigt, wo künftig Wärmenetze wahrscheinlich realisiert werden können und wo nicht, ohne jedoch verbindliche Festlegungen zu treffen. Dicht bebaute Gebiete mit hohem Wärmebedarf sind eher für Wärmenetze geeignet, während in dünn besiedelten Gebieten individuelle Lösungen wie Luft-Wasser-Wärmepumpen wirtschaftlicher sein könnten. Gebäudeeigentümer*innen in Gebieten, die nicht für Wärmenetze geeignet sind, sollten sich über alternative Wärmeversorgungslösungen informieren und eine professionelle Energieberatung in Anspruch nehmen.
Bestehende Wärmenetze (rot):
Gebiete in denen bereits ein Netzgebiet besteht.
Fernwärme-Eignungsgebiete (grün):
Hierbei handelt es sich um Gebiete, die sich für einen Fernwärme-Ausbau eignen, für die aber noch vertiefte Untersuchungen ausstehen und Planungen erarbeitet werden müssen.
Prüfgebiete (blau):
In diesen Bereichen gibt es die Möglichkeit, ein bestehendes Wärmenetz zu erweitern, ein neues Nahwärmenetz aufzubauen oder Einzelversorgung im jeweiligen Gebäude zu untersuchen. Welche Lösung die beste ist, steht derzeit noch nicht fest. Dafür sind weitere Untersuchungen notwendig.
Einzelversorgungsgebiete (gelb):
Gebiete, welche sich nicht für die Erschließung mit einem Wärmenetz eignen und somit eine Einzelversorgung im jeweiligen Gebäude bzw. von mehreren Gebäuden im Zusammenschluss vorgesehen ist.
Im Rahmen einer Eignungsprüfung wurde untersucht, wo sich Wärmenetze eignen. Entscheidend dabei ist der vorhandene Gebäudebestand und dessen Wärmebedarf, sowie Wärmequellen. Für die Prüfung wurden die Kosten für ein Wärmenetz verglichen mit den Kosten einer gebäudenahen, fossilfreien Wärmeversorgungslösung beispielsweise Wärmepumpe, Pelletkessel. Die zentrale Kennzahl, um zu prüfen, ob Wärmenetze möglich sind, ist die Wärmeliniendichte.
Die Wärmeliniendichte ermittelt, wie viel Wärme auf einer bestimmten Länge einer Wärmeleitung transportiert werden muss. Sie setzt diese Wärmemenge ins Verhältnis zu der Länge der Leitung. Diese Kennzahl hilft bei der Einschätzung, ob der Betrieb eines Wärmenetzes wirtschaftlich sinnvoll ist. Je dichter ein Gebiet bebaut ist und je mehr Wärme die Häuser in dem Gebiet benötigen, desto größer ist die Wärmeliniendichte. Sie ist eine gebräuchliche Größe für eine annähernde Beurteilung des wirtschaftlichen Wärmenetzbetriebs. Es gilt die Faustregel: Je größer die Wärmeliniendichte – desto wirtschaftlicher und effizienter sind Wärmenetze.
Was ist eine kommunale Wärmeplanung und warum ist sie wichtig?
Die kommunale Wärmeplanung zeigt auf, wie die Wärmeversorgung ohne fossile Energie funktionieren kann und welche Heizoptionen in Frage kommen. Wo können künftig neue Wärmenetze entstehen? Wo kann Abwärme aus Betrieben oder Energie aus Sonnen- oder Umgebungswärme zum Heizen genutzt werden? Und wo ist ein Mix verschiedener Energiequellen sinnvoll? Ziel ist: größere Klarheit, wie vor Ort eine klimaneutrale Wärmeversorgung möglichst kostengünstig erfolgen kann. Zusätzlich wird ein Umsetzungsfahrplan erstellt, der regelmäßig überprüft und angepasst wird.
Wie betrifft mich als Hausbesitzer*in die kommunale Wärmeplanung?
Die kommunale Wärmeplanung ist ein Instrument, das Bielefelder*innen unterstützen soll. Wenn Sie ein Haus bauen oder Ihre Heizung auswechseln, können Sie sich zukünftig über eine Karte anzeigen lassen, wie Sie bei dieser Immobilie heizen können. Voraussichtlich Anfang 2025 werden erste Ergebnisse der Wärmeplanung veröffentlicht.
Wer ist für die kommunale Wärmeplanung in Bielefeld verantwortlich?
Die kommunale Wärmeplanung ist eine Aufgabe der Städte und Gemeinden. Bei der Stadt Bielefeld ist das Umweltamt die planungsverantwortliche Stelle. Unterstützt wird die Wärmeplanung durch die Stadtwerke Bielefeld.
Dürfen meine Daten zum Zweck der kommunalen Wärmeplanung erhoben werden und in welchem Umfang?
Für einen adäquaten Wärmeplan ist die Darstellung des Status Quo unerlässlich. Daher benötigt die Stadt Bielefeld im Rahmen der Bestandsanalyse Daten, zum Beispiel zum Wärmeverbrauch oder zu Wärmeerzeugungsanlagen. Das Wärmeplanungsgesetz ermöglicht aus diesem Grund die Erhebung und Verarbeitung von personenbezogenen Daten. Hierbei werden die erforderlichen Datenschutzvorgaben beachtet.
Was ist der Wärmeversorgungsatlas und auf welcher Basis wurde er erstellt?
Der Wärmeversorgungsatlas soll erste Hinweise geben, für welche Gebiete eine Versorgung über ein Wärmenetz künftig in Betracht kommen könnte. Geprüft wurde, ob ein Wärmenetz grundsätzlich wirtschaftlich sinnvoll ist. Dafür wurden mehrere Gebäude zu einem potenziellen Netz zusammengefasst und abgeschätzt, ob ein solches Netz sowohl aus Sicht eines Wärmenetzbetreibenden als auch aus Sicht der angeschlossenen Gebäudeeigentümer*innen wirtschaftlich sinnvoll ist. Wirtschaftlich sinnvoll ist es dann, wenn die Errichtung und der Betrieb des Netzes durch den Verkauf der Wärme (und einmalige Anschlusskosten) grundsätzlich finanziert werden kann und diese Wärmeversorgung für die Gebäudeeigentümer*innen gegenüber einer dezentralen erneuerbaren Wärmeversorgung wirtschaftlich konkurrenzfähig ist. Hier wurde ein sogenannter Vollkostenvergleich durchgeführt.
Der Wärmeversorgungsatlas sagt somit etwas darüber aus, ob sich ein Gebiet grundsätzlich für ein Wärmenetz eignet. Das heißt jedoch nicht, dass es dort in Zukunft auch tatsächlich ein Wärmenetz geben wird. Die Errichtung eines Wärmenetzes hängt von konkreten Gegebenheiten vor Ort ab - zum Beispiel, ob die Gebäudeeigentümer*innen im Wärmenetzeignungsgebiet konkrete Modernisierungsplanungen haben oder bereits auf erneuerbare Energien zur Wärmeversorgung umgestiegen sind. Je nach Einzelfall spielen weitere Faktoren eine Rolle, dazu gehören Aspekte wie Möglichkeiten der Gebäudesanierung oder Bedingungen im Straßenraum (Fremdleitungen, Bäume, etc.).
Liegt Ihr Gebäude mitten in einem Gebiet, welches „für Wärmenetze nicht geeignet ist“, sollten Sie sich in diesem Fall bereits jetzt zu den Möglichkeiten einer dezentralen Wärmeversorgung, wie beispielsweise einer Wärmepumpe, informieren.
Wo gibt es gute Chancen auf ein Wärmenetz?
Als Faustregel gilt: In dicht bebauten Gebieten sind Wärmenetze in der Regel wirtschaftlicher als in Gebieten mit vorwiegend Reihen- und Ein- bzw. Zweifamilienhäusern. In dicht bebauten Gebieten ist die Chance, dass neue Wärmenetze entstehen, höher. In locker bebauten Bereichen ist die Chance geringer.
Mein Gebäude liegt in einem Gebiet, das „für Wärmenetze nicht geeignet“ ist. Welche Möglichkeiten habe ich?
In diesen Gebieten sind dezentrale Wärmeversorgungslösungen (also Wärmepumpen, Pelletöfen etc.) in der Regel wirtschaftlicher.
Unter besonderen lokalen Bedingungen können kleine Wärmenetze oder gemeinschaftliche Lösungen mit Ihren Nachbarn sinnvoll sein - auch wenn laut Versorgungszenario-Karte eine Eignung für einen kommerziellen Wärmenetzbetrieb nicht gegeben ist. In solchen Fällen sind die Renditeaussichten erfahrungsgemäß so gering, dass die Wärmenetzbetreibenden nicht investieren würden. Hier können ggf. alternative, beispielsweise genossenschaftliche Investitions- und Betreibermodelle eine Lösung sein. In diesem Fall ist die Initiative der Gebäudeeigentümer*innen vor Ort gefragt.
Prüfen Sie eine Initiative in Ihrer Nachbarschaft für eine gemeinschaftliche Wärmeversorgungslösung.
Grundsätzlich gilt: Wenn ein Anschluss an ein Wärmenetz auch perspektivisch nicht möglich ist, können Wärmepumpen eine gute Lösung sein. Bei älteren Häusern ist ggf. eine Sanierung zum Beispiel mit Wärmedämmung der Fassade vorher sinnvoll. So kann der Wärmebedarf reduziert werden und die Wärmepumpe benötigt weniger Strom.
Was muss ich beachten, wenn ich meine Heizung erneuere?
Die neue Fassung des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) des Bundes, das am 1. Januar 2024 in Kraft getreten ist, enthält die Pflicht, bei einem Heizungstausch mindestens 65 Prozent der Wärme aus erneuerbarer Energie oder unvermeidbarer Abwärme zu erzeugen. Bis diese Vorgabe für alle gilt, gibt es Übergangszeiten und –regelungen.
Bin ich zum Tausch meiner Heizung verpflichtet?
Nein, niemand muss eine funktionierende Gas- oder Ölheizung austauschen, defekte Heizungen dürfen auch repariert werden. Ausgenommen sind alte, besonders ineffiziente Anlagen. Öl- und Gasheizungen, die älter als 30 Jahre sind, müssen – von wenigen Ausnahmen in den §§ 71, 72 GEG abgesehen – ersetzt werden.
Wo finde ich weitere Informationen zu Heizungstausch und Gebäudesanierung oder wer kann mich beraten?
Mehr Infos unter: Energieeffiziente Gebäude & Quartiere
Unter www.alt-bau-neu.de/bielefeld stehen weitere Informationen sowie Funktionen zur Verfügung, mit denen Sie zertifizierte Energieeffizienz-Expert*innen und passende Handwerksbetriebe finden können.
Wenn mein Gebäude in einem Gebiet liegt, das für ein Wärmenetz geeignet ist, wann kann ich mit einem Anschluss rechnen?
Auch wenn in Ihrer Nachbarschaft grundsätzlich gute Voraussetzungen für einen wirtschaftlichen Betrieb eines Wärmenetzes bestehen, bedeutet dies nicht, dass Sie mit einem Anschluss fest rechnen können. Ob und wann ein Wärmenetz tatsächlich realisiert werden kann, ist in vielen Fällen noch offen. Im Rahmen der derzeit laufenden kommunalen Wärmeplanung werden konkrete Ausbaukorridore ermittelt. Im Fokus der Aus- und Neubauplanungen stehen Gebiete, die grundsätzlich für Wärmenetze geeignet sind.
Ich möchte ein Angebot für einen Wärmenetzanschluss. An wen kann ich mich wenden?
Wenden Sie sich dafür direkt an die Stadtwerke Bielefeld.
Warum ist in der Karte nicht eingezeichnet, wo genau die Wärmenetzleitung liegt?
Eine genaue Abbildung von Wärmenetzleitungen mit einzelnen Gebäudeanschlüssen ist aus Datenschutzgründen nicht möglich. Deshalb wurde um eine Wärmenetzleitung bzw. um Gebiete, die zum großen Teil über ein Wärmenetz versorgt sind, ein sogenannter Flächenpuffer gelegt. Das heißt, dass auf der Karte die Linie oder die Fläche jeweils um einen Flächenstreifen erweitert wurde, so dass die personengeschützte Information nicht mehr erkennbar ist.