Entwarnung für den Schloßhofbach

| Bielefeld (bi)

Der Großbrand im Verlagsgebäude der Zeitungsgruppe Westfalen-Blatt in Bielefeld am Sonntag, 7. Juli, hat zu einer deutlich wahrnehmbaren Rauchsäule sowie einem Eintrag von Löschwasser und Löschschaum in den Schloßhofbach geführt. Im Hinblick auf die zunächst befürchteten Beeinträchtigungen für die Umwelt kann das Umweltamt der Stadt Bielefeld für den Schloßhofbach nun Entwarnung geben. 

Bereits kurz nach Auslösung des Feuerwehralarms war die von der Feuerwehrleitstelle angeforderte Rufbereitschaft Umweltschutz des Umweltamtes am Brandort. „Zu den ersten Maßnahmen einer sofortigen Gefahrenabwehr bei einem Brand gehört das Auffangen von Löschwasser und eingesetztem Löschschaum“, erklärt Adam Marek, Abteilungsleiter Technischer Umweltschutz im Umweltamt, der an dem Tag Rufbereitschaft hatte und direkt vor Ort war. „Dazu wurde für den Schloßhofbach in Zusammenarbeit mit dem Umweltbetrieb eine Zwischenspeicherung von Löschwasser in einem Regenrückhaltebecken ermöglicht und mit Hilfe der Feuerwehr eine sogenannte Kanalblase im Ablauf des Regenrückhaltebeckens gesetzt“, erklärte Jörn Bielinski von der Feuerwehr.

Da in einem kurzen Zeitfenster Löschwasser und Löschschaum in den Schloßhofbach gelangt waren, wurden in Kooperation zwischen Umweltamt und Feuerwehr weitere Maßnahmen veranlasst, die den Schaden für die Umwelt erfolgreich minimiert haben. So wurde eine Multibarrierensperre, bestehend aus vier Elementen, in unterschiedlicher Distanz zu der Eintragsstelle gewässerabwärts installiert. Außerdem wurde der Löschschaum mit Hilfe eines Saugwagens aufgenommen. Um in Erfahrung zu bringen, ob und möglicherweise in welchem Umfang die Gewässerökologie Schaden genommen hat, wurden durch das Umweltamt zudem eine Untersuchung der Wirbellosenfauna (Makrozoobenthos) und die Überprüfung des Fischbestandes in Auftrag gegeben sowie Wasserproben gezogen.

Die Untersuchungsergebnisse

„Ich kann für den Schloßhofbach, was das Makrozoobenthos betrifft, Entwarnung geben“, so der Diplom-Biologe und Sachverständige für Fischerei und Gewässerökologie Dr. Hartmut Späh. „Die Löschwassereinleitung im Schloßhofbach hat zu keiner erkennbaren Schädigung der Benthosfauna geführt. Das biologische Besiedlungsbild entsprach an allen Probestellen weitgehend dem, was potentiell auch nach Gewässerstruktur und organischer Belastung zu erwarten wäre“.  An allen vier Probestellen konnte der Gutachter Strudelwürmer, Muscheln, Schnecken, Köcher- oder Eintagsfliegen nachweisen. 

Mit der Untersuchung der Fischfauna hat das Umweltamt einen Fischereisachverständigen beauftragt, der mittlerweile ein vorläufiges Ergebnis der von ihm durchgeführten Elektrobefischung vorgelegt hat. Diese wurde an insgesamt vier Probestrecken, drei davon im Schloßhofbach und eine im Johannisbach, durchgeführt.

In der vom akuten Schadensfall unbeeinträchtigten Vergleichsstrecke konnten Rotauge, Flussbarsch, Bachschmerle, Gründling und Dreistachliger Stichling nachgewiesen werden.

Im Abschnitt unterhalb der Haupteintragsstelle konnten auf einer Gesamtlänge von zweihundert Metern keine Fische dokumentiert werden, so dass der Gutachter in diesem Abschnitt von einem Ausfall des gesamten Fischbestands ausgeht. Das spiegelt auch die eigenen Überprüfungen des Umweltamtes wider, das in diesem Bereich tote Fische, im Wesentlichen Weißfische wie Döbel und Plötze, eingesammelt hatte.

Nur wenige Meter weiter, das heißt im Bereich des Zulaufs des „Gellershagener Bachs“ und der Einmündung in den Johannisbach, sieht es laut Gutachten schon wieder anders aus. Hier konnten Döbel, Flussbarsch, Rotauge und Gründling sowie die vergleichsweise gegenüber Sauerstoffmangel empfindliche Bachforelle festgestellt werden. Im sich daran anschließenden Gewässerabschnitt des Johannisbachs geht der Gutachter davon aus, dass keine Bestandsveränderungen stattgefunden haben.

„Dass Fische in Folge der Brandbekämpfung umgekommen sind, ist schlimm,“ so Tanja Möller, Leiterin des Umweltamtes, „aber ich bin erleichtert, dass sich das Fischsterben im Wesentlichen auf den Bereich unterhalb der Einleitungsstelle beschränkt und es im Gewässer - nur etwas weiter - schon wieder anders aussieht.“ Auch die Analyseergebnisse, dass das Makrozoobenthos nicht beeinträchtigt wurde, deutet darauf hin, dass sich der Schlosshofbach vergleichsweise schnell wieder erholen wird.

So geht es weiter

Ausruhen auf den Analyseergebnissen will sich das Umweltamt jedoch nicht. Bereits vor einigen Wochen sind im Umweltamt die Planungen zur naturnahen Entwicklung des Fließgewässers angelaufen mit der Zielsetzung einer gewässerökologischen Verbesserung. „Die im Rahmen des Brandereignisses erhobenen Daten geben wichtige Hinweise für die Bearbeitung“, ist sich die Amtsleiterin sicher.

Aktuell wertet das Umweltamt die Ergebnisse der Beprobung des Löschwassers aus, das derzeit in vier mobilen Pufferbehältern sowie in einem Tankfahrzeug zwischengelagert wird, aus. Es ist durch die die Absaugmaßnahme im Gewässer, durch das Abpumpen im Vorbecken des Regenrückhaltebeckens sowie durch das Spülen der Regenwasserkanalisation angefallen. „Insgesamt 300 Kubikmeter“, erklärt Marek. „Sobald die Auswertung der Analyseergebnisse abgeschlossen ist, wird in Abstimmung mit der Bezirksregierung Detmold ein Entsorgungsweg festgelegt.“

Das Umweltamt hält für Schadensereignisse mit Auswirkungen auf die Umwelt eine 24-stündige Rufbereitschaft vor. Die Rufbereitschaft kommt auf Anforderung der Leitstelle der Feuerwehr zum Einsatz. Nach einer ersten Lagesichtung ergreifen die Mitarbeitenden des Umweltamtes vor Ort Sofortmaßnahmen zur Gefahrenabwehr auf die Umweltschutzgüter, z. B. auf Gewässer. Das Umweltamt initiiert und koordiniert im weiteren Verlauf auch die erforderlichen Folgemaßnahmen. „Ohne die gemeinsamen und gut aufeinander abgestimmten Maßnahmen von Umweltamt, Umweltbetrieb und Feuerwehr hätten die Schäden im Gewässer auch bedeutend größer ausfallen können. Ich danke allen Beteiligten für ihr hohes Engagement und das Ergreifen der richtigen Maßnahmen zum richtigen Zeitpunkt“, resümiert Tanja Möller.