Diese Vorausberechnung stellt die Wirkung demographischer Prozesse dar. Dazu definiert sie verschiedene Annahmen und berechnet auf deren Grundlage vier Möglichkeiten der Bevölkerungsentwicklung in Bielefeld. Die sogenannte Nullvariante basiert allein auf der Fortschreibung natürlicher Bewegungen, den Geburten und Sterbefällen. Drei weitere Varianten legen Wanderungen innerhalb der Stadt und über die Gemeindegrenze hinaus zugrunde. Dabei bilden die untere und obere Variante einen Korridor dafür, wie sich die Bevölkerungszahl bei Hochrechnung der Annahmen entwickeln könnte. Die Vorausberechnung orientiert sich allein an Geburten-, Sterblichkeits- und Wanderungszahlen.
Solche Vorausberechnungen können nicht alle Faktoren berücksichtigen, die sich auf die Bevölkerungsentwicklung auswirken. Sie liefern jedoch wichtige Erkenntnisse darüber, wie sich Bevölkerungsgruppen unter bestimmten Voraussetzungen entwickeln können. In die Interpretation der Ergebnisse sind jeweils aktuelle Entwicklungen einzubeziehen, z.B. die politische und wirtschaftliche Entwicklung anderer Länder. Vergleiche älterer Vorausberechnungen mit den dann eingetretenen Bevölkerungsentwicklungen ergeben meist Abweichungen, die auf nicht absehbare Faktoren zurückzuführen sind. Solchen Vorausberechnungen liegt eine Wenn-Dann-Berechnung als Modell zugrunde. Abweichungen entstehen also, wenn sich künftige Geburten-, Sterbefall- oder Wanderungszahlen anders verändern als vorausgesetzt.
Diese Vorausberechnung wurde mit der kommunalstatistischen Anwendung SIKURS erstellt.
Für Lebendgeborene sind die Basisjahre 2019 bis 2022 zugrunde gelegt. Die Raten sind nach Stadtbezirken differenziert, da sie sich dort unterscheiden – etwa im Anteil an Singlehaushalten oder dem von deutschen und ausländischen Frauen – und dadurch das Geburtenverhalten beeinflussen. Dies wird für die Vorausberechnung je Stadtbezirk als konstant angenommen – eine Annahme, die auch der letzten Vorausberechnung von IT.NRW zugrunde liegt.
Bei den Sterbefällen werden die Zahlen der Jahre 2017 bis 2019 verwendet und dabei vorausgesetzt, dass die landesweiten Annahmen der Vorausberechnung von IT.NRW für Bielefeld zutreffen. Von 2023 bis 2050 steigt für neugeborene Jungen die Lebenserwartung um 3,3 Jahre (insgesamt: 82,3 Jahre) und für neugeborene Mädchen um 2,7 Jahre (insgesamt: 86,8 Jahre).
Alle Zuzüge nach Bielefeld wurden nach Außentyp (Ausland, NRW, übrige Bundesländer) mittels Quoten auf Geschlechter, Altersgruppen und Stadtbezirke aufgeteilt und dazu inner- und außerstädtische Wanderungsraten ermittelt. Den innerstädtisch zu erwartenden Raten liegen die Basisjahre 2019 bis 2022 zugrunde. Alters- und geschlechtsspezifische Fortzugsraten wurden aus den Basisjahren 2014 bis 2021 (ohne das Jahr 2016) errechnet und bis 2050 als konstant vorausgesetzt.
Ausführungen zu außerstädtischen Wanderungen folgen im Abschnitt zu den Varianten.
Daten zu Lebendgeborenen, Sterbefällen und Wanderungen sind als Download verfügbar.
Da die zukünftige Wanderungsentwicklung unbekannt ist, werden verschiedene Szenarien von Zu- und Fortzügen, sogenannte Varianten, angenommen und fortgeschrieben. Der Bevölkerungsvorausberechnung liegen vier Varianten zugrunde, die sich in ihren Aussagen über Wanderungsgewinne unterscheiden.
Die obere Variante geht optimistisch von vergleichsweise hohen Wanderungsgewinnen aus. Die mittlere Variante erwartet Wanderungsgewinne mit einer schnelleren Anpassung der hohen Zuwanderungszahlen aus dem Jahr 2022 an die langfristigen Mittelwerte im Wanderungssaldo. Die Nullvariante schließlich stellt die theoretische Variante ohne Wanderungen dar.
Die drei Varianten mit Wanderungen unterscheiden Wanderungstypen und zeitliche Entwicklungen der Wanderungszahlen bis zum Jahr 2050 zwischen a) Ausland, b) NRW und c) den übrigen Bundesländern. Nachfolgend ist der Wanderungssaldo vereinfacht abgebildet, die Unterschiede beruhen auf den Zuzügen. Die Fortzugsraten ins Ausland, innerhalb NRWs und der übrigen Bundesländer bleiben konstant, bezogen auf die alters- und geschlechtsspezifische Entwicklung der Bevölkerungsstruktur. Das ist sinnvoll, weil Zuwanderung auch das Abwanderungspotenzial beeinflusst und die Auswirkungen einer veränderten Zuwanderung zu berechnen sind.
Die Annahmen zu Auslandswanderungen von und nach Bielefeld setzen immer Wanderungsgewinne voraus, die sich im Zeitverlauf je nach Variante unterschiedlich verringern.
Die Annahmen zu Wanderungen innerhalb NRWs von und nach Bielefeld setzen bei der unteren Variante anhaltende Wanderungsverluste voraus, bei oberer Variante stellt sich dann eher als bei der mittleren Variante in der Annahme ein Wanderungsgewinne ein, der sich im Zeitverlauf je nach Variante unterschiedlich entwickelt.
Die Annahmen zu Wanderungen mit den übrigen Bundesländern von und nach Bielefeld gehen erst von Wanderungsgewinnen in allen Varianten und später Wanderungsverlusten bei mittlerer und unterer Variante aus, die sich im Zeitverlauf je nach Variante bis 2050 unterschiedlich verändern.
Daten zu den Wanderungen nach Außentypen für die Jahre der Vorausberechnung sind als Download verfügbar.